Perpendicular[-Gewölbe]: Canterbury, Winchester f>7
in der Minderzahl den wirklichen Mustergewölben gegenüber; diese verdrängten
seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts den Typus des Liniengewölbes.
5. Die Vollendung des Mustergewölbes: das Gewölbe der
Perpendicular-Kathedrale
Nach der Jahrhundertmitte begannen die vom Hof eingeführten Motive die
Stilrichtungen des Südwestens zu verdrängen. Gegen die Vereinheitlichung der
Gewölbe durch die Tonnenform setzte sich die klare Jochteilung mit einem
zentralisierenden Jochmuster durch. Im Neubau der Langhäuser von Winchester
und Canterbury entstanden Gewölbe, die die klare Jochteilung aufnahmen oder
einen Kompromiß mit dem Tonnengewölbe schlossen. Sie blieben in ihrer Weise
der ersten Jahrhunderthälfte verbunden, Winchester mehr dem Südwesten, Can-
terbury mehr dem Hofstil. Daher kann man eigentlich nur in Canterbury den
Typus des reinen Mustergewölbes finden, weil hier in vollem Umfang die in
St. Stephen begonnene und in Ely weitergeführte Entwicklung zu ihrem Ziel
gelangte. Sie dürfte durch den Baumeister Henry Yvele vermittelt sein.
Canterbury. — Das Langhausgewölbe von Canterbury (beg. ca. 1375) ist Fig. 3
in eine Folge von einzelnen, im Muster selbständigen Kompartimenten aufge-
gliedert. Diese bringen die klare Jochteilung des Aufrisses auch im Gewölbe zur
Geltung. Wie üblich teilen Diagonal- und Querrippen die Joche ein. Als Neben-
rippen schaffen die Scheitelrippen zusammen mit den Tierceron- und Lierne-
rippen ein Sternmuster, das sich vom zentralen Schlußstein in die Stichkappen
und bis zu den Gurtbogen erstreckt. Jedes Kompartiment enthält daher ein
Flächenmuster, das die Liernerippen auf die Gewölbe- und Stichkappen zeichnen.
Diese begrenzte und gestaltete Fläche in Sternform entsteht in rein linearer
Zeichnung. Auch in Wells, Bristol oder Tewkesbury gibt es in den Gewölben
Flächenfiguren, nur entstehen sie durch die nachträglich eingefügten Maßwerk-
figuren wie Drei- oder Vierpässe oder durch angesetzte Nasen. Die Rippen selbst
haben in diesen Gewölben immer noch keine andere Aufgabe, als zwischen zwei
Punkten eine Verbindung zu schaffen. Sie sind nur Linien. In Canterbury da-
gegen fügen sich die Liernerippen zu dem flächigen Muster zusammen, ohne die
andere Aufgabe zu haben. Das Kreuzrippensystem und die dekorativen Formen
der Lierne- und Tierceronrippen werden nicht zur wirklichen Einheit ver-
schmolzen.
Winchester. — Das südwestliche Rippensystem wirkt noch in Winchester Fig. 15
(beg. 1394) nach. Eine Tonne mit kleinen seitlichen Stichkappen überspannt das T. 17
ganze Langhaus. Die Rippen dagegen betonen die Jochteilung, wie die ver-
schiedenen Profilgrößen der Haupt- und Nebenrippen zeigen. Die Diagonal-
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in der Minderzahl den wirklichen Mustergewölben gegenüber; diese verdrängten
seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts den Typus des Liniengewölbes.
5. Die Vollendung des Mustergewölbes: das Gewölbe der
Perpendicular-Kathedrale
Nach der Jahrhundertmitte begannen die vom Hof eingeführten Motive die
Stilrichtungen des Südwestens zu verdrängen. Gegen die Vereinheitlichung der
Gewölbe durch die Tonnenform setzte sich die klare Jochteilung mit einem
zentralisierenden Jochmuster durch. Im Neubau der Langhäuser von Winchester
und Canterbury entstanden Gewölbe, die die klare Jochteilung aufnahmen oder
einen Kompromiß mit dem Tonnengewölbe schlossen. Sie blieben in ihrer Weise
der ersten Jahrhunderthälfte verbunden, Winchester mehr dem Südwesten, Can-
terbury mehr dem Hofstil. Daher kann man eigentlich nur in Canterbury den
Typus des reinen Mustergewölbes finden, weil hier in vollem Umfang die in
St. Stephen begonnene und in Ely weitergeführte Entwicklung zu ihrem Ziel
gelangte. Sie dürfte durch den Baumeister Henry Yvele vermittelt sein.
Canterbury. — Das Langhausgewölbe von Canterbury (beg. ca. 1375) ist Fig. 3
in eine Folge von einzelnen, im Muster selbständigen Kompartimenten aufge-
gliedert. Diese bringen die klare Jochteilung des Aufrisses auch im Gewölbe zur
Geltung. Wie üblich teilen Diagonal- und Querrippen die Joche ein. Als Neben-
rippen schaffen die Scheitelrippen zusammen mit den Tierceron- und Lierne-
rippen ein Sternmuster, das sich vom zentralen Schlußstein in die Stichkappen
und bis zu den Gurtbogen erstreckt. Jedes Kompartiment enthält daher ein
Flächenmuster, das die Liernerippen auf die Gewölbe- und Stichkappen zeichnen.
Diese begrenzte und gestaltete Fläche in Sternform entsteht in rein linearer
Zeichnung. Auch in Wells, Bristol oder Tewkesbury gibt es in den Gewölben
Flächenfiguren, nur entstehen sie durch die nachträglich eingefügten Maßwerk-
figuren wie Drei- oder Vierpässe oder durch angesetzte Nasen. Die Rippen selbst
haben in diesen Gewölben immer noch keine andere Aufgabe, als zwischen zwei
Punkten eine Verbindung zu schaffen. Sie sind nur Linien. In Canterbury da-
gegen fügen sich die Liernerippen zu dem flächigen Muster zusammen, ohne die
andere Aufgabe zu haben. Das Kreuzrippensystem und die dekorativen Formen
der Lierne- und Tierceronrippen werden nicht zur wirklichen Einheit ver-
schmolzen.
Winchester. — Das südwestliche Rippensystem wirkt noch in Winchester Fig. 15
(beg. 1394) nach. Eine Tonne mit kleinen seitlichen Stichkappen überspannt das T. 17
ganze Langhaus. Die Rippen dagegen betonen die Jochteilung, wie die ver-
schiedenen Profilgrößen der Haupt- und Nebenrippen zeigen. Die Diagonal-
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