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OSTBEYERN.

Holzeinlagen und biblischen Bildschnitzereien
zwischen den dunklen Rahmen der Flächen.
Alle drei gehören dem achtzehnten Jahrhunderte
und der heimischen Tischlerkunst an. Eine vor-
treffliche Probe derselben aus dem 16. Jahr-
hunderte erblickt man in einer vom Hause Byink
übernommenen Bettlade. Vier Ecksäulen tra-
gen den Rahmen für den Vorhang; nur eine
Seite, jene des Kopfendes, schliesst eine Holz-
wandung. Diese und alle dem Auge zugäng-
lichen Flächen sind mit Feldchen, Panelen,
reichem Simswerke und Arabesken beschnitzt,
letztere in den flotten Mustern eines Aldegrever
und anderer Kleinmeister.

Abgesehen von feineren Porzellangegenstän-
den fallen uns unter den Gefässen aus neuerer
Zeit mehrere Gläser mit Schliff oder Vergol-
dung, einige Tassen aus Rubinglas T unter den
Metall werken Cimelien in die Augen, die
gleich mehreren Cameen von durchsichtigem
Rauchtopas behütet werden: vorab ein vergol-
deter Ananaspokal von Silber, 0,43m hoch, mit
dem Weiss seiner Silberzierden von angenehmem
Farbemvecksel: ein Fuss mit Buckeln, als Stän-
der ein Baumstamm, an welchem ein Mann zu
einem Vogel auf klettert, ein Deckel mit bimför-
migem Knoten, worin ein Bouquet steckt, — ein
elegantes Werk um 1600, zwei silberne Leuch-
terfüsse mit rundem, und vier grössere mit vier-
eckigem, theilbarem Ständer und den Wappen
Beverförde und Neukof (?), ein vergoldeter Sup-
penteller aus Silber mit horizontalen Handgriffen
und dem Doppelwappen M(aria) I(da) V(on)
P (lettenberg) und WV(on) B(everförde) und den

I C

Marken des Tannenapfels und ^ — ein silber-
ner Präsentirteller mit kleinen Füssen, Rococco-
Ornamenten und den Wappen Beverförde-
Scliell, — zwei goldene Damenuhren mit Email
auf der Rückseite, davon eine aus der Zeit
Maria Theresia’s, eine deutsche Arbeit mit
Minuten- und Stundenzahlen und auf beiden
Seiten mit einem Kranz von Brillanten, eine
0,02m hohe Schnupftabaksdose von Gold mit
grünen Zierden und einem Portrait in Email,
ein kegelförmiges Silberbeckerchen, ein Ge-
schenk der Dorothea Wolf Metternich geh.
von Haxthausen, im Fusse mit der Denkmünze

über die Vereinigung Münsters mit der Krone
Preussen 1802.

Ein besonderes Interesse gewähren zwei
Waffen, ein 0,86m langer Türkensäbel mit
dunkelm höckerigen Metallgriff, auf der Scheide
bekleidet mit rothem Sammet, montirt mit
vergoldeten Kupferplatten und beschrieben mit:
Batalie de St. Gotha 1664, offenbar eine Beute
aus der Türkenschlacht bei St. Gotthard (1664
1/8), eine 0,60m lange Armbrust mit Troddeln
am Bogen — ein zierliches Beispiel schöner
Elfenbein-Einlagen des 16. Jahrhunderts: dar-
unter Ornamente und phantastische Gestalten,
welche mit dunkel gefüllten Gravirungen reich
und klar herauskommen.

Unter den Tafelgemälden finden wir Por-
traits aus der Familie Beverförde, Elverfeldt und
Nagel, namentlich das eines Adolf Nagel im
Alter von 28 Jahren. Der Preis gebührt, was
Colorit, Behandlung und Charakteristik anlangt,
drei Gemälden, wovon zwei sicher, eins vermut-
lich auf Rincklake zurückgehen. Eine ,Maria
mit dem Kinde1 aus Correggio’s h. Nacht ent-
hält sein Mouogram und das für die Kunst-
bahn des Meisters frühe Datum 1786 — das
andere ist eine Copie von Rafaels Madonna della
Sedia und gewiss von derselben Hand wie jene
des Domes zu Münster, — das dritte eins der
schönsten Gruppenportraits des Meisters von
0,89m Breite und 0,72m Höhe stellt das. Ehe-
paar Friedrich Clemens von Elverfeldt-Beverförde
und Anna Ursula Gräfin von Westerholt dar
und ihre fünf Kinder — alle in Brustbildern.

In der Hauskapelle endlich befinden sich
noch zwei silbervergoldete Kelche, ein einfacher
mit Doppelwappen und der Schrift M(aria) I(da)
v(on) P(lettenberg) W v(on) B(everförde) von
1705 1/10 und ein gothischer mit rundem Fuss
und Schaft, weiter Kuppe und einem Knoten,
dessen sechs Zapfen in der Mitte Gravirungen
und vorn in Email die Buchstaben Ihesus zei-
gen. Er misst in der Höhe 0,16m, in dem
Fusse und der Patene 0,13m, in der Weite der
Kuppe 0,11m und hat unter dem Fusse die In-
schrift: Desen Kelek heft getuget Hille van

Ascheberge, Dyryck er sone up dat hus to
Biynck un sal me upe laten to godes denste
to evyge dagen. Das schöne Gefäss eignet
 
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