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Donatello und seine Schule.
Mit der kleinen aber gewählten Zahl von Kunstschätzen,
welche 1878 aus dem Palazzo Strozzi in Florenz erworben wurde,
kam die etwa halblebensgrosse Bronzehgur des Täufers in unsere
Sammlung, welche, wenn auch kein urkundlich nachweisbares
Werk Donatellos, doch alle,charakteristischen Kennzeichen einer
eigenhändigen Arbeit desselben an sich trägt. Sie ist deshalb
auch stets anstandslos als Werk Donatellos angenommen worden.
Das Bildwerk scheint, im Gegensätze gegen die meisten anderen
hervorragenden Kunstwerke aus diesem Besitz, nicht von vorn-
herein mit dem Palast oder einem seiner Besitzer in Verbindung
gestanden zu haben; der Name des Künstlers war daher in der
Familie nicht mehr bekannt. Auch habe ich irgend einen sicheren
Anhalt, dass diese Figur eine der uns urkundlich überlieferten
Arbeiten Donatellos sei, nicht entdecken können; meine Vermutung
in dieser Beziehung will ich erst aussprechen, nachdem wir die
Statuette aus ihrem Stilcharakter heraus auf ihren Urheber und
die Zeit ihrer Entstehung geprüft haben.
Johannes ist hier als der Täufer dargestellt: im Mannes-
alter, mit kurzem, strulfem Haar und Bart; auf dem knochigen
hageren Körper ein Kleid aus Lammsfell, welches ein Gürtel
über der Hüfte zusammenhält; über der linken Schulter ein
"weiter bauschiger Mantel, der den rechten Arm freilässt. Mit der
Rechten hält er die Taufschale hoch, während er mit der ge-
senkten Linken einen Streifen Papier vorzeigt, welcher die Worte
der Prophezeiung .,ecce agnus dei" aufnehmen sollte. Die herbe
naturalistische Auffassung weist die Figur auf den ersten Blick
 
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