II. GESCHICHTLICHE ÜBERSICHT
1. Das 13. Jahrhundert: die Voraussetzungen
Übersicht. — In der Entwicklung der kirchlichen Architektur des 13. Jahr-
hunderts repräsentieren immer wieder einzelne Kathedralen beispielhaft die sich
ändernden Tendenzen der künstlerischen Gestaltung. In der ersten Jahrhundert-
hälfte verwirklichen zwei Bauten in außergewöhnlicher Klarheit den Typus der
hochgotischen englischen Kathedrale und ihren Formenreichtum. Es sind im Süd-
westen des Landes Salisbury und im Norden Lincoln. In der Mitte des Jahr-
hunderts prägt sich in der Abteikirche von Westminster schon der Anfang eines
neuen, malerischen Sehens und Gestaltens aus. Im letzten Viertel läßt die Kathe-
drale von Exeter deutlich eine wachsende Kluft zu dem hochgotischen Typus von
Salisbury erkennen. Um die Jahrhundertwende vollendete sich diese Abwendung
von dem Denken der Hochgotik endgültig. Der Umschwung ist offenbar. Salis-
bury stellt formal gesehen die Antithesis zu den Bauten des 14. Jahrhunderts
dar; in dem historischen Ablauf aber ist die Formstruktur dieser Kathedrale
Voraussetzung für die ganze folgende Entwicklung. In Lincoln und im Lang-
haus von Wells dagegen sind Formen verwendet, die eine strenge Formgeschichte
als ,spätgotisch' bezeichnen würde. Sie nehmen charakteristische Merkmale des
Decorated Style voraus und zeigen, daß der Zwiespalt von ,klassischer' und
,antiklassischer' Form immer — wenn auch oft nur latent — in der englischen
Kunst vorhanden war.
Fig. 1. Salisbury, Grundriß
1. Das 13. Jahrhundert: die Voraussetzungen
Übersicht. — In der Entwicklung der kirchlichen Architektur des 13. Jahr-
hunderts repräsentieren immer wieder einzelne Kathedralen beispielhaft die sich
ändernden Tendenzen der künstlerischen Gestaltung. In der ersten Jahrhundert-
hälfte verwirklichen zwei Bauten in außergewöhnlicher Klarheit den Typus der
hochgotischen englischen Kathedrale und ihren Formenreichtum. Es sind im Süd-
westen des Landes Salisbury und im Norden Lincoln. In der Mitte des Jahr-
hunderts prägt sich in der Abteikirche von Westminster schon der Anfang eines
neuen, malerischen Sehens und Gestaltens aus. Im letzten Viertel läßt die Kathe-
drale von Exeter deutlich eine wachsende Kluft zu dem hochgotischen Typus von
Salisbury erkennen. Um die Jahrhundertwende vollendete sich diese Abwendung
von dem Denken der Hochgotik endgültig. Der Umschwung ist offenbar. Salis-
bury stellt formal gesehen die Antithesis zu den Bauten des 14. Jahrhunderts
dar; in dem historischen Ablauf aber ist die Formstruktur dieser Kathedrale
Voraussetzung für die ganze folgende Entwicklung. In Lincoln und im Lang-
haus von Wells dagegen sind Formen verwendet, die eine strenge Formgeschichte
als ,spätgotisch' bezeichnen würde. Sie nehmen charakteristische Merkmale des
Decorated Style voraus und zeigen, daß der Zwiespalt von ,klassischer' und
,antiklassischer' Form immer — wenn auch oft nur latent — in der englischen
Kunst vorhanden war.
Fig. 1. Salisbury, Grundriß