VORWORT
Der Plan, ein vollständiges Verzeichnis der Zeichnungen des Berliner Kupferstichkabinetts heraus*
zugeben, wurde vor neun Jahren festgestellt, durch die Ungunst der Zeiten aber in seiner Durch*
führung arg behindert und verzögert. Der erste Teil des Werkes liegt abgeschlossen vor. Er umfaßt
die Zeichnungen deutscher Meister in den Grenzen, in denen das Kupferstichkabinett Zeichnungen
sammelt, also von den Anfängen bis zur Zeit um 1800.
Der Band der deutschen Zeichnungen wird, besonders willkommen sein. Er wurde zuerst in
Angriff genommen, weil unser Bestand auf diesem Gebiete von überragendem Reichtum ist,
und weil die Zeichnung für das mit gesteigertem Eifer betriebene Studium der älteren deutschen
Kunst sehr viel beizutragen hat, so daß der genau ausgearbeitete Katalog der bedeutendsten Sammlung
viel Nutzen zu bringen versprach. Wohl gibt es von den meisten Zeichnungssammlungen Publika*
tionen mit Nachbildungen der nach Qualität hervorragenden Blätter, die Veröffentlichung eines voll*
ständigen Verzeichnisses aber ist bisher nur von der Verwaltung des Louvre begonnen worden, mit .
den Zeichnungen französischer Meister, und ist noch weit entfernt vom Abschluß.
Der Besitz an Zeichnungen im Berliner Kupferstichkabinett geht in seinen ältesten Teilen auf den bran*
denburg*preußischen Hofbesitz zurück. Friedrich Wilhelm I. besaß bereits etwa hundert Zeichnungen
alter Meister. Das Kabinett nahm bald nach seiner 1830 erfolgten Einrichtung die Bestände auf, die
sich in der Akademie der Künste gehäuft hatten, namentlich aus dem Besitz des Grafen Corneillan,
sowie des Grafen Lepell, der 1826 seine Zeichnungssammlung dem Staate geschenkt hatte. Die Samm*
lung wurde, abgesehen von vielen kleineren Erwerbungen, erheblich bereichert durch Zuwachs aus
den Sammlungen v. Nagler (1835), Blenz (1844), Pacetti(1844), v. Radowitz (1856), Suermondt(1874),
Hausmann (1875) und v. Beckerath (1902). Friedrich Lippmann, der seit 1876 das Kupferstichkabinett
mit leidenschaftlicher Vorliebe für die altdeutsche Kunst leitete, konnte mit verhältnismäßig großen
Mitteln den Ausbau der Sammlung beträchtlich fördern. Ihm ist es zu verdanken, daß der größte
deutsche Zeichner Albrecht Dürer würdig vertreten ist, daß unser Bestand an Dürer*Zeichnungen
nach Quantität und Qualität nur hinter dem der Albertina in Wien zurücksteht. Besonders glücklich
war die Erwerbung der Posonyi*Sammlung 1877, die Lippmann aus den Händen des Pariser Kunst*
freundes Hulot kaufte. Lippmanns Nachfolger Max Lehrs (1904—1908), sowie der Unterzeichnete
haben sich bemüht, die immer seltener werdenden Gelegenheiten zu benutzen und ununterbrochen
an der Vermehrung gearbeitet. •
• Soweit Stempelung oder Inventareintrag Sicherheit geben, ist bei jedem Blatt die Herkunft vermerkt.
Wo solche Angabe fehlt, stammt die Zeichnung aus älterem Besitz, ist sie jedenfalls vor 1876 in die
Museen gelangt.
Was die Meisterbestimmung angeht, wurde die Entscheidung getroffen nach genauer Prüfung des
Stiles und Berücksichtigung der Literatur. In vielen Fällen, wo die Forschung in ihrem gegenwärtigen
Stand eine unzweideutige Beantwortung der Autorfrage nicht gestattet, wurde die traditionelle Be*
nennung, wenn anders sie dem Stileindruck nicht zu widersprechen schien, beibehalten.
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Der Plan, ein vollständiges Verzeichnis der Zeichnungen des Berliner Kupferstichkabinetts heraus*
zugeben, wurde vor neun Jahren festgestellt, durch die Ungunst der Zeiten aber in seiner Durch*
führung arg behindert und verzögert. Der erste Teil des Werkes liegt abgeschlossen vor. Er umfaßt
die Zeichnungen deutscher Meister in den Grenzen, in denen das Kupferstichkabinett Zeichnungen
sammelt, also von den Anfängen bis zur Zeit um 1800.
Der Band der deutschen Zeichnungen wird, besonders willkommen sein. Er wurde zuerst in
Angriff genommen, weil unser Bestand auf diesem Gebiete von überragendem Reichtum ist,
und weil die Zeichnung für das mit gesteigertem Eifer betriebene Studium der älteren deutschen
Kunst sehr viel beizutragen hat, so daß der genau ausgearbeitete Katalog der bedeutendsten Sammlung
viel Nutzen zu bringen versprach. Wohl gibt es von den meisten Zeichnungssammlungen Publika*
tionen mit Nachbildungen der nach Qualität hervorragenden Blätter, die Veröffentlichung eines voll*
ständigen Verzeichnisses aber ist bisher nur von der Verwaltung des Louvre begonnen worden, mit .
den Zeichnungen französischer Meister, und ist noch weit entfernt vom Abschluß.
Der Besitz an Zeichnungen im Berliner Kupferstichkabinett geht in seinen ältesten Teilen auf den bran*
denburg*preußischen Hofbesitz zurück. Friedrich Wilhelm I. besaß bereits etwa hundert Zeichnungen
alter Meister. Das Kabinett nahm bald nach seiner 1830 erfolgten Einrichtung die Bestände auf, die
sich in der Akademie der Künste gehäuft hatten, namentlich aus dem Besitz des Grafen Corneillan,
sowie des Grafen Lepell, der 1826 seine Zeichnungssammlung dem Staate geschenkt hatte. Die Samm*
lung wurde, abgesehen von vielen kleineren Erwerbungen, erheblich bereichert durch Zuwachs aus
den Sammlungen v. Nagler (1835), Blenz (1844), Pacetti(1844), v. Radowitz (1856), Suermondt(1874),
Hausmann (1875) und v. Beckerath (1902). Friedrich Lippmann, der seit 1876 das Kupferstichkabinett
mit leidenschaftlicher Vorliebe für die altdeutsche Kunst leitete, konnte mit verhältnismäßig großen
Mitteln den Ausbau der Sammlung beträchtlich fördern. Ihm ist es zu verdanken, daß der größte
deutsche Zeichner Albrecht Dürer würdig vertreten ist, daß unser Bestand an Dürer*Zeichnungen
nach Quantität und Qualität nur hinter dem der Albertina in Wien zurücksteht. Besonders glücklich
war die Erwerbung der Posonyi*Sammlung 1877, die Lippmann aus den Händen des Pariser Kunst*
freundes Hulot kaufte. Lippmanns Nachfolger Max Lehrs (1904—1908), sowie der Unterzeichnete
haben sich bemüht, die immer seltener werdenden Gelegenheiten zu benutzen und ununterbrochen
an der Vermehrung gearbeitet. •
• Soweit Stempelung oder Inventareintrag Sicherheit geben, ist bei jedem Blatt die Herkunft vermerkt.
Wo solche Angabe fehlt, stammt die Zeichnung aus älterem Besitz, ist sie jedenfalls vor 1876 in die
Museen gelangt.
Was die Meisterbestimmung angeht, wurde die Entscheidung getroffen nach genauer Prüfung des
Stiles und Berücksichtigung der Literatur. In vielen Fällen, wo die Forschung in ihrem gegenwärtigen
Stand eine unzweideutige Beantwortung der Autorfrage nicht gestattet, wurde die traditionelle Be*
nennung, wenn anders sie dem Stileindruck nicht zu widersprechen schien, beibehalten.
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