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Bode, Wilhelm
Die Meister der holländischen und vlämischen Malerschulen — Leipzig, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.15571#0157
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mehr das Übergewicht über die urwüchsige Lust an der Heimatsschilderung. Der
Sinn für das Große, für Wahrheit und Stimmung in der Landschaft verliert sich und
macht der Freude am Kleinen und Glatten, dem Unwahren Platz. Die zierlichen
idyllischen Landschaftsbildchen mit Motiven aus der Umgebung Roms und mit
lüsterner mythologischer Staffage werden wieder die allgemeine Mode. Die Künstler
kehren zur Nachahmung eines Elsheimer, selbst eines Bruegel, von der sie fast
ein Jahrhundert früher ausgegangen waren, wieder zurück oder gefallen sich in der
faden und kleinlichen Nachäffung der Kulissenmalerei italienischer Nachahmer
des Salvator Rosa und Gaspard Poussin. Während jene Anfänger der nationalen
Kunst trotz ihrem Ungeschick in der biederen Naivität und dem Ernst ihres Strebens
unser Gefallen erwecken, haben diese Dekadenzler fast nur noch eine kulturhistorische
Bedeutung. Mehr als anderthalb Jahrhunderte hat die holländische Landschafts-
malerei seither gebraucht, bis sie sich aus dem Stadium der Nachahmung zu frischer
Naturempfindung und freier Schöpfung wieder durchgearbeitet hat.

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