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Ureis Erfurt.
städtischen Pfand- und Leihanstalt befinden, die höhere Knabenschule darin unter-
gebracht hat.
Dieses Vordergebäude (Nr. 72) ist in spätgothischem Styl, aber reich und ge-
schmackvoll, gebaut. Seine Mitte nimmt ein grosses Portal (Nr. 73, 74) ein, dessen
aus einem gestreckten Eselsrücken bogen gebildete, mit Krabben verzierte Spitze
sich bis zum Dach erhebt und in eine zierliche Kreuzblume ausläuft. Seine Ein-
fassung bildet eine tiefe Nische in deren Wänden Stab werk und Hohlkehlen
wechseln und sich durchschlingen. (Abbildung und Profil bei Kallenbach, 1. c.,
Taf. LXXV, 1, a und b.)
Auf den beiden Seiten des Portals befinden sich achteckige Säulen, die weiter
hinauf über einem mit Facetten verzier ungen versehenen Verbindungsstück gerieft
sind und weitausladende Kragsteine tragen. Die Bildsäulen, welche darauf ge-
standen, sind zwar nicht mehr da, wohl aber noch die zierlichen Baldachine.
Die Fenster sind durchgängig gekuppelt; in der unteren Beihe wechseln
solche, die mit einem Eselsrückenbogen abschliessen (Kallenbach, 1. c. S. 2) mit
durchaus viereckigen; die obere Beihe enthält nur solche.
Auf beiden Seiten der Spitze des Portals finden sich nachstehende Inschriften:
1. Oculis, viator, quam vides stupentibus,
Bes mira dictu, fecit haec se ipsam domus
Titulum perennem vera scripsit gloria.
Aeternitas ditavit. Omnes Gratiae
Famulantür intus et novem Pedisequae.
Begina rerum possidet Sapientia,
Fortuna nescit bis bonis auctam domum.
J nunc, viator, ista mirare ut lubet.
2. Heus tu quo properas, viator? audi:
Auctor sum domus artium bonarum,
Morum fida parens, Magistra vitae,
Virtutum via, gloriosa magni
Sectatrix Academiae Platonis.
Felices facio, bonis rependo
Coelum pro meritis . An hoc viator
Tanti non erat, ut rogare veiles.
Der Saal, welcher früher das grosse Auditorium enthielt und durch seine
prachtvolle Ausschmückung berühmt war, ist neuerdings, möglichst in Anschluss
an die frühere Form, wieder hergestellt und wird jetzt als Aula benutzt. Er
nimmt die grössere nördliche Hälfte des Oberstocks des Gebäudes ein. Obwohl
an sich nicht gerade niedrig, erscheint er doch so in Verhältniss zu seiner Länge
und Breite. Seine flache Decke wird von einem mächtigen viereckigen Pfeiler ge-
stützt, dessen Kanten runde Halbsäulen bilden. Seine Beleuchtung erfolgt von
drei Seiten. Nach der Furthmühlgasse zu gehen drei grössere viereckige vier-
gekuppelte Fenster mit reichem Masswerke, in welchem der Eselsrückenbogen vor-
herrscht. Zwischen denselben befinden sich starke vorspringende dreikantige
Pfeiler mit Konsolen, Nischen und im unteren Theile gewundenen Säulchen. Ueber
dem Ganzen ist ein weit ausladendes ornamentirtes Gesimse. Auf der nach der
Ureis Erfurt.
städtischen Pfand- und Leihanstalt befinden, die höhere Knabenschule darin unter-
gebracht hat.
Dieses Vordergebäude (Nr. 72) ist in spätgothischem Styl, aber reich und ge-
schmackvoll, gebaut. Seine Mitte nimmt ein grosses Portal (Nr. 73, 74) ein, dessen
aus einem gestreckten Eselsrücken bogen gebildete, mit Krabben verzierte Spitze
sich bis zum Dach erhebt und in eine zierliche Kreuzblume ausläuft. Seine Ein-
fassung bildet eine tiefe Nische in deren Wänden Stab werk und Hohlkehlen
wechseln und sich durchschlingen. (Abbildung und Profil bei Kallenbach, 1. c.,
Taf. LXXV, 1, a und b.)
Auf den beiden Seiten des Portals befinden sich achteckige Säulen, die weiter
hinauf über einem mit Facetten verzier ungen versehenen Verbindungsstück gerieft
sind und weitausladende Kragsteine tragen. Die Bildsäulen, welche darauf ge-
standen, sind zwar nicht mehr da, wohl aber noch die zierlichen Baldachine.
Die Fenster sind durchgängig gekuppelt; in der unteren Beihe wechseln
solche, die mit einem Eselsrückenbogen abschliessen (Kallenbach, 1. c. S. 2) mit
durchaus viereckigen; die obere Beihe enthält nur solche.
Auf beiden Seiten der Spitze des Portals finden sich nachstehende Inschriften:
1. Oculis, viator, quam vides stupentibus,
Bes mira dictu, fecit haec se ipsam domus
Titulum perennem vera scripsit gloria.
Aeternitas ditavit. Omnes Gratiae
Famulantür intus et novem Pedisequae.
Begina rerum possidet Sapientia,
Fortuna nescit bis bonis auctam domum.
J nunc, viator, ista mirare ut lubet.
2. Heus tu quo properas, viator? audi:
Auctor sum domus artium bonarum,
Morum fida parens, Magistra vitae,
Virtutum via, gloriosa magni
Sectatrix Academiae Platonis.
Felices facio, bonis rependo
Coelum pro meritis . An hoc viator
Tanti non erat, ut rogare veiles.
Der Saal, welcher früher das grosse Auditorium enthielt und durch seine
prachtvolle Ausschmückung berühmt war, ist neuerdings, möglichst in Anschluss
an die frühere Form, wieder hergestellt und wird jetzt als Aula benutzt. Er
nimmt die grössere nördliche Hälfte des Oberstocks des Gebäudes ein. Obwohl
an sich nicht gerade niedrig, erscheint er doch so in Verhältniss zu seiner Länge
und Breite. Seine flache Decke wird von einem mächtigen viereckigen Pfeiler ge-
stützt, dessen Kanten runde Halbsäulen bilden. Seine Beleuchtung erfolgt von
drei Seiten. Nach der Furthmühlgasse zu gehen drei grössere viereckige vier-
gekuppelte Fenster mit reichem Masswerke, in welchem der Eselsrückenbogen vor-
herrscht. Zwischen denselben befinden sich starke vorspringende dreikantige
Pfeiler mit Konsolen, Nischen und im unteren Theile gewundenen Säulchen. Ueber
dem Ganzen ist ein weit ausladendes ornamentirtes Gesimse. Auf der nach der