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Bergner, Heinrich [Editor]
Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen (Band 24): Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Naumburg — Halle a. d. S., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.25507#0210
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Naumburg. Dom. Grabdenkmäler.

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Orten aufgestellt, die wenigsten noch an ihrer ursprünglichen Stelle. Eine
Rekonstruktion des ganzen Bestandes mit einem Lageplan der Gräber würde
doch weit über unsere Aufgabe hinausgehen, und da schon Mitzschke die Notizen
über die verlorenen Monumente aus Schoch beigebracht hat, können wir uns
darauf beschränken, den gegenwärtigen Bestand in örtlicher Reihenfolge auf-
zunehmen.

Im Süd kreuz. 1. Epitaph des Reichsgrafen Ernst Dietrich Marschall,
f 1771 (Taf. II1), ziemlich hoch an der Ostwand angebracht, aus schwarzem und
weißem Marmor. Eine auf Triglyphen ruhende und von Gebälk eingefaßte Tafel
trägt das vergoldete Kopfbild im Profil mit Lorbeer. Darauf steht eine Urne,
welche von Guirlanden (wie Korallen) umkränzt wird, wie auch ein Lorbeerkranz
durch die Triglyphen gezogen ist. Rechts steht auf dem Gebälk der Helm, links
das Wappen auf Marschallstäben, dahinter eine Yiktoria mit Zinnenkrone, welche
sich nach vorn bewegt, um einen Palmzweig über das Bildnis zu halten. Diese
Pigur ist ein gesuchter Akt, in glatter, oberflächlicher, derbsinnlicher Auffassung.
Mantel und Kleid sind von der Schulter gefallen, sodaß die unnatürlich feisten
Brüste, Nacken und Arme sichtbar werden. Das Gesicht ist süßlich traurig. Die
Gewandung ist einfach, aber schwächlich behandelt. An der Tafel die Worte:
TVTELA PR/ESENS AVSTRI/E GERMANI/EQVE DECVS. Yergl. den Grab-
stein No. 5.

2. Grabgitter des Domdechanten F. v. Berbisdorf, f 1684. Es sind
runde Rankenstäbe in das gerade Gerüst gebogen und zusammengenietet, welche
in einfache Blätter, Rosen, Nelken, Astern u.s. w. auslaufen, dazwischen Yögel
und Schildchen, worauf Sprüche und Liedverse geschrieben sind. Oben finden
sich Gemälde auf Blech in Lorbeerkränzen, die Auferstehung Christi, darüber
die Hoffnung, die Kreuzigung, darüber Glaube mit Kreuz, Grablegung, darüber
Liebe, ein Kind führend. Trotz Bemalung und Yergoldung wirkt das Ganze
geschmacklos.

3. (In der Taufkapelle) Grabstein der Maria Magdalena v. Osterhausen,
f 30. Januar 1673, eine schwarze Schieferplatte auf niedrigem Sockel, mit Arclii-
trav und geschwungenem Aufsatz. Eine aufgelegte Achteckplatte trägt in mehr-
farbigen Steinen die Wappen der Osterhausen und Bellin. Das Werk ist m. E.
Ton, gebrannt, geschliffen und täuschend in den verschiedenen Steinfarben bemalt.
Darüber die kalligraphischen Personalien, darunter der Leichentext Ps. 73, 25. 26.

4. Grabstein des Dompropstes Hans Sigmund von Osterhausen, f 3.April
1679. Im Aufsatz eine von geflügelten Engelsköpfen eingefaßte Kartusche mit
dem Leichentext Röm. 14, 7—9. Auf der Schriftplatte oben die Wappen von
Osterhausen und Gleisenthal, unter der Schrift ein Engelskopf.

Im Südschiff. 5. Grabstein des Reichsgrafen Ernst Dietrich Marschali,
nur die Titulatur und Ruhmestafel enthaltend, wonach er sich in 8 Schlachten
und 7 Belagerungen, „sonderlich durch tapfere Yerteidigung der Yestung Mastricht
und Olrnütz, auch glücklichen Commando des rechten Flügels bey Collin“ um
das Haus Österreich verdient machte, f 31. August 1771. —- 6. Daneben der
Grabstein seiner Gemahlin Henriette Sophie geb. v. Schoenberg, f 16. Febr. 1779.

7. Grabstein Caesars von Pflug mit glattem Schriftrand, im mittleren
glatten Feld vier Wappen, zweimal v. Pflug, v. Einsiedel und v. Schönberg. Die
 
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