I. Kirchliche Gebäude.
— I). Ürsprüngl., Klöstern incorp., Pfarrkirchen. 24i
herstellung erfolgt sei, steht nicht fest. Jedenfalls ist dies in nicht sehr solider
Weise geschehen, da sich schon am Anfänge des 15. Jahrh. ein Neubau nöthig
gemacht hat, der 1409—1473 stattfand.1 Den Beginn machte 1409 die Erbauung
desThurmes, ausweislich der an dessen Südseite befindlichen Inschrift in vertiefter
neugothischer Minuskel:
Anno dm mcccoccix° in die gregorii incepta est hec structura turris,
sodann folgt 1434 die des Langhauses, dessen auf dem südwestlichen Strebepfeiler,
dicht unter dem Gesimse, befindliche Inschrift lautet:
Anno dni mccccxxxim sabbato post ascensionis incepta est hec structura.
Wenn Falkenstein bemerkt, dass dieser Bau 1435 vollendet sei, und Kruspe
(Neuster Führer S. 21) anführt, dass die Kirche in dem genannten Jahre mit einem
sehr kunstreichen Gewölbe versehen worden, so mag dies seine Richtigkeit haben,
dagegen ist der Bau des Chors erst 1472 begonnen und 1473 beendet. Denn die
beiden an diesem befindlichen Inschriften in neugothischer Minuskel lauten:
ano dm m°cccc°lxxii quarto post urbani incepta est hec structura
hujus chori
und
ano dm m° cccc° lxxiii vigilia jacobi completa est hec structura hujus
chori.
Wenn die Reihenfolge, in welcher die einzelnen Gebäudetheile in Angriff
genommen sind, hier eine andere gewesen ist als die gewöhnliche — Chor, Lang-
haus, Thurm — so hat dies wohl darin seinen Grund gehabt, dass man sich davon
hat leiten lassen, in welchem Masse ein Neubau nothwendig geworden ist
Der damalige Bau ist im wesentlichen noch vorhanden.
Als selbständige Pfarrkirche hat die Wigbertikirche bis zur Reformation fort-
bestanden; nach deren Einführung in Erfurt hörte zunächst der Gottesdienst in
ihr ganz auf, weil sehr bald die meisten Eingepfarrten zur neuen Lehre übertraten
und sich der benachbarten, zu einer Pfarrkirche erhobenen Kirche des Barfüsser-
klosters zuwendeten. Doch nahmen die Evangelischen die Wigbertikirche nicht
formell in Besitz (Friese 1. c. II, S. 591). Diese wurde sogar 1530 durch Ver-
mittelung des Rathsmeisters Christoph Milwitz den Katholiken wieder eingeräumt
und ein katholischer Geistlicher als Pfarrer bestellt. Doch verfiel sie, da die Ein-
künfte nicht ausreichten, um die Gebäude baulich im Stande zu erhalten (ibid S. 592),
auch war das Verhältniss ein gemischtes, da die im Laufe der Zeit eingetretenen
weltlichen Mitglieder des Kirchenvorstandes, die Altarleute, schliesslich sämmtlich
1 Die bisherigen Angaben über die Erbauungszeit weichen allerdings hiervon ab, müssen
aber denen der Inschriften nachstehen. Gudenus (Hist. p. 134) setzt die Erbauung in das
Jahr 1425, und beruft sich dabei auf eine in der Umfassungsmauer befindliche Inschrift, die
aber nicht das von ihm genannte Jahr, sondern 1434 hat; ihm folgt Friese (1. c. I, 189).
Möller (Barfiisserlrirche S. 66) giebt 1415-1431; Hartung, unter Berufung auf eine Handschr.
der Kgl. Bibliothek zu Erfurt für den Bau der Kirche 1472, für den Beginn des Chorbaus
3. Januar 1473 (1. c. S. 244), theilt aber selbst (ibid. S. 367) die Inschrift mit, nach welcher
der Bau des Langhauses 14 34 begonnen ist. Kruspe (Neuster Führer S. 21) setzt den Bau
in die Jahre 1409 — 1435, Falkenstein (Hist. S. 308) die Vollendung des Baues in das Jahr 1435.
Kr. Erfurt. 16
— I). Ürsprüngl., Klöstern incorp., Pfarrkirchen. 24i
herstellung erfolgt sei, steht nicht fest. Jedenfalls ist dies in nicht sehr solider
Weise geschehen, da sich schon am Anfänge des 15. Jahrh. ein Neubau nöthig
gemacht hat, der 1409—1473 stattfand.1 Den Beginn machte 1409 die Erbauung
desThurmes, ausweislich der an dessen Südseite befindlichen Inschrift in vertiefter
neugothischer Minuskel:
Anno dm mcccoccix° in die gregorii incepta est hec structura turris,
sodann folgt 1434 die des Langhauses, dessen auf dem südwestlichen Strebepfeiler,
dicht unter dem Gesimse, befindliche Inschrift lautet:
Anno dni mccccxxxim sabbato post ascensionis incepta est hec structura.
Wenn Falkenstein bemerkt, dass dieser Bau 1435 vollendet sei, und Kruspe
(Neuster Führer S. 21) anführt, dass die Kirche in dem genannten Jahre mit einem
sehr kunstreichen Gewölbe versehen worden, so mag dies seine Richtigkeit haben,
dagegen ist der Bau des Chors erst 1472 begonnen und 1473 beendet. Denn die
beiden an diesem befindlichen Inschriften in neugothischer Minuskel lauten:
ano dm m°cccc°lxxii quarto post urbani incepta est hec structura
hujus chori
und
ano dm m° cccc° lxxiii vigilia jacobi completa est hec structura hujus
chori.
Wenn die Reihenfolge, in welcher die einzelnen Gebäudetheile in Angriff
genommen sind, hier eine andere gewesen ist als die gewöhnliche — Chor, Lang-
haus, Thurm — so hat dies wohl darin seinen Grund gehabt, dass man sich davon
hat leiten lassen, in welchem Masse ein Neubau nothwendig geworden ist
Der damalige Bau ist im wesentlichen noch vorhanden.
Als selbständige Pfarrkirche hat die Wigbertikirche bis zur Reformation fort-
bestanden; nach deren Einführung in Erfurt hörte zunächst der Gottesdienst in
ihr ganz auf, weil sehr bald die meisten Eingepfarrten zur neuen Lehre übertraten
und sich der benachbarten, zu einer Pfarrkirche erhobenen Kirche des Barfüsser-
klosters zuwendeten. Doch nahmen die Evangelischen die Wigbertikirche nicht
formell in Besitz (Friese 1. c. II, S. 591). Diese wurde sogar 1530 durch Ver-
mittelung des Rathsmeisters Christoph Milwitz den Katholiken wieder eingeräumt
und ein katholischer Geistlicher als Pfarrer bestellt. Doch verfiel sie, da die Ein-
künfte nicht ausreichten, um die Gebäude baulich im Stande zu erhalten (ibid S. 592),
auch war das Verhältniss ein gemischtes, da die im Laufe der Zeit eingetretenen
weltlichen Mitglieder des Kirchenvorstandes, die Altarleute, schliesslich sämmtlich
1 Die bisherigen Angaben über die Erbauungszeit weichen allerdings hiervon ab, müssen
aber denen der Inschriften nachstehen. Gudenus (Hist. p. 134) setzt die Erbauung in das
Jahr 1425, und beruft sich dabei auf eine in der Umfassungsmauer befindliche Inschrift, die
aber nicht das von ihm genannte Jahr, sondern 1434 hat; ihm folgt Friese (1. c. I, 189).
Möller (Barfiisserlrirche S. 66) giebt 1415-1431; Hartung, unter Berufung auf eine Handschr.
der Kgl. Bibliothek zu Erfurt für den Bau der Kirche 1472, für den Beginn des Chorbaus
3. Januar 1473 (1. c. S. 244), theilt aber selbst (ibid. S. 367) die Inschrift mit, nach welcher
der Bau des Langhauses 14 34 begonnen ist. Kruspe (Neuster Führer S. 21) setzt den Bau
in die Jahre 1409 — 1435, Falkenstein (Hist. S. 308) die Vollendung des Baues in das Jahr 1435.
Kr. Erfurt. 16