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Bock, Henning
Der decorated style: Untersuchungen zur englischen Kathedralarchitektur der ersten Hälfte des vierzehnten Jahrhunderts — Heidelberger kunstgeschichtliche Abhandlungen, N.F. 6: Heidelberg: Carl Winter, Universitätsverlag, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.57087#0112
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Aufri ß

Könige bauten. Das entsprechende Aufrißsystem allein ist auch in vielen Pfarr-
kirchen verwendet, aber da diese nur in den seltensten Fällen eingewölbt sind,
fehlt die charakteristische Vereinigung von Gewölbemuster und Aufrißform
zum Baldachin. — Dieses Ergebnis mag zeigen, warum eine gesonderte Betrach-
tung der Kathedralarchitektur möglich ist und wo die Beschränkungen des
Themas liegen. Bei allen Einzelformen des Maßwerks oder anderer Dekora-
tionen ist ein Übergreifen auf weitere Gebiete der kirchlichen Architektur mög-
lich und oft sogar notwendig. Der Grundgedanke der Untersuchung, daß nur in
den großen Bauten der Kathedralen und Klosterkirchen sich ein echtes System
verwirklicht, hat sich auf diese Weise bestätigt.
5. York und Ely
Von Canterbury, also vom Ende des 14. Jahrhunderts, müssen wir fast hun-
dert Jahre zurückgehen, um zu den Anfängen des Decorated Style im Norden
und Nordosten zu kommen. York und Ely gehören nicht unmittelbar in den
Zusammenhang der Architektur des Südwestens. Sie folgen deren sehr zielbe-
wußter, geradliniger Entwicklung nur sehr zögernd oder gar nicht. Wir finden
aber in diesen Landschaften eigentümlich individuelle Leistungen, die anschei-
nend sehr voneinander abweichen. Ihre Spannweite ist groß und umfaßt
französisierende Bauten wie das Langhaus von York oder die rein dekorative
und malerische Architektur der Marienkapelle zu Ely. Gibt es überhaupt eine
verbindende Grundlage oder etwas, das ihnen allen gemeinsam ist? — Für die
großen Bauten, soweit sie nicht wie das Münster in Beverley nach einem fest-
gelegten Plan weitergebaut wurden, ist eine neue Betonung der Vertikalen
charakteristisch. Im Südwesten war die Großarkade die Lösung, in London die
Vergitterung des Aufrisses, im Norden und Osten meist zugleich eine besonders
direkte Auseinandersetzung mit dem französischen Dienst-Bogen-System, das
die Betonung der Jochteilung einschließt.
York. — Hier bezeugen das Kapitelhaus und das Langhaus diese Ausein-
T. 19 andersetzung. — Das Kapitelhaus knüpft an die großen Vorbilder von
T. 30,43 Westminster und Salisbury an. Wie dort nehmen große Fenster mit geometri-
schem Maßwerk über Blendarkaden innen die acht Seiten ein. Das hölzerne
Gewölbe überspannt ohne Mittelstütze den ganzen Raum — bei einer Spann-
weite von etwa 20 m eine beachtliche konstruktive Leistung. Der allgemeine
Typus wird also beibehalten. Maßwerk, Dienste und Blendarkaden stehen aber
in einem anderen Verhältnis zueinander und zeigen damit ein fortgeschrittenes
Entwicklungsstadium an. — In Westminster, Salisbury und dem unmittelbaren
Vorläufer von York, dem Kapitelhaus von Southwell61 waren Dienste, Wand
61 1287/88 in Bau; vgl. Surt. Soc., vol. 123, p. 370, 1058: „...de certe subsidio ad
fabricam capituli vestri.. .“.
 
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