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XI.
Michelangelo Buonarroti.
Die Marmorstatue des jugendlichen Johannes des Täufers und
ihr Verhältnis zu anderen Jugendwerken des Künstlers.
Nur durch eine beiläufige Bemerkung des Condivi erfahren
wir, dass Michelangelo eine Johannesstatue fertigte. Im XVIII. Ka-
pitel der Biographie seines grossen Lehrers heisst es: Rimpatriato
(von Bologna) Michelagnolo, si pose a. far di marmo un Dio
d'Amore —: il quäl vedendo Lorenzo di Pier Francesco de'Me-
dici (al quäle in quel mezzo Michelagnolo aveva fatto un
San Giovannino) u. s. f. Vasari, welcher in seiner drei Jahre,
früher (i55o) erschienenen ersten Ausgabe seiner „Vite degli
architetti, pittori ed scultori" der Statue noch keine Erwähnung
thut, kopiert in der zweiten Auflage seiner Werke vom Jahre 1568
jene Angabe des Condivi: — volontieri se ne torno a Fiorenza:
e fe, per Lorenzo di Pierfrancesco de' Medici, di marmo, un San
Giovannino.
Die Art und Weise, wie beide Biographen von der Statue
sprechen, macht es mehr als wahrscheinlich, dass keiner dieselbe
kannte; ja vielleicht waren sie zur Zeit, wo sie schrieben, nicht
einmal von dem Aufbewahrungsorte der Figur unterrichtet. Alle
späteren Schriftsteller erwähnen das Werk überhaupt nur nach
jener kurzen Notiz der Biographen Michelangelos als eine ver-
schollene Arbeit des Meisters. Daher erregte es begreiflicher
Weise nicht geringes Aufsehen unter den Kunstfreunden, als im
Jahre 1874 von Pisa aus die Nachricht durch die Zeitungen ging,
der Giovannino sei dort wieder aufgefunden. In dem Palaste
gegenüber der Chiesa del Carmine zu Pisa, welcher um die ge-
nannte Zeit aus dem Besitze der Familie Pesciolini in den des
Grafen Lodovico Gualandi-Rosselmini übergegangen war, befand
sich die Marmorstatue des Täufers, welche als ein Werk Dona-
 
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