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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1893

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Heft 9/10
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Schricker, August: Die Sammlung Straub im Straßburger Kunstgewerbe-Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.7908#0059

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Blei-Plaquettcn.

A»; der Sammlung Straub im Straßburger Kunstgewerbemuseum.

liegenden Zeit, da inan mit solchen „Alterthümern" sehr
sorglos umging, gewiß in die pände der chändler gerathen,
wenn nicht der Sammler sie in seinen Besitz gebracht hätte.
Lin chausaltärchen mit Lmailplatten in der Art des Pierre
Raymond ist erfreulich in der Vollständigkeit auch aller der
Zwickelscheiben, welche sonst häufig zu fehlen pflegen. Lin
zweiflügeliger Schrank aus hohem Antersatz (s,58Xs,22
s. Abbildung) aus Fichtenholz diente als Wäscheschrank in
der Sakristei einer elsässischen Airche. Man wird auf die ersten
Jahrzehnte des (6. Jahrhunderts zu schließen haben. Spät
gothische und Renaissance-Motive sind nebeneinander ver-
wendet; die ersten in den beiden Füllungen, die letzten in den
Profilen. Trotz des bescheidenen Materials und des einfachen
Aufbaues inacht der Schrank einen erfreulichen Lindruck
und kann als Beleg für den Satz dienen, daß die guten
Verhältnisse das Ausschlaggebende für die Wirkung eines
Möbels sind. Lines der Prunkstücke der Sammlung ist ein
„Aabinet" in Lbenholz ((,02X0,55) mit gut gegliederter
Fagade und von trefflicher Ausführung im Linzelnen (Abb.
S. 53). Sollte auch die in der Füllung des Giebels neben
dem Symbol der Weltherrschaft, den Doppelsäulen
angebrachte Inschrift: „Orolus V Aug." Zweifel
begegnen, so hätte doch das Stück immerhin, selbst
in einem kaiserlichen prachtzimmer, eine gute
Figur gemacht.

Lin einfaches Gegenstück ist das elsäffische
Lck-Aästerle, (0,62X0,95) ein Wandschränkchen
mit dreieckigem Grundriß, wie es ein Bestand-
theil der altelsäffischen Inneneinrichtung zu sein
pflegte, und meist zur Aufbewahrung des be-
liebten Airschwaffers und des Tabaks verwendet
wurde. Das elsäffische Möbel der Landstädte und
wohlhabenden Bauernschaften erhält seinen aus-
geprägten Tharakter mit dein Lnde des (6. Jahr-
hunderts und verschiedene Umstände, insbesondere
die gewundenen Säulen (meist aus Lschenholz)
und die Aussätze und Träger mit den Lngels-
köpfen weisen daraus hin, daß das Sakristei-
möbel den Ausgang dieses Zweiges der Schreiner-
arbeit bildet. Insbesondere wird die Kloster-
schreinerei von Alldorf — inmitten des üppigen
„Ackerlandes" und zahlreicher Städtchen, Mols-
heim, Mutzig, Rosheim, Gberehnheim gelegen —

als die Fabrikationsstätte des Llsäffer Möbels genannt, das
sich von den: „wälschen" Möbel, den: säulenlosen Lothringer-
Schrank mit seinen von Flachreliefs überdeckten Flächen, auf
deu ersten Anblick unterscheidet.

Zu den Stücken offenbar sehr vornehmer perkunft ge-
hört ein Spielkasten in Silber und Bernstein, mit vier Kasten-
eiirsätzen aus gleichem Material, die alle mit Ietons in Bern-
stein mit gravirten Lmblemen und Devisen des (?. Jahr-
hunderts gefüllt sind.

Die geschliffenen Gläser, darunter einige vorzügliche,
siird wohl meist schlesischer Herkunft. Liir vollständiges
Wedgewood-Service gehört jener hochgeschätzten und hoch-
bezahlten Gattung mit geflammtem Goldrande an.

Lin Kastenschloß, bezeichnet: »Antoine Mesplain 1666«,
füllt eine Lücke der im Uebrigen reichen Straßburger Lisen-
saminlung in erfreulicher Weise aus. Wir haben in ihm
ein durch Gravirung, Aetzung und Lisenschnitt hervor-
ragendes Beispiel des sogenannten „französischen Schlosses",
welches in der Literatur zuerst (62? in der Schrift des
Mathurin Iouffe erscheint, und mit seinem verdeckten Me-

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