Bock, Henning: Der decorated style: Untersuchungen zur englischen Kathedralarchitektur der ersten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts (Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen, Heidelberg: Carl Winter, Universitätsverlag, 1962)

Geometrisches Maßwerk: York

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Fig. 26. Wells, Ostfenster des Chores

Zusammenfassung. — Als Ergebnis der Beschreibung von Maßwerk-
formen in Exeter, Bristol und Wells können wir also festhalten: um 1275 vollzog
sich in Exeter die entscheidende Änderung im System des Aufrisses. Das Maß-
werk wurde zur „freien“ Form. Seine Grundmuster vereinigen den französischen
Formenschatz der gleichen Zeit mit der englischen Tradition. Im einzelnen wer-
den erst am Langhaus von Exeter Neuerungen sichtbar. Noch Bristol knüpft an
die Grundmuster an, in Wells dagegen herrscht das Rauten- bzw. Flechtmuster
vor. Das Maßwerk bleibt auf die Fenster beschränkt und breitet sich nicht über
den gesamten Aufriß aus.

4. Der entwickelte geometrische Dekorationsstil (Decorated)
a) Der festländische Einfluß auf York, Langhaus,
im ersten Bauabschnitt
Die um 1275 erfolgte revolutionäre Neuerung der Herauslösung des Maß-
werks aus dem System vermochte sich jedoch nicht in ganz England durchzu-
setzen. Im Norden behielt man zunächst als Standardmuster den Reimser Typ
bei und erweiterte ihn, ohne die ursprüngliche, nunmehr meist sinnentleerte, nur
formale Abhängigkeit von der architektonischen Gesamtordnung aufzugeben.
Dabei blieb die Anwendung von kleinen Diensten mit Basen und Kapitellen vor
den Fensterstreben, auf denen sich das eigentliche Maßwerk entfaltet, bestehen.
York. — Das Maßwerk im Kapitelhaus zu York (ca. 1280—90)
erweitert den Reimser Typus: drei Spitzbogen, der mittlere übersteil, die beiden T.30,43
seitlichen je einmal unterteilt; im Bogenscheitel Kreise mit eingesetzten Neun-
pässen. Das Maßwerk ist tief in die glatte Fensterlaibung gerückt und aus dem

9 Bock, Der Decorated Style