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Akademieausstellung dieses Jahres gezeigt (v. Einem 1938). Nach
Sumowski handelt es sich bei der Gebirgslandschaft, die Kurt
Waller 1818 im Entstehen sah, um dieses Bild. Es ist für die Ent-
wicklungsgeschichte der Gebirgslandschaften Friedrichs wichtig,
da es die Reihe der deutlich allegorischen Gebirgsbilder um 1810
(Kat. 186-199) durch eine mehr naturnahe Gestaltung fortsetzt.
Die Komposition scheint an Kat. 183 anzuknüpfen. Der abschüs-
sige Vordergrund und die Täler sind ein Gleichnis für das irdische
Dasein, dessen Bedrohtsein durch den Tod die abgestorbenen
Bäume und dessen ungewisse Zukunft die Nebel bezeichnen. Die
Felsen symbolisieren den Glauben, das Gebirge Gott. Das Über-
einanderschichten zweier Bergzüge, wodurch der Landschaft ein
alpiner Charakter verliehen wird, ist Ausdruck dieser religiösen
Bedeutung. Ein ähnliches Verfahren der Steigerung hat Fried-
rich in Kat. 250 angewandt. Im Ansatz ist es auch in Kat. 505 zu
beobachten. Eine Variante der Komposition ist Kat. 418. Siehe
auch S. 36.
Lit.: Waller 1818, S. 1215; Kunstblatt 1820, S. 380; Wiener Zeit-
schrift 1820, S. 990; Literarisches Conversationsblatt 1821, S. 39
(Besprechungen der Dresdener Ausstellung); Förster 1846, S. 157,
167; Schmidt 1916, S.467; Uhde-Bernays 1918, S.317 (erstmals
abgeb.); Fischer 1922, Tf. 9 (um 1812); Wolfradt 1924, S. 28, 110
(der Gruppe der frühen Gebirgsbilder zugerechnet); Grundmann
1930, S. 424 (Hinweis auf Aquarell Kat. 386 und die Essener
Zeichnung); Grundmann 1931, S.86, 87, 91 (1815-20); Nemitz
1938, Abb.45 (Farbtafel); v. Einem 1938, S.73, J14 (1815-20);
Eberlein 1940, Tf. 11 (1812, Farbtafel); de Prybram-Gladona
1942, S. 91 Anm. 562, 566 (1820); Sigismund 1943, S. 89, n4>
121 (Zitat der frühen Erwähnungen ohne Verbindung mit Kat.
264); v. Einem 1950, S. 86, 108, 130; Scheffler 1954, Tf. 2
(brauchbare Farbtafel); Grundmann 1958, S. 73, 74, 82, 86, 94-97
(wohl 1812); Börsch-Supan 1960, S. 49 Anm. 1, 62 Anm. 2, 100
(Analyse, 1820-25); Hinz 1966, S. 76 (1820, identisch mit dem
1820 ausgestellten Bild); Sumowski 1970, S.70, 113, 114, 203,
206 (vorsichtiger Vorbehalt gegen Identifikation mit dem 1820
ausgestellten Bild).
Ausstellungskat.: Dresden 1820, Nr. 546 (»Berggegend am Mor-
gen. Dünste steigen aus den Thälern«); Dresden 1918, Nr. 62;
Winterthur 1947/48, Nr. 31.
Sammlungskat.: 1922, Abb. 37; 1967, S.21 (farbige Abb., der
höchste Gebirgszug ist als freie Zutat oder phantastische Um-
formung der Schneekoppe angesehen).

265 Gebirgslandschaft
Öl, zusammen mit Kat. 264 als »größeres Gemälde« im Literari-
schen Conversationsblatt beschrieben, möglicherweise ca. 55 x
70 cm.
Verschollen.
1820 entstanden, da in diesem Jahr nachträglich auf die Akade-
mieausstellung geliefert und nur in der Besprechung des Litera-
rischen Conversationsblattes erwähnt als »heiter und reich sich
entfaltend bei wärmerem Morgenglanz« im Unterschied zu Kat.
264. Sumowski vermutet in dem Bild ein Gegenstück zu Kat. 264,
jedoch ist die Idee jener Landschaft so in sich abgeschlossen, daß
eine Fortführung und Ergänzung kaum denkbar ist. Die Be-
schreibung einer Gebirgslandschaft durch Förster, die dieser zwi-
schen dem 12. und 30.7. 1820 in Friedrichs Atelier sah, bezieht
sich wohl eher auf Kat. 264 und nicht auf das verschollene Bild,
wie Sumowski annimmt.
Lit.: Literarisches Conversationsblatt 1821, S.39; Sumowski
1970, S. 206 Kat. 168.

266 Schwäne im Schilf
(Zwei Schwäne auf dem Weiher im Mondschein)
Öl auf Lwd. 35,5x44 cm. Auf dem Keilrahmen verschiedene Be-
schriftungen : »Carus pinxit«, von anderer Hand: »... rth... Neu-
stadt . . . angekauft durch v. Quandt . . . Nr. 60«. Ein noch vor
einigen Jahren vorhandener Klebezettel »Graf Hardenberg
Dresden, Elisastraße Besitzer, Maler Caspar David Friedrich«
(Prause) ist jetzt verloren.
Frankfurt a. M., Freies Deutsches Hochstift.
Die Notiz »angekauft durch v. Quandt« läßt vermuten, daß das
Bild durch den Sächsischen Kunstverein erworben wurde und an
den General von Schreibershofen in Dresden gelangte, der es
1842 auf die Tiedge-Ausstellung gab; 1930 als Leihgabe des Gra-
fen Kuno v. Hardenberg, Darmstadt, an das Museum gelangt
(Prause).
Um 1819/20 gemalt, da am 19.4.1820 von K. Förster im Atelier
Friedrichs gesehen und im gleichen Jahr auf der Dresdener
Kunstausstellung gezeigt (Prause).
Friedrich hat die Schwäne wegen ihrer Eigenschaft, im Sterben
zu singen, als Sinnbild für die freudige Erwartung des Todes als
des Überganges zum ewigen Leben dargestellt. Das Symbol des
Abendsternes bezeichnet die Verbindung von Tod und Auferste-
hung. Friedrichs Ausspruch über das Bild, den Förster überliefert
»Das Göttliche ist überall, auch im Sandkorn, da habe ich es ein-
mal im Schilfe dargestellt« ist möglicherweise mit der Metapher
der »kühn verschlungenen Domeshallen« des Schilfes in einem
durch ein ähnliches Bild Friedrichs (Kat. 294) angeregten Sonett
de la Motte-Fouques zu erläutern, auf das Sumowski hingewie-
sen hat. Auch in dem Frankfurter Bild fällt die gotischer Archi-
tektur vergleichbare Linienführung der Schilfblätter auf (vgl.
auch Palmen in Kat. 167 und 202). Das Dickicht als eine Jenseits-
vision zu verstehen, legt der unwirkliche Blickwinkel und das
Fehlen eines festen Vordergrundes nahe (vgl. Kat. 166). Das Mo-
tiv der Schwäne fügt sich so mühelos in Friedrichs Gedankenwelt
ein, daß ein Gemälde von Carus »Landsee mit drei Schwänen«,
das dieser bereits 1819 auf die Dresdener Akademieausstellung
gab (Prause Kat. 222), vielleicht durch ein früheres verschollenes
Bild Friedrichs mit dem gleichen Motiv angeregt worden ist und
wohl kaum seinerseits Friedrich inspiriert haben dürfte. M.
Prause hat das Bild, das früher als Werk von Carus galt, 1968 als
Gemälde Friedrichs veröffentlicht. Unabhängig von ihr hat W.
Reiche die Autorschaft Friedrichs dem Museum brieflich mitge-
teilt.
Friedrich hat das Motiv auch später mehrfach dargestellt. (Kat.
294, 400, 441 und 510). Ein Bild mit einem einzelnen Schwan
ist in einem Brief Friedrichs an Körte vom 21.7. 1821 erwähnt
(Sumowski 1970, Kat. 176). Siehe auch S. 32.
Lit.: Allgemeine Zeitung 1820, S. 558; Schorns Kunstblatt 1820,
S. 380; Wiener Zeitschrift 1820, S. 990 Böttiger 1820, Nr. 41;
Literar. Conversationsblatt 1821, S. 39 (Besprechungen der Dres-
dener Ausstellung); Förster 1846, S. 157; Boetticher 1891, Nr. 6
(Hinweis auf die Tiedge-Ausstellung); Wolfradt 1924, S. 203
Anm. 15 (Erwähnung bei Förster); v. Einem 1938, S. 70 (Zitat
des bei Förster überlieferten Ausspruches von Friedrich); Sigis-
mund 1943, S. 110, 121, 157 (Zitat der frühen Literatur ohne Be-
zug auf das Frankfurter Bild, Kat. 400 als Gegenstück angese-
hen); Eimer 1960, S. 233 Anm. 8 (Motiv der Schwäne bei Dahl);
Prause 1968, S. 34 (erstmals abgeb., mit dem 1832 in Prag gezeig-
ten Bild Kat. 400 identisch); Sumowski 1970, S. 168, 169, 207,
212, 233, 242 (unterscheidet fünf verschollene Bilder mit Schwä-
nen, nicht mit dem in Prag gezeigten Bild identisch).
Ausstellungskat.: Dresden 1820, Nr. 545 (»Zwey Schwäne auf
dem Weiher im Schilfe. Der Mond im ersten Viertel«); Dresden

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