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Bergner, Heinrich [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 24): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Naumburg — Halle a. d. S., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.25507#0164
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Naumburg. Dom. Glasmalereien des Westchores.

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Palette gemildert wird. Und die kleinen, wechselnden Lokaltöne sind wieder so
gegeneinander abgewogen, daß der Eindruck von Buntheit nicht entstehen kann.

Was die Technik anlangt, die eigentliche Malweise, so ist natürlich durch
die Erneuerung die ursprüngliche Handschrift des Künstlers verwischt. Es ist
nun gar kein Zweifel und die alten Photographien bestätigen dies, daß er durch
die Schattengebung, lediglich mit Schwarzlot, seinen Figuren Rundung, seinen
Gesichtern Leben und Ausdruck gegeben hat. Hätten wir das noch vor Augen,
so würde das Urteil über ihn anders lauten. Was Franke beim „Abwaschen“
übrig gelassen — und das alte Schwarzlot fällt schon bei der leisesten Berührung
ab — oder neu dafür aufgestrichen hat, ist viel zu zaghaft und verliert sich im
Licht. — Im übrigen steht die Technik auf der Linie des Theophilus, also Mosaik
von kleinen, in der Masse gefärbten Glasstücken, Malfarbe nur Schwarzlot; Über-
fangrot und Kunstgelb noch unbekannt. Das Glas ist 3—5 mm dick. Die
Sturmstangen sind jedesmal durch die Mitte einer Figur gelegt. Kotbleie kommen
nicht vor. Die Bemerkung, daß in der Palette des Künstlers „alle Farben des
Regenbogens in je acht bis zehn Abstufungen, also 50—60 Farbentöne, vertreten“
seien, ist nicht recht verständlich. Denn aus Theophilus ergibt sich, daß man
zu seiner Zeit höchstens 20 Farben kannte und ungebrochen verwandte, daß
aber einzelne Farben, z. B. Rot, beim Brand in der Muffel unter verschiedenen
Hitzegraden den Ton veränderten.

Das Priesterfenster ist durch den Teppichgrund auf Blau gestimmt. Der-
selbe setzt sich aus folgenden Elementen zusammen. Links: Blaue Kante mit
goldenen Kugeln und Vier blättern im Wechsel, Kante von roten und blauen
Akanthusblättern, blaue Leiste mit weißen Kugeln, das mittlere breite Band mit
Würfelmuster, darin goldenes Yierblatt und vier rote Eckrosetten auf Blau. Der
Figurenrahmen hat eine Fassung von gereihten Akanthusblättern in Rot, der
innere Grund ist blau. Rechts: Kante mit blauen Vierblättern und goldenen
Rosetten, Kante von gelben und grünen Akanthusblättern, dann weißgelber
Kugelstreif und mittleres Band mit Rautenmuster, darin rote Vierblätter von
gelbem Kugelstreif eingefaßt, blaue Rosetten in den Ecken. Die Fassung wie
rechts, doch in Blau, der innere Grund rot. Die Figuren sind durch Beiscbriften
zu Seiten der Köpfe bezeichnet, die Buchstaben wie üblich aus dem blauen resp.
roten Grunde geschliffen.

11. [BeRSHOLD? . RUGNB . £PC .] 12. [RIWIR9 RV6NB . LPG .]

a) Die Diakonen und Märtyrer, als solche durch die Amtstracht und
Palmen bezeichnet, sind streng frontal dargestellt, nur Eleutherius bewegt sich
im Tänzerschritt. 1 und 2 tragen die goldenen Palmen rechts, Bücher links,
3—5 umgekehrt, die Palmen grün. Sie haben weiße oder gelbe Nimben. Die

1. Das Priesterfenster.

I.S. ST6PHANVS

2. SANCT? CIRIAC?

3. [S . VIRCLRSIVS]

4. S . LAURLNSIVS

5. SANGT®) LLeVTReRI?

6. S . URLUORI?

7. S . N1COLAVS

8. S . MARTIN?

9. S . AVGVSTIN?

10. S . AMBROSI?
 
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