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Gewölbe
der Gewölbe in Chor und Presbyterium in ihren Grundzügen einander: Diago-
nalrippen, Quer- und Längsscheitelrippen, in den Stichkappen und auf den
Gewölbekappen je zwei Paare von Tierceronrippen. Im Chorgewölbe erreichen
die Tierceronrippen auf den Gewölbekappen nicht die Längsscheitelrippe, weil
sie nur bis zu den Spitzen des sternförmigen Musters aus Liernerippen um den
Schnittpunkt der Längs- und Querrippen geführt sind. Die einfache Kette von
Rhomben in der Unterkapelle von St. Stephen erweitert sich hier zu einer Folge
von sternähnlichen Figuren um das Zentrum der Joche. Das Gewölbe nimmt die
Jochteilung des Aufrisses auf, auch wenn noch an jeder Querrippe je ein Paar
Liernerippen eine klare Trennung der Joche überspielt und verschleiert. — Das
Fig. 9b Gewölbe der Marienkapelle geht von der gleichen Grundidee aus wie das
Chorgewölbe. Beide haben die volle Anzahl von neun Rippen, die von einem
Gewölbekämpfer aufsteigen. Die Gewölbeansätze in der Marienkapelle sind
konisch und schaffen so im Gewölbe eine gleichmäßig weidt bewegte Oberfläche.
Keine der Liernerippen zwischen den Tierceronrippen berührt die mittlere
Scheitelrippe. Sie ziehen sich wie ein Band zu beiden Seiten der Längsscheitel-
rippe hin; zu einem erkennbaren Muster vereinigen sie sich nicht. Sie überspielen
die Jochteilung, und auch die flach gebogenen Stichkappen bringen keine klare
Untergliederung der Gewölbefläche. Dadurch vereinigt das Gewölbe den ganzen
Innenraum, anstatt ihn in eine klar begrenzte Folge von selbständigen Einheiten
aufzuteilen. Mit gleichen Mitteln bringen Chor und Marienkapelle so verschie-
dene Ergebnisse. Ihre Gewölbe gehören zu dem gleichen Typus des Musterge-
wölbes, aber in der Marienkapelle werden gerade die wichtigsten Merkmale
verändert. Die Vereinheitlichung des Innenraums ist hier das Ziel der Gestaltung.
Norwich. — Das Chorgewölbe von Norwich (Umbau des Chores beg. ca.
1362, Chorgewölbe erst 1472—99 ausgeführt) schließt sich dem System der
Marienkapelle von Ely an. Die Vereinheitlichung des ganzen Gewölbes wird
jedoch abgeschwächt, und eine Annäherung an das Chorgewölbe in Ely bringt
das sternförmige Muster und damit die Teilung in Joche im Gewölbe wieder
stärker zur Geltung.
4. Das Netzgewölbe des Südwestens und Westens
Einführung. — Zur gleichen Zeit entstand im Südwesten und Westen
Englands eine Anzahl von Bauten, deren Gewölbe die Entwicklung eines anderen
Typs erkennen lassen. Im Südwesten gehören zu ihnen die Kathedrale in Wells
(Marienkapelle, Kapitelhaus und Chor) und die Kollegiatskirche in Ottery St.
Mary. Auch von der Bauhütte von Exeter gingen immer noch wesentliche An-
regungen aus, obgleich der Plan der Kathedrale damals schon seit fast zwei
Generationen unverändert eingehalten wurde. Im Westen sind die Kathedrale
Gewölbe
der Gewölbe in Chor und Presbyterium in ihren Grundzügen einander: Diago-
nalrippen, Quer- und Längsscheitelrippen, in den Stichkappen und auf den
Gewölbekappen je zwei Paare von Tierceronrippen. Im Chorgewölbe erreichen
die Tierceronrippen auf den Gewölbekappen nicht die Längsscheitelrippe, weil
sie nur bis zu den Spitzen des sternförmigen Musters aus Liernerippen um den
Schnittpunkt der Längs- und Querrippen geführt sind. Die einfache Kette von
Rhomben in der Unterkapelle von St. Stephen erweitert sich hier zu einer Folge
von sternähnlichen Figuren um das Zentrum der Joche. Das Gewölbe nimmt die
Jochteilung des Aufrisses auf, auch wenn noch an jeder Querrippe je ein Paar
Liernerippen eine klare Trennung der Joche überspielt und verschleiert. — Das
Fig. 9b Gewölbe der Marienkapelle geht von der gleichen Grundidee aus wie das
Chorgewölbe. Beide haben die volle Anzahl von neun Rippen, die von einem
Gewölbekämpfer aufsteigen. Die Gewölbeansätze in der Marienkapelle sind
konisch und schaffen so im Gewölbe eine gleichmäßig weidt bewegte Oberfläche.
Keine der Liernerippen zwischen den Tierceronrippen berührt die mittlere
Scheitelrippe. Sie ziehen sich wie ein Band zu beiden Seiten der Längsscheitel-
rippe hin; zu einem erkennbaren Muster vereinigen sie sich nicht. Sie überspielen
die Jochteilung, und auch die flach gebogenen Stichkappen bringen keine klare
Untergliederung der Gewölbefläche. Dadurch vereinigt das Gewölbe den ganzen
Innenraum, anstatt ihn in eine klar begrenzte Folge von selbständigen Einheiten
aufzuteilen. Mit gleichen Mitteln bringen Chor und Marienkapelle so verschie-
dene Ergebnisse. Ihre Gewölbe gehören zu dem gleichen Typus des Musterge-
wölbes, aber in der Marienkapelle werden gerade die wichtigsten Merkmale
verändert. Die Vereinheitlichung des Innenraums ist hier das Ziel der Gestaltung.
Norwich. — Das Chorgewölbe von Norwich (Umbau des Chores beg. ca.
1362, Chorgewölbe erst 1472—99 ausgeführt) schließt sich dem System der
Marienkapelle von Ely an. Die Vereinheitlichung des ganzen Gewölbes wird
jedoch abgeschwächt, und eine Annäherung an das Chorgewölbe in Ely bringt
das sternförmige Muster und damit die Teilung in Joche im Gewölbe wieder
stärker zur Geltung.
4. Das Netzgewölbe des Südwestens und Westens
Einführung. — Zur gleichen Zeit entstand im Südwesten und Westen
Englands eine Anzahl von Bauten, deren Gewölbe die Entwicklung eines anderen
Typs erkennen lassen. Im Südwesten gehören zu ihnen die Kathedrale in Wells
(Marienkapelle, Kapitelhaus und Chor) und die Kollegiatskirche in Ottery St.
Mary. Auch von der Bauhütte von Exeter gingen immer noch wesentliche An-
regungen aus, obgleich der Plan der Kathedrale damals schon seit fast zwei
Generationen unverändert eingehalten wurde. Im Westen sind die Kathedrale