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Dekoration
gen gerade Streben auf. Sonst sind in die Paneele Spitzbogen mit doppelten
Nasen eingesetzt. Im großen Westfenster des Langhauses gibt es außerdem vier
nach unten gerichtete Fischblasen. Vom dritten Joch nach Osten — also im
zweiten Plan — ist dieses Motiv auch in den übrigen Fenstern aufgenommen.
Es sind also keine Motive des Hofstils außer dem Paneel übernommen.
Canterbury. — Auch in Canterbury wird dem vorhandenen System und
Fig. 19 b den Formen des Maßwerks nichts Neues mehr hinzugefügt. Der Aufriß ist in
tragende und füllende Elemente gegliedert: die Großarkade mit den Bündel-
diensten und das Maßwerk. Das letztere füllt die ganze Fläche über den hohen
Arkaden: in den Arkadenzwickeln befinden sich Kreise mit einbeschriebenem
Fünfpaß und je zwei gespitzten Dreipässen, darüber ein fünfbahniges Fenster,
in der Mitte durch einen waagerechten Steg unterteilt. Das Maßwerk im
Fensterbogen besteht aus Spitzbogen, auf deren Spitzen Fischblasen gestellt sind.
Über dem horizontalen Steg ist das Fenster verglast, darunter sind die Pfosten
blind vor die Wand gelegt. Dahinter befindet sich ein — im Aufriß nicht sichtbar
gemachter — Raum über den Seitenschiffsgewölben. Das Maßwerk der Seiten-
schiffe ist vom oberen Kreuzganggeschoß von St. Paul abgeleitet. Es besteht aus
zwei großen Spitzbogen, die jeweils unterteilt sind. Von ihren Spitzen steigen
gerade Streben auf, zwischen denen sich das gleiche Motiv wiederholt. In ähn-
licher Form verwendete es der Erbauer des Langhauses, Henry Yvele, auch am
Westportal von Westminster Abbey und in der großen Halle des Westminster
Palace. — In diesem Aufrißsystem treten die Einzelformen jetzt zurück und
verlangen innerhalb des gesamten Systems keine besondere Aufmerksamkeit
mehr. Sie sind wieder untergeordnet wie in der hochgotischen Kathedrale. Im
Aufriß entfaltet sich in Canterbury das System der englischen Perpendicular-
Kathedrale mit gleicher Konsequenz wie die hochgotische französische Dienst-
Bogen-Systematik in Amiens. Auch in den Einzelformen ist eine Synthese in
Canterbury erfolgt. Die Fünfpässe in den Zwickeln, die Paneele mit Spitzbogen
oder das Maßwerk der Seitenschiffe sind Londoner Elemente; das Motiv der auf
die Spitzbogen gestellten Fischblasen kam aus dem Südwesten, wo es in Bristol
an den Priestersitzen, in Wells an den Stützbogen der Vierung oder in Exeter am
Lettner aufgekommen war. Die früheren Gegensätze sind in Canterbury aus-
geglichen. Sie sind jetzt Formen des Perpendicular Style, nicht mehr der Archi-
tektur des Südwestens oder des Hofes.
Zusammenfassung. — Im ganzen kennzeichnet eine große Zurückhaltung
die Dekoration und das Maßwerk. Keine Einzelheit wird herausgestellt, um
dekorative Akzente in die Fensterfläche zu setzten. Aber die Sparsamkeit der
Mittel legt die Betonung auf das übergreifende System. Dieses prägt das ganze
Bauwerk. Darin liegt die größte Leistung, in dem Zusammenklang aller Formen
noch einmal im großen ein Stilideal verwirklicht zu haben. Dieses konnte dann
für die folgenden Generationen vorbildlich bleiben.
Dekoration
gen gerade Streben auf. Sonst sind in die Paneele Spitzbogen mit doppelten
Nasen eingesetzt. Im großen Westfenster des Langhauses gibt es außerdem vier
nach unten gerichtete Fischblasen. Vom dritten Joch nach Osten — also im
zweiten Plan — ist dieses Motiv auch in den übrigen Fenstern aufgenommen.
Es sind also keine Motive des Hofstils außer dem Paneel übernommen.
Canterbury. — Auch in Canterbury wird dem vorhandenen System und
Fig. 19 b den Formen des Maßwerks nichts Neues mehr hinzugefügt. Der Aufriß ist in
tragende und füllende Elemente gegliedert: die Großarkade mit den Bündel-
diensten und das Maßwerk. Das letztere füllt die ganze Fläche über den hohen
Arkaden: in den Arkadenzwickeln befinden sich Kreise mit einbeschriebenem
Fünfpaß und je zwei gespitzten Dreipässen, darüber ein fünfbahniges Fenster,
in der Mitte durch einen waagerechten Steg unterteilt. Das Maßwerk im
Fensterbogen besteht aus Spitzbogen, auf deren Spitzen Fischblasen gestellt sind.
Über dem horizontalen Steg ist das Fenster verglast, darunter sind die Pfosten
blind vor die Wand gelegt. Dahinter befindet sich ein — im Aufriß nicht sichtbar
gemachter — Raum über den Seitenschiffsgewölben. Das Maßwerk der Seiten-
schiffe ist vom oberen Kreuzganggeschoß von St. Paul abgeleitet. Es besteht aus
zwei großen Spitzbogen, die jeweils unterteilt sind. Von ihren Spitzen steigen
gerade Streben auf, zwischen denen sich das gleiche Motiv wiederholt. In ähn-
licher Form verwendete es der Erbauer des Langhauses, Henry Yvele, auch am
Westportal von Westminster Abbey und in der großen Halle des Westminster
Palace. — In diesem Aufrißsystem treten die Einzelformen jetzt zurück und
verlangen innerhalb des gesamten Systems keine besondere Aufmerksamkeit
mehr. Sie sind wieder untergeordnet wie in der hochgotischen Kathedrale. Im
Aufriß entfaltet sich in Canterbury das System der englischen Perpendicular-
Kathedrale mit gleicher Konsequenz wie die hochgotische französische Dienst-
Bogen-Systematik in Amiens. Auch in den Einzelformen ist eine Synthese in
Canterbury erfolgt. Die Fünfpässe in den Zwickeln, die Paneele mit Spitzbogen
oder das Maßwerk der Seitenschiffe sind Londoner Elemente; das Motiv der auf
die Spitzbogen gestellten Fischblasen kam aus dem Südwesten, wo es in Bristol
an den Priestersitzen, in Wells an den Stützbogen der Vierung oder in Exeter am
Lettner aufgekommen war. Die früheren Gegensätze sind in Canterbury aus-
geglichen. Sie sind jetzt Formen des Perpendicular Style, nicht mehr der Archi-
tektur des Südwestens oder des Hofes.
Zusammenfassung. — Im ganzen kennzeichnet eine große Zurückhaltung
die Dekoration und das Maßwerk. Keine Einzelheit wird herausgestellt, um
dekorative Akzente in die Fensterfläche zu setzten. Aber die Sparsamkeit der
Mittel legt die Betonung auf das übergreifende System. Dieses prägt das ganze
Bauwerk. Darin liegt die größte Leistung, in dem Zusammenklang aller Formen
noch einmal im großen ein Stilideal verwirklicht zu haben. Dieses konnte dann
für die folgenden Generationen vorbildlich bleiben.