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Bode, Wilhelm
Die Meister der holländischen und vlämischen Malerschulen — Leipzig, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.15571#0372
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der Natur. Seinen Herrensitz Steen mit dem mittelalterlichen Schloß und seinen Türmen
und Gräben schildert er als Hintergrund, vor dem seine Phantasie Turniere abspielen
läßt oder neckische Spiele der vornehmen Jugend vorzaubert; so in den Bildern des
Louvre und des Wiener Hofmuseums. Und die Feste, die er seinen Verwandten und Freun-
den hier gab, verewigt er in jenen berühmten „Liebesgärten", in denen er durch das
heitere, zwanglose Beisammensein die steifen Trachten und gemessenen Formen der da-
maligen Gesellschaft köstlich zu beleben weiß. Diese „Liebesgärten" imMuseo del Prado
und in der Sammlung Alphonse Rothschild schildern die obere Gesellschaft in derselben
monumentalen Wucht und Freiheit wie die Bauerntänze das Treiben der unteren Klassen.

Wie hier alles Leben und Bewegung, Farbe und Licht ist, so ist auch in den histo-
rischen Darstellungen dieser Zeit jetzt sein Ziel, die Leidenschaften in höchster Er-
regung, das Leben in vollster Entfaltung zu schildern, und die Mittel, durch welche er
dies zu erreichen sucht, sind Reichtum der Komposition, Unbestimmtheit der Zeichnung,
Fülle und Pracht der Farben, helles flackerndes Licht und eine fast skizzenhafte Breite
der Ausführung. Der helle Sonnenschein, der über allen diesen Bildern ausgegossen
ist, verleiht den überreichen, farbenschimmernden Kompositionen Harmonie und
Klarheit, beruhigt uns über die aufregendsten Szenen und versöhnt uns mit den ab-
schreckendsten Motiven. Eine Freudigkeit, eine heitere Ruhe beschleicht unwillkürlich
den Beschauer vor diesen Bildern des großen Künstlers, die der Abglanz seines Glückes
und der Ausdruck der heiteren Stimmung seines schönen Lebensabends sind.

Helene Fourment mit Kindern Paris, Louvre

PETER PAUL RUBENS

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