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VIII.
Versuche der Bildung weiblicher Typen in der Plastik,
des Quattrocento.
Die Plastik der christlichen Zeit war von vornherein in
einer ungünstigen Lage gegenüber der antiken Plastik, da ihre
beiderseitige Stellung zu der höchsten Aufgabe der Kunst, der
Darstellung religiöser Motive, eine so ganz verschiedene ist.
Die antike, vor allem die griechische Plastik hat selbst an der
Ausgestaltung der Göttertypen mitgearbeitet; dieselben erhielten
durch die Abbilder zum Teil erst ihre feste, dem Volke geheiligte
Gestalt. Dagegen hatte die Plastik der christlichen Zeit, als sie
zuerst in umfassenderer Weise zu religiösen Aufgaben berufen
wurde, bereits scharf ausgeprägte Dogmen mit abstrakten, un-
persönlichen Begriffen sich gegenüber, die eine Ausgestaltung zu
fester künstlerischer Form, zu eigentlichen Typen teilweise von
vornherein ausgeschlossen. Auch wirkte der Umstand, dass die
absterbende antike Kunst, welcher diese Aufgaben zunächst zu-
lielen, die ihr geläufigen alten Typen den neuen Begriffen und
idealen Gestalten anzupassen suchte, in mancher Beziehung un-
günstig und hinderte namentlich die frische, eigenartige Bildung
charaktervoller Gestalten der heiligen Geschichte. Als dann im
elften und zwölften Jahrhundert auf den Trümmern der er-
loschenen antiken Kunst neue Völker aus ihrem Bedürfnis und
ihren Idealen heraus Neues zu schaffen sich bestrebten, mussten sie
jene halberstarrten altchristlichen Schöpfungen als geheiligte zu-
nächst einfach übernehmen und konnten nur allmählich an deren
Fortbildung und Neugestaltung arbeiten. Die allegorischen und
symbolischen Gestalten, welche die Scholastik des Mittelalters
 
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