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Das Wandtafelzeichnen.

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Natürlich würden pädagogische Geschicklichkeit, regelmäßige Bemühung und der
Aufwand entsprechender Zeit auch über diese Schwieiigkeiten hinweghelfen. Die Frage
ist nur, ob der naturwissenschaftliche Unterricht in der Lage ist, diese Zeit für das
Zeichnen zur Verfügung zu stellen. Da dies sicher nicht der Fall ist, so wird die Wand-
tafel wohl auch in der Zukunft hauptsächlich der Konturzeichnung gehören.

Die Auffassung vom Werte des Zeichnens, die in diesem Buche stets zum Ausdrucke
gekommen ist, würde es verbieten, auf die Methode des Wandtafelzeichnens, die Professor
Hermann Landois vertritt, einzugehen, wenn sie' nicht durch den Namen eines hervor-
ragenden Zoologen und einflußreichen Schulmannes gedeckt würde.

In der löblichen Absicht, auch ,,Ungeübtere" zum Zeichnen an der Wandtafel zu
ermutigen, versieht Landois die meisten konturierten Illustrationen seines Buches mit
einem übergedruckten Quadratnetze und emfiehlt, die Wandtafel mit einem entsprechend
großen Liniennetze zu versehen.

Damit wird ein Hilfsmittel, das der Maler gelegentlich anwendet, um rein mechanisch
Zeichnungen mit dem geringsten Aufwand von Zeit und Mühe zu übertragen, in den
Dienst des Unterrichtes gestellt. Das Urteil über eine solche „Methode" ist schon gefällt,
wenn man sie als rein mechanische Kopiermethode charakterisiert. Leider verfügt auch
der Zeichner des Buches nicht über die genügende Durchbildung, um mit dem Kontur
das richtig wiederzugeben, was der einfache Strich doch sehr wohl ausdrücken könnte.
Am empfindlichsten offenbart sich diese Schwäche in den Säugetierköpfen, aber auch in
der Wiedergabe behaarter oder bestachelter Hautstellen, langbehaarter Schwänze u. dgl.
ist der Zeichner gänzlich ratlos. Im allgemeinen ist an den „Vorlagen" wenigstens zu
loben, daß sie reine Konturzeichnungen sind. Wo aber schwieligere Ueberschneidungen
vorkommen, wie an den Conchylien, muß die „Schattierung" aushelfen, die dann an der
Wandtafel die oben gekennzeichneten Schwierigkeiten verursachen wird.

Wir sind bemüht gewesen, die Zeichnungen unserer Tafeln, soweit sie Kontur-
zeichnungen und ebene Schnitte bringen, so zu gestalten, daß sie Beispiele für die technische
Durchführung von Wandtafelzeichnungen geben können. Wer ähnliche Zeichnungen nach
dem Objekt mit dem Zeichenstift herzustellen sich gewissenhaft bemüht hat, der wird auch
ohne die Benutzung mechanischer Hilfsmittel und Rezepte im Wandtafelzeichnen bald
sicher werden und Freude daran finden. Das Arbeitsfeld bleibt auch innerhalb der Grenzen,
die wir gezogen haben, ungeheuer groß und wird wegen der ständig wachsenden Kosten,
die gute Illustrationen und Tafelwerke heute verursachen, immer mehr zur Betätigung locken.

Literatur.

Braun, Otto, Das Zeichnen im naturgeschichtlichen Unterrichte. Leipzig und Berlin 1910.
dannemann, Fr., Naturlehre für höhere Lehranstalten, auf Schülerübungen gegründet. Hannover I908.
Engleder, Das Zeichnen im naturwissenschaftlichen Unterricht. Natur und Schule 1.
Janson, O., Skizzen und Schemata für den zoologisch-biologischen Unterricht. Leipzig 1912.
Koehne, E., Repetitionstafeln für den zoologischen Unterricht. Berlin 1903.
Landois, H., Das Studium der Zoologie. Freiburg 1905.

Lay, W. A., Schematische Zeichnungen zur Tier-, Menschen-, Pflanzen- und Mineralienkunde. 3. Auflage.
Leipzig 1909.

Ohmann, Ueber die Anwendung der zeichnenden Methode im naturwissenschaftlichen Unterricht des Gym-
nasiums. Programm des Humboldt-Gymnasiums Berlin. 1899.
Schmid, B., Der naturwissenschaftliche Unterricht. Leipzig 1907.
 
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