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Tettau, Wilhelm
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 13): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Erfurt und des Erfurter Landkreises — Halle a. d. S., 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.41154#0328
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308

Kreis Erfurt.

Nachdem die Reformation in Erfurt Aufnahme gefunden, hörte der Gottes-
dienst in der Paulskirche auf, indem die Eingepfarrten sich der Kirche des Prediger-
klosters zuwendeten, in welcher bereits seit 1521 evangelisch gepredigt ward, und
in welche sie demnächst auch formell eingepfarrt wurden. Doch ward die Pauls-
kirche einstweilen noch erhalten und 1683 beschloss die Predigergemeinde sogar
sie wieder instand zu setzen, damit bei besonderen Gelegenheiten darin Gottes-
dienst abgehalten werden könne, ein Beschluss der jedoch, wohl wegen unzu-
länglicher Mittel, nicht zur Ausführung gelangte. (Nachricht, d. Predig. Kirche
betreffend, S. 25.)
Bei dem grossen Brande von 1736 wurde die Kirche selbst zwar zerstört,
der Thurm aber erhalten; nur dessen Spitze ward beschädigt, so dass die darin
aufgehängten Glocken schmolzen. 1737 wurde der Thurm wiederhergestellt und
um ein Geschoss erhöht, und es wurden am 3. März 1738 drei neugegossene
Glocken in ihm aufgehängt (Beyer Nachtr. S. 6). Die stehengebliebenen Mauern
der Kirche wurden erst 1759 ganz beseitigt.
Dieselbe hatte nach der Predigerstrasse zu zwei hohe spitzbogige Fenster,
ausserdem vier kleinere die erst später hineingebrochen waren. Eine Abbildung
von ihr in ihrem letzten Zustande vor dem Brande findet sich in der Chronik
von Sam. Fritz S. 339.
Der Thurm, der von dem ganzen Bau allein noch übrig, 1465 errichtet
und spätgothisch ist, enthält fünf Geschosse, von denen die drei unteren viereckig
sind, die beiden oberen etwas zu rück treten den aber abgestumpfte Ecken haben
und daher achteckig sind. Die Stockwerke werden durch Kaffgesimse äusserlich
angedeutet; das des vierten bildet eine gebrochene Linie. Der Thurm ist theils von
gehauenen, theils von Bruchsteinen erbaut. Die Dicke der Mauer beträgt in den
beiden untersten Stockwerken 5', im dritten 4n/4', im obersten 41/2 L Er ist in
den vier unteren mit kleinen viereckigen Lichtöffnungen, im obersten mit vier
spitzbogigen Fenstern ohne Masswerk versehen, und wird durch ein niedriges
achtseitiges Zeltdach bedeckt, dessen Spitze 1875 mit einem vergoldeten Kreuze
versehen wurde. An das unterste Geschoss des Thunnes schliesst sich gegen
Westen ein noch von der Kirche herrührender Anbau an. Eine Abbildung des
Thunnes hat Puttrich 1. c. Taf. II mitgetheilt, der denselben aber ungenau S. 21
den zweiten Thurm der Predigerkirche nennt, da er dieser doch nur als Glocken-
thurm dient.
Er erhielt drei zum Ersatz für die beim Brande von 1736 geschmolzenen,
1737 von N. J. Sorber gegossene Glocken, von denen aber die eine infolge Un-
vorsichtigkeit eines Läuters unbrauchbar geworden ist. (Die Angaben über Gewicht,
Masse, Ton und die Umschriften der Glocken bei Quehl, Predigerkirche S. 138 und
bei Hartung, 1. c. S. 340.)

F. Der Georgentliurm.
Hartung, Häuserchronik Th. II, S. 160—162.
Die Georgenkirche lag an der Ecke der nach ihr benannten Georgsgasse
und der Michaelisstrasse, zwischen dieser und dem noch vorhandenen Thurme.
Ihre Gründung fällt in eine sehr frühe Zeit, da schon 1066 eine Gemeinde
nach ihr benannt wurde. Sie gehörte zu den Kirchen die 1181 Pfarrkirchen wurden.
 
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