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Kreis Aschersleben.

sodaß das ganze Langhaus mit Hinzurechnung der 1,28 m starken Pfeiler 24,76
(resp. 24,96) m im Lichten breit ist (s. Grundriß Pig. 17). Fünf freistehende
achteckige Pfeiler trennen die Schiffe voneinander und zerlegen sie andrerseits in
sechs länglich viereckige Joche. Da das Langhaus mit den Türmen keinen
rechten Winkel bildet, die parallelen Seiten aber fast gleich lang sind (38,87 m
im Norden zu 38,63 m im Süden), so entsteht ein schiefwinkliges Parallelo-
gramm, dessen Unregelmäßigkeiten, die sich in den einzelnen Gewölbejochen
noch verstärken, um so auffälliger sind, als die Pfeiler mit größter Sorglosig-
keit gesetzt sind, sodaß sich folgende von West nach Ost zu verstehende Abstände
zwischen je zwei (achteckigen) Sockeln oder zwischen einem Sockel und der
Wand ergeben:

Nord 4,46 4,47 6,29 5,14 5,19 5,52 m

Süd 4,46 4,34 6,23 5,21 5,21 5,91 m

Der große Unterschied zwischen den Maßen der östlichen Abstände zeigt,
wie man gewaltsam die vorher gemachten Fehler auszugleichen suchte. Die
größere Spannung des dritten Joches erklärt sich aus den gegenüberliegenden
Portalen.

Dieselbe Sorglosigkeit in der Absteckung der Mauern zeigt der Chor, dessen
westliches Gewölbe über einem Trapezoid steht. Die Divergenz der Nord- und
Südwand setzt sich auch im östlichen Abschluß fort. Aus dem westlichen Joche
führte ein jetzt zum Teil vermauerter großer Bogen in den südlichen Anbau, der
erst später durch eine Zwischenwand in zwei Teile zerlegt worden ist.

Aufbau. — Langhaus: Inneres. (Tafel IV u. V.) Die die Gewölbe
tragenden Pfeiler sind achteckig und steigen aus einem 1,77 m hohen Sockel, der
sich auf viereckiger, aus Platte, Hohlkehle und abgeschrägtem Plättchen bestehender
Basis entwickelt und ins Ackeck umsetzt, den Übergang durch halbe Pyramiden
markierend. Der Übergang vom achteckigen Sockeloberteil zum Pfeilerschaft
geschieht durch Wulst, zurückspringende Hohlkehle und abgeschrägtes Plättchen.
Nun steigt der Schaft 6,2 m hoch, wo Wand und Scheidbögen ohne jeden Über-
gang aufsetzen; nur läßt die Leibung der letzteren die Schrägseiten des Pfeilers
in eine von Rändern eingefaßte Hohlkehle übergehen.

Die Kreuzgewölbe sind durch Querrippen voneinander geschieden und
diese vereinigen sich mit den Diagonalrippen auf zierlichen Konsolen, ebenso wie
in den Seitenschiffen, wo die Konsolen natürlich auch an den Wänden sitzen.
Ihre Formen zeigen eine große Mannigfaltigkeit, die zum Teil in Tafel IV und V
zu erkennen ist. Meist sind es rein architektonische Formen, einige bestehen
aus Gesichtsmasken, die den Abakus tragen. Einmal kommt ein dreigliederiges
Blattornament vor, das spitz zuläuft und unten von zwei zwischen einer Hohlkehle
liegenden Ringen abgeschlossen wird (Fig. 18). Der Abakus besteht entweder aus
geschweiften Gliedern und zwar Platte, Hohlkehle und überschneidenden Stäben,
oder aus einfacher Platte mit Schmiege. Das Profil der Rippen verjüngt sich ein-
fach in Hohlkehlen zu einem schmalen Stege. Höhe bis zum Schlußstein 16,5 m.

Schlußsteine im Langhause von Osten nach Westen.

I. Hauptschiff. 1. Maria (in Flammen-Aureole) mit Kind; 2. leer (Kron-
leuchter); 3. Gott Vater in rotem Mantel, Kruzifixus vor sich haltend; 4. leer
 
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