Ruhige See
London, National Gallery
JAN VAN DE CAPPELLE
JAN VAN DE CAPPELLE
| Tollanrk große Maler sind mit wenigen Ausnahmen arm oder selbst im Elend
gestorben, haben zu Nebenbeschäftigungen greifen müssen, wobei sie ebenso-
wenig Glück zu haben pflegten, oder haben ihren Beruf aus Not mit einem klein-
bürgerlichen Amt vertauscht, wenn sie nicht zufällig von Haus aus wohlhabend waren
oder eine reiche Frau heirateten. Eine dieser seltenen Ausnahmen, der trefflichste
Marinemaler Hollands, Jan van de Cappelle, bestätigt nur die Regel, denn er war nur
Dilettant. Von Hause aus war er reicher Industrieller, hatte sich als solcher nebenher
selbständig zum Maler ausgebildet und malte nur zu seinem Vergnügen, wenn er
Zeit dazu hatte. Als Besitzer einer großen Färberei, die er vom Vater geerbt hatte
und mit bestem Erfolg betrieb, zählte er selbst in Amsterdam, zu seiner Zeit der
reichsten Stadt der Welt, zu den sehr wohlhabenden Leuten, wie aus seinem Nach-
laß hervorgeht. Sein Leben verläuft ruhig und glücklich; er findet Muße genug,
um neben seinem großen Geschäftsbetrieb sich der Kunst zu widmen, für die er ebenso
begabt wie begeistert ist. Er betätigt diese Freude an der Kunst im Schaffen und
zugleich im Sammeln. Sein Werk ist von fast gleichmäßiger Güte und seine Dar-
stellungen der von warmer Sonnenglut durchstrahlten See sind malerisch die stim-
mungsvollsten Werke, die uns die holländischen Seemaler hinterlassen haben. Das
Verzeichnis seiner Sammlung von Gemälden, Zeichnungen und Radierungen ist
von hohem Interesse, nicht nur weil es uns zeigt, wie der junge Fabrikherr zur
Kunst gekommen ist und welchen Studiengang er genommen hat: diese Sammlung,
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London, National Gallery
JAN VAN DE CAPPELLE
JAN VAN DE CAPPELLE
| Tollanrk große Maler sind mit wenigen Ausnahmen arm oder selbst im Elend
gestorben, haben zu Nebenbeschäftigungen greifen müssen, wobei sie ebenso-
wenig Glück zu haben pflegten, oder haben ihren Beruf aus Not mit einem klein-
bürgerlichen Amt vertauscht, wenn sie nicht zufällig von Haus aus wohlhabend waren
oder eine reiche Frau heirateten. Eine dieser seltenen Ausnahmen, der trefflichste
Marinemaler Hollands, Jan van de Cappelle, bestätigt nur die Regel, denn er war nur
Dilettant. Von Hause aus war er reicher Industrieller, hatte sich als solcher nebenher
selbständig zum Maler ausgebildet und malte nur zu seinem Vergnügen, wenn er
Zeit dazu hatte. Als Besitzer einer großen Färberei, die er vom Vater geerbt hatte
und mit bestem Erfolg betrieb, zählte er selbst in Amsterdam, zu seiner Zeit der
reichsten Stadt der Welt, zu den sehr wohlhabenden Leuten, wie aus seinem Nach-
laß hervorgeht. Sein Leben verläuft ruhig und glücklich; er findet Muße genug,
um neben seinem großen Geschäftsbetrieb sich der Kunst zu widmen, für die er ebenso
begabt wie begeistert ist. Er betätigt diese Freude an der Kunst im Schaffen und
zugleich im Sammeln. Sein Werk ist von fast gleichmäßiger Güte und seine Dar-
stellungen der von warmer Sonnenglut durchstrahlten See sind malerisch die stim-
mungsvollsten Werke, die uns die holländischen Seemaler hinterlassen haben. Das
Verzeichnis seiner Sammlung von Gemälden, Zeichnungen und Radierungen ist
von hohem Interesse, nicht nur weil es uns zeigt, wie der junge Fabrikherr zur
Kunst gekommen ist und welchen Studiengang er genommen hat: diese Sammlung,
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