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DAS HAUS LOBURG.

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Vom Hause Bevern bestehen, nachdem das
baufällige Schloss abgebrochen und die innern
Grabenläufe geebnet sind, nurmehr ein grosser
viereckiger Burgplatz — eine Insel der Bever
und ihrer Umfluth, im Süden darauf ein langes
Wirtschaftshaus, im Norden davor eine schmucke
Försterwohnung, ein niedriger thurmartiger
Steinbau und am Eingänge die Zugbrücke
— Fig. 39 — mit ihrer alten einfachen Holz-
Maschinerie d. li. ein nach innen mit Steinen be-
schwertes, mit Ketten zu ziehendes Hebelwerk,
welches auf dem Querholze der beiden Brücken-
pfeiler liegt, ähnlich jenem der Burg Yischering
bei Lüdinghausen. Auf dem Pyramidendache
eines thurmartigen Steinwerks wipfelt eine

eiserne Windfahne gelungener Gestalt: ein
Wagen mit einer Kanone, davor das Pferd und
darauf der hurtige Fuhrmann. Im Innern finden
sich schwere Koffer und Schränke mit den Ur-
kunden und Briefschaften des Hauses, zwei
eiserne Fussketten und 1,00m hoher spani-
scher Mantel von Eichenholz mit starken
Eisenbeschlägen und so neu von Aussehen, als
wäre er nie gebraucht. Ein grosses Oelgemälde
zu Haus Darfeld von 1634 gewährt uns über-
sichtlich den Beverner Stammbaum und eine
Seitenansicht der Burg von der Zugbrücke an
bis zum Schlossbaue, der damals eben vollendet
sein mochte. — Johan von Schenking schrieb
1466 ,Placita patriae dioecesis Monasteriensist

Haus Lolsurg

wurde an Stelle des 1294 beurkundeten Hofes
Lokus, nach zerstreuten Nachrichten gegen 1500
von den Staels, welche Burgmänner zu Telgte
waren, bewohnt, 1517 durch eine Erbtochter
Anna an Heinrich von Botzlar gebracht, nach
1553 Eigentum des Bonaventura Droste zu
Senden und von dessen Sohne Joachim an sei-
ner Schwester Ehegemahl Adolf Nagel-Itlingen
übertragen, welcher 1651 die Landtagsfähigkeit
nachsuchte, und seit 1785 an die freiherrliche
Familie von Elverfeldt gen. von Beverförde ver-
kauft. Aus dieser Nagel’schen Linie ging der
Propst Herrn. Steph. zu Cappenberg (f 1711),
seit 1704 Erbauer der dortigen Propstei, her-
vor. Loburg gleicht einer anmuthigen Oase in
der allerdings meist bewaldeten oder doch buschi-
gen Heide: ringsum wechseln Alleen von alten
Eichen oder knorrigen Kopf buchen, hohe Baum-
gruppen oder junge Forstculturen, Gräben, Teiche
und üppige Gartenanlagen, und darin verwit-
terte Gartenbilder in Stein und ein schattiger
Laubengang von Hainbuchen als die letzten
Zeugen des Bococco. Auf dem viereckigen von
einem Wasser umschlungenen Platze stehen alle
Bauten mit Ausnahme der Bentei und zwar im
Norden zwei lange moderne Wirtschaftsgebäude
und im Süden das Schloss; dieses steigt in
viereckigem Umrisse über hohem Kellergeschosse
mit zwei Stockwerken, einem Mansarddache und
im Wechsel von rothem und hellerem Stein-

materiale, geraden und stichbogigen Fenstern
ebenso freundlich als kühn und weithin sichtbar
empor. Die nach Norden aus der Mauerfläche
vorgeschobene Mittelfronte ziert eine ihren Um-
rissen angeschmiegte Flügeltreppe mit Eisen-
geländer, ein solches mit den Zierbuchstaben
M(arsilius) N(agel) und (umgekehrt) M(aria)
N(agel-Herll) auch den Balkon über ihrem Por-
tale sowie in ihrem Giebel das steinerne Doppel-
wappen Nagel. Das Ehepaar hat um 1760 das
Schloss erbaut und der General Schlaun wahr-
scheinlich den Entwurf dazu gemacht.

Im Innern muthen die gewählte Baumein-
theilung und jene lebendige Ausstattung an,
welche dem Stile eigen war. Abgesehen von
den Möbeln, Spiegeln, Tlmren, Schlössern,
Deckenzierden und anderen Arbeiten, woran
tüchtige Kunsthandwerker gearbeitet haben, be-
kleiden z. B. die Wände des Speisesaales Holz-
täfelungen bis auf die Goldrändcken der Orna-
mente jetzt in natürlicher, oder in gelblicher
Farbe; darein gelassen sind Oelbilder und Por-
traits und an der Decke des Hauptsaales winden
sich Stuckaturen von reicher Zeichnung und
perfecter Durchführung.

Unter den Möbeln zeichnen sich aus zwei
grössere Co mm öden mit hohen Füssen, Pult-
klappen und kühnen Aufsätzen, mit eingelegten
Mustern, eine kleine aus Werden stammende
Ziertruhe mit mansardartigem Deckel, bunten
 
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