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Bergner, Heinrich [Hrsg.]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 24): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Naumburg — Halle a. d. S., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.25507#0165
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136

Kreis Naumburg.

Tracht ist korrekt — Umbral, Tunika mit reichen Borten, Manipel über den Arm
gehängt mit Fransen, gemusterte Alba und gestickte Schuhe. Nur ist dem Künstler
eine zunächst ganz unerklärliche Entgleisung passiert, indem er den Diakonen
das bischöfliche Pektorale verleiht, einen schmalen Streifen um die Schultern
mit Brustschildchen. Die Zuammenstellung der Farben ergibt die Tabelle:

1

Tunika

Borte

Alba

Umbral

Pektorale

Manipel

1.

grün

gold

weiß

weiß

weiß

gold

2.

grün

rot

weiß

blau

violett

grau

3.

rot

gold

weiß

erneuert

erneuert

erneuert

4.

gold

rot

blau

blau

rot

blau

5.

violett

gold

bell violett

grau

gold

grün

Die volle obere Hälfte des Vincentius ist erneuert.

b) Die Bischöfe sind die drei lateinischen Kirchenlehrer Ambrosius (10),
Augustin (9) und Gregor (6). Statt des vierten Hieronymus sind die beiden
beliebtesten heiligen Bischöfe Martin (8) und Nikolaus (7) eingesetzt. Die Stellung
ist wieder frontal, die Kleidung bis auf kleine Unterschiede einförmig. Man sieht
übereinander Alba, Tunika, Kasel. Auf dem Haupt ruht die niedrige Mitra, über den
rechten Unterarm hängt das Manipel, unter dem weißen Humeral das Pektorale mit
Schildchen, darunter tragen 6, 7 und 8 das Pallium (weiß mit schwarzen Kreuzen),
bei 6, 7 und 10 sind die Enden des Cingulums sichtbar, 7 und 9 tragen Bücher;
der Bischofsstab ist ohne Knauf in eine schneckenförmige Kurvatur gebogen,
6—8 tragen ihn rechts, 9 und 10 links. Die Haare sind bei 6 und 10 blau, sonst
braun. Die Kasel ist wie üblich mit den Armen hochgerafft, sodaß reiche,
sorgfältig studierte Faltenstrahlen entstehen und das andersfarbige Futter sichtbar
wird. Nur 8 hat sie links fallen lassen und den Stab durch die Kasel hindurch
gefaßt. An diesem Halbfenster kann man das rein formale "Verfahren des
Künstlers beobachten und ebenso künstlich ist die Farbenzusammenstellung aus-
geklügelt. Doch sind in der Tabelle noch gar nicht alle kleinen Nuancen und
Wechsel an Zieraten, Borten und Umschlägen aufgenommen.

Hände

1 Kasel mit Futter

Tunika

Borte

Alba

Mitra

Manipel

Franse

Pektoral

linke

rechte

6.

blau

gelb

grün

gold

violett

rot

grün

gold

gold

segnend

Stab unten

7.

grün

rot

blau

gelb

weiss blau

gold

grün

braun

Buch

Stab oben

8.

violett

gelb

grün

gold

weiss

blau gold

weiss

grün

braun

segnend

Stab

9.

gelb

violett

grün

gold

violett

weiss grün

weiss

blau

blau

Stab

Buch

10.

blau

grün

gold

blau

weiss

grau rot

violett

rot

gold

Stab

an der Brust

Auffällig bleibt es immerhin, daß der Versuch, die Diakonen und Bischöfe durch
ihre besonderen Attribute zu charakterisieren, nicht gemacht ist. Wenigstens beim
Papst Gregor könnte man die Tiara erwarten. Aber auch die anderen Kleriker
waren doch um 1270 schon längst mit ihren Attributen ausgezeichnet.
 
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