Wandersiebeil,
401
Am Wege nach Schloss Gleichen, 1 km vom Dorfe entfert, steht ein steinernes
Kreuz (Nr. 9) mit schmalem vertieft eingehauenem Felde für eine, jedoch nicht
mehr erkennbare Inschrift. Auf der Rückseite
ist mit einer Schrift, die offenbar jünger ist als
das Kreuz in den Stein geritzt: Weg nach Wanders-
leben. — Noch hundert Schritte weiter ist am
Wege ein kleineres Kreuz, dessen Zweck und
Veranlassung gleichfalls unbekannt sind, doch
werden beide Kreuze im Volksmunde als Mord-
kreuze bezeichnet.
Zwei 1<m südlich von Wandersleben liegt das
Schloss Gleichen.* 1 2 * 4 5 6 7 Wann dieses zuerst erbaut
sei, ist nicht bekannt Man weiss nur, dass es
bereits im 11. Jahrh. — es kommt damals unter
dem Namen Glico, Gligen, Geligen, Glichen auch Glychin vor — eine sehr feste Burg
— castrum valde munitum wie Dodechinus bei Marianus Scotus es nennt — gewesen
ist. In den Reinhardsbrunner Annalen wird es schon unter dem Jahre 1034 genannt.
1089 wurde darin Marggraf' Egbert II. erfolglos von König Heinrich VI. belagert.
Im 12. Jahrh. gelangte es in den Besitz der Grafen von Tonna. Urkundlich
erscheint zuerst 1162 ein Mitglied dieser Familie, Erwin, mit der Bezeichnung eines
Grafen von Gleychen; in einer chronikalen Nachricht der Reinhardsbrunner
Annalen wird jedoch schon beim Jahre 1116 ein Graf Erwin von Gleichen genannt.
Diese Familie ist es denn wohl, die man als die Erbauer des Schlosses, wie es
auf die spätere Zeit gelangt und in seinen Trümmern noch jetzt vorhanden ist,
ansehen muss.
Anscheinend hat jene, wenn sie auch den Namen davon annahm, doch das-
selbe anfangs nicht selbst bewohnt, sondern es durch Burgmänner verwalten lassen;
denn sonst würde es sich schwerlich in einem so schmählichen Zustande befunden
haben, wie Erzbischof Conrad I. von Mainz es (1187—1190) schildert: castrum —
in Glichen comiti Ernesto infeodatum prorsus destructum invenimus (Stumpf,
Acta Mogunt. p 114). Erst von der Zeit an, wo Tonna und Gleichen verschiedene
Besitzer hatten, wurde das letztere die ständige Residenz einer Linie. Werneburg
glaubt (1. c. S. 32), dass Graf Lamprecht (f 1228) es gewesen sei, der zuerst seinen
festen Wohnsitz in Gleichen genommen.
1 Von der sehr reichhaltigen diesen Gegenstand betreffenden Literatur mögen hier nur
erwähnt werden:
1. Sagittarii Historia der Grafsch. Gleichen ans Licht gestellt von Cyprian. Frankf. a M. 1782.
2. Hellbachs Histor. Nachr. von den Thüring. Bergschlössern Gleichen, Mühlberg und
Wachsenburg. Erfurt 1802.
2. Desselben Archiv für die Geographie, Geschichte und Statistik der Grafschaft Gleichen,
II. Bändchen. Altenburg 1805.
4. (Adloff, J. A.) Historische Beschreibung der drei thüring. Bergschlösser Gleichen,
Mühlberg und Wachsenburg. Gotha 1824,
5. Polack, C., Wachsenburg, Mühlberg und Gleichen, die thüring. drei Gleichen. Gotha 1859.
6. Werneburg, FI., Burg Gleichen und deren älteste Besitzer (Mittheil, des Vereins für
die Geschichte und Alterthumskunde von Erfurt. Heft VI).
7. Derselbe Ueber die sog. drei Gleichen, die Burg Gleichen u s. w. (ibid. IX, S 193 ff).
Landkr. Erfurt. 26
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Am Wege nach Schloss Gleichen, 1 km vom Dorfe entfert, steht ein steinernes
Kreuz (Nr. 9) mit schmalem vertieft eingehauenem Felde für eine, jedoch nicht
mehr erkennbare Inschrift. Auf der Rückseite
ist mit einer Schrift, die offenbar jünger ist als
das Kreuz in den Stein geritzt: Weg nach Wanders-
leben. — Noch hundert Schritte weiter ist am
Wege ein kleineres Kreuz, dessen Zweck und
Veranlassung gleichfalls unbekannt sind, doch
werden beide Kreuze im Volksmunde als Mord-
kreuze bezeichnet.
Zwei 1<m südlich von Wandersleben liegt das
Schloss Gleichen.* 1 2 * 4 5 6 7 Wann dieses zuerst erbaut
sei, ist nicht bekannt Man weiss nur, dass es
bereits im 11. Jahrh. — es kommt damals unter
dem Namen Glico, Gligen, Geligen, Glichen auch Glychin vor — eine sehr feste Burg
— castrum valde munitum wie Dodechinus bei Marianus Scotus es nennt — gewesen
ist. In den Reinhardsbrunner Annalen wird es schon unter dem Jahre 1034 genannt.
1089 wurde darin Marggraf' Egbert II. erfolglos von König Heinrich VI. belagert.
Im 12. Jahrh. gelangte es in den Besitz der Grafen von Tonna. Urkundlich
erscheint zuerst 1162 ein Mitglied dieser Familie, Erwin, mit der Bezeichnung eines
Grafen von Gleychen; in einer chronikalen Nachricht der Reinhardsbrunner
Annalen wird jedoch schon beim Jahre 1116 ein Graf Erwin von Gleichen genannt.
Diese Familie ist es denn wohl, die man als die Erbauer des Schlosses, wie es
auf die spätere Zeit gelangt und in seinen Trümmern noch jetzt vorhanden ist,
ansehen muss.
Anscheinend hat jene, wenn sie auch den Namen davon annahm, doch das-
selbe anfangs nicht selbst bewohnt, sondern es durch Burgmänner verwalten lassen;
denn sonst würde es sich schwerlich in einem so schmählichen Zustande befunden
haben, wie Erzbischof Conrad I. von Mainz es (1187—1190) schildert: castrum —
in Glichen comiti Ernesto infeodatum prorsus destructum invenimus (Stumpf,
Acta Mogunt. p 114). Erst von der Zeit an, wo Tonna und Gleichen verschiedene
Besitzer hatten, wurde das letztere die ständige Residenz einer Linie. Werneburg
glaubt (1. c. S. 32), dass Graf Lamprecht (f 1228) es gewesen sei, der zuerst seinen
festen Wohnsitz in Gleichen genommen.
1 Von der sehr reichhaltigen diesen Gegenstand betreffenden Literatur mögen hier nur
erwähnt werden:
1. Sagittarii Historia der Grafsch. Gleichen ans Licht gestellt von Cyprian. Frankf. a M. 1782.
2. Hellbachs Histor. Nachr. von den Thüring. Bergschlössern Gleichen, Mühlberg und
Wachsenburg. Erfurt 1802.
2. Desselben Archiv für die Geographie, Geschichte und Statistik der Grafschaft Gleichen,
II. Bändchen. Altenburg 1805.
4. (Adloff, J. A.) Historische Beschreibung der drei thüring. Bergschlösser Gleichen,
Mühlberg und Wachsenburg. Gotha 1824,
5. Polack, C., Wachsenburg, Mühlberg und Gleichen, die thüring. drei Gleichen. Gotha 1859.
6. Werneburg, FI., Burg Gleichen und deren älteste Besitzer (Mittheil, des Vereins für
die Geschichte und Alterthumskunde von Erfurt. Heft VI).
7. Derselbe Ueber die sog. drei Gleichen, die Burg Gleichen u s. w. (ibid. IX, S 193 ff).
Landkr. Erfurt. 26