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I.

Geschichte der Sammlung italienischer Bildwerke in
. den Königlichen Museen zu Berlin.
Das Verständnis für die plastischen Bildwerke der Renaissance,
insbesondere der sogenannten Frührenaissance, welche als die
eigentliche Blütezeit derselben zu betrachten ist — wenn wir von
der einen Gestalt Michelangelos absehen —, ist im wesentlichen
erst eine Errungenschaft der neuesten Zeit. Auch jetzt ist das
Verständnis noch auf einen kleinen Kreis von Kunstfreunden
und Forschern beschränkt, obgleich die moderne Kunst mit der'
Kunst der Renaissance in Italien ihren gemeinsamen Ausgangs-
punkt in der Antike hat. Aber die Art, wie beide derselben
gegenüberstehen, ist eine grundverschiedene. In der Renaissance
hatte der neu erwachte Sinn für die Natur auch das Studium der
Überreste der antiken Kunst erweckt; dies aber verwerteten die
Künstler in naiver Weise nur zur tieferen Erkenntnis der Natur.
Dagegen verfiel die moderne Kunst von vornherein in das be-
denkliche Verhältnis der Nachahmung; sie schaute die Natur durch
die Brille der Antike an, und zwar derjenigen Antike, welche die
Archäologie vor hundert Jahren kannte und bewunderte. Diese
meinte in den oberflächlichen spätgriechischen oder römischen
Wiederholungen hergebrachter Typen die Blüte der antiken, der
griechischen Kunst zu erblicken. Als dann die romantische
Richtung seit Anfang unseres Jahrhunderts den Blick wieder auf
die Kunst der italienischen Frührenaissance lenkte, fiel er zunächst
auf die Malerei, und zwar auf eine jener modernen Kunstströmung
verwandte einseitige und zum Teil kränkliche Richtung der-
selben, die in der umbrischen und sienesischen Schule gipfelt.
Auch diese erzeugte wieder eine Verirrung in der modernen
Bode, ita!. Bildhauer. I
 
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