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gang«; große Ausgabe: »vermutlich vor 1808, Sonnenaufgang«);
Greifswald 1930, Nr. 9 ' (»Sonnenaufgang«); Wolfsburg 1956,
Nr.50 ;Yale-Cleveland-Chicago 1970/71,^.29 ;Köln 1971,Nr.29.
Sammlungskat.: 1960, Nr. 40 (um 1806/08, »Morgenlicht«);
1971, Nr.45.
250 Der Wanderer über dem Nebelmeer
Öl auf Lwd. 74,8x94,8 cm.
Hamburg, Kunsthalle, Inv. Nr. 5161.
1939 Berlin, Galerie Dr. W.Luz; 1950 Bielefeld, Slg. Dr. Oetker;
1970 von der Galerie Bühler in Stuttgart erworben. Eigentum
der Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Kunstsamm-
lungen.
Zeichnungen: Felsen im Vordergrund = 3.6.1813, Dresden,
H 607, Sumowski 1970 Abb. 195 .. (Mitteilung Jähnig); Felsen
links dahinter mit Abänderungen = 13.5.1808, Dresden, ehern.
Slg. Friedrich August II., H 499; Berge im Hintergrund = 12. 8.
1808, Dresden, H 498, Sumowski 1970 Abb. 211.
Verschollene Zeichnung: Gipfel links im Mittelgrund möglicher-
weise = Kat. 105, 122, 124 und 166.
Nach Angaben von W. Luz, die von dem Vorbesitzer stammen
sollen (Notiz Jähnig), ist der Dargestellte ein Herr von Brincken,
angeblich ein hoher sächsischer Forstbeamter. Der grüne Rock
des Dargestellten würde dafür sprechen; ein Forstbeamter dieses
Namens ist jedoch im sächsischen Staatshandbuch nicht nachweis-
bar. Möglicherweise bezieht sich die Überlieferung auf Fried-
rich Ernst von den Brincken, der 1772 sächsischer Kammerjunker
und 1777 Kammerherr wurde, eher jedoch auf einen Oberst der
Infanterie Friedrich Gotthard von Brincken, der bis 1807 im
sächsischen Staatshandbuch verzeichnet ist.
Die einzelnen Motive der Felsen stammen, zumindest zum Teil,
aus dem Elbsandsteingebirge. Der Berg im Hintergrund links ist



250

Farbtafel 18, S.85

der Rosenberg (Grote), rechts davon möglicherweise der Zirkel-
stein (Mitteilung Jähnig). Das Bild steht durch seinen Gegen-
stand isoliert im Werk Friedrichs. Der Betrachter der Natur er-
scheint hier nicht demütig ergriffen (vgl. z.B. Kat. 183), sondern
in denkmalhafter Pose. Diese Auffassung eines über den Wolken
stehenden Menschen ist bei Friedrich nur verständlich, wenn mit
dem Dargestellten ein Verstorbener gemeint und das Gemälde als
Gedächtnisbild entstanden ist. Die Besteigung eines Berggipfels
als Weg zum Ziel des Lebens hat Friedrich in Kat. 190 bereits
dargestellt. Wenn auch die Benennung der Gestalt zweifelhaft
ist, deutet doch die Überlieferung, daß eine bestimmte Person
und nicht eine anonyme Betrachterfigur dargestellt ist, auf einen
solchen Zweck des Bildes. Der Nebel bedeutet die überwundenen
Irrungen des irdischen Lebens. Die Felsen, die aus ihm heraus-
ragen, versinnbildlichen den Glauben, der aus dem irdischen
Bereich in den himmlischen hinüberleitet. Der Rosenberg im
Hintergrund ist ein Gottessymbol, dem der Verstorbene kon-
frontiert ist. Die eigenartige Komposition der Berglandschaft ist
hier in einer sonst bei Friedrich nicht zu beobachtenden Weise
auf die Gestalt des Mannes abgestimmt. Besonders auffällig ist
die Beziehung zwischen dem Kopf des Mannes und dem Felskopf
rechts im Hintergrund. Möglicherweise liegt hier der Versuch
vor, die Gottebenbildlichkeit des Menschen auszudrücken.
Das Bild läßt sich am ehesten um 1818 einordnen. M. Prause hat
darauf hingewiesen, daß Carus’ verschollenes Gemälde »Ruhe
des Pilgers« von 1818 das Bild Friedrichs voraussetzt (Prause
1968, Kat. 415). Carus dürfte das Bild Friedrichs 1817 oder 1818
im Atelier Friedrichs gesehen haben. Auch aus stilistischen Grün-
den läßt sich das Bild am ehesten in diese Zeit einordnen. Das
Motiv der aus dem Nebel ragenden Bergspitzen läßt an Kat. 232
denken, die statuarische Figur hat am ehesten in Kat. 249 eine
Entsprechung. In der Bildung der Wolken klingt die noch etwas
gewaltsame Symmetrie von Kompositionen des zweiten Jahr-
zehntes an (vgl. Kat. 223), wie überhaupt das Denken in strengen,
flächigen Formen noch dieser Zeit zugehört. Das Übereinander-
schichten mehrerer Gebirgszüge findet sich vergleichbar in Kat.
264. Grote hat darauf aufmerksam gemacht, daß der Rock der
Uniform der freiwilligen Jäger ähnelt. Der Hypothese, daß das
Gemälde ein Gedächtnisbild für einen in den Freiheitskriegen ß
Gefallenen ist, möglicherweise jenen Oberst Friedrich Gotthard
von Brincken, würde eine Datierung um 1818 nicht widerspre-
chen, da Friedrich noch um 1820 ein Gedächtnisbild für einen
bei Waterloo gefallenen Soldaten gemalt hat (Kat. 260).
Lit.: Grote 1950, S. 401-404 (erstmals mit Farbtafel veröffent-
licht, um 1815, Verwandtschaft der Statur des Wanderers mit
der Goethes, Blick vom Kuhstallfelsen nach Westen, Morgenstim-
mung, möglicherweise patriotisches Bild); Prause 1963, S. 25 (um
1815); Prause 1968, S.25; Sumowski 1970, S.79, $4 (vor tSi8);
Grohn 1971, S. 180, 181 (Bericht über Neuerwerbung).
251 Marktplatz von Greifswald
Feder, Aquarell, 54,5x67 cm. Oben ist ein 8,7 cm breiter Strei-
fen original angestückt.
Greifswald, Museum der Stadt, Inv. K 2/1649.
1864 Greifswald, Familie Friedrich (Parthey); 1906 Greifswald,
Frau Johanna Friedrich, einer Nachkommin von Friedrichs Bru-
der Heinrich; später bei Frau Sophie Siemssen; 1953 erworben
(Meyer)..
Wie Wilhelm-Kästner ausführlich dargelegt hat, ist der Blick
auf den Markt von Greifswald von Osten nach Westen vom Haus
Markt 10 aus dargestellt, das Heinrich Friedrich 1808/09 erwor-
ben hatte. Man sieht auf das Rathaus, den Turm der Nikolai-
kirche dahinter, die Ratsapotheke in der Mitte und in die Lange

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