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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 29.1928

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Nr. 1
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Huyskens, Albert: Aachen und die Burgen und Landsitze am Nordrand der Eifel
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Aachen
und die Burgen und Landsitze am Nordrand der Eifel.
Von "Prof. Or. Albert Huyskens, Aachen.
ie Burgenforschung erhebt sich bei sachlicher Würdigung weit hinaus über die Bedeutung einer roman-
tischen, genußreichen Betrachtung alter Bau-und Siedelungsformen vergangener Zeiten und Geschlechter,
um deren verfallende Mauern die Sage ihren geheimnisvollen Schleier gebreitet hat. Sie wird vielmehr
zu einem Hilfsmittel der Landesgeschichte, der Kultur- und Heimatgeschichte, das besonders geeignet ist,
unsere Erkenntnis von den geschichtlichen Begebenheiten zu vertiefen und das Bild vergangener Zeiten
lebendig und anschaulich zu gestalten. Als Zeugen der Vergangenheit ragen die Burgen in die moderne Zeit hinein,
regen zum Nachdenken an über den Wandel der Zeiten und geben der Heimatforschung so immer wieder neue Nah-
rung und Anregung. Sie tragen eine konservative Note in das stürmisch einer ungewissen Zukunft zueilende Leben der
Gegenwart und betonen gegenüber den die Gegenwart erfüllenden Gedanken die Überlieferungen der geschehnis-
reichen Vergangenheit, auf deren Schultern wir stehen, und deren Kenntnis zum rechten Verständnis der Gegenwart
nicht zu entbehren ist. Gedanken dieser Art weckt die diesjährige Tagung der Vereinigung zur Erhaltung deutscher
Burgen am Rhein und in diesem Zusammenhang mag es nicht unerwünscht sein, einen Überblick zu geben über die
Burgen und Landsitze am Nordrande der Eifel in dem von der Burgenfahrt berührten Gebiet von Aachen.
Der Besuch Aachens ist deshalb für die Burgensahrer von besonderem Interesse, weil der Aachener Boden
wie kein anderer das Beispiel einer zusammenhängenden tausendjährigen Burgentradition bietet. Zugleich mischen
sich hier in dem Übergangsgebiet vom Gebirge zur Ebene die Formen der Höhenburg mit den Wasserburgen des
Flachlandes, die Burgen der Landesherrn und des Adels mit den Landsitzen des reichen Patriziats der alten Reichs-
stadt, deutsche und romanische Traditionen verschmelzen sich hier auf der alten Grenzscheide zweier Kulturen und auf
altem römischen Siedelungsboden zu einer bodenständigen Eigenart.
Die Hauptsehenswürdigkeit dürfte für den Burgenfahrer die unter allen späteren Zutaten und Veränderungen
in ihren Hauptgebäuden und in ihrer Anlage noch deutlich erkennbare karolingische Pfalz sein inmitten der heutigen,
156000 Einwohner zählenden modernen Großstadt, welche den von einem Kranze grüner und bewaldeter Höhen
umgebenen Talkessel ausfüllt. In diesen Talkessel läuft ein im heutigen Straßennetz nur noch mühsam erkennbarer
Hügelrücken ans, der an seinem Ende, wo er sich nach allen Seiten verflachend ins Tal senkt, den alten Wohnbau
Karls des Großen, das heutige Rathaus, trägt. Abgesehen davon, daß die Umfassungsmauern bis über den Boden
des Kaisersaales noch dieselben der von Karl dem Großen nach eigenem Plane und unter Einsetzung der großen mate-
riellen und künstlerischen Kräfte seines Reiches erbauten Pfalz sind, tritt das karolingische Bauwerk an den Türmen
auch noch äußerlich in die Erscheinung, zunächst in dem viereckigen, später um einige Geschoße erhöhten Pfalzturm,
dem seit der Humanistenzeit nach dem sagenhaften römischen Stadtgründer Aachens genannten Granusturm, dann
aber auch in den aus der Mauer hervortretenden Bogen an der Apsis des karolingischen Baues, auf der das Mittel-
alter den runden Markttnrm auf-
gebaut hat. Karl der Große er-
richtete seinen Wohnbau parallel
zu seiner dem damals sich durch-
setzenden christlichen Gebrauch
entsprechend nach Osten gerichte-
ten zweigeschossigen Pfalzkapelle,
die in dem heutigen Aachener
Münster den von späteren Ge-
schlechtern umbauten Kern bildet.
Auf dem Hochmünster steht heute
noch wie vor mehr als 1000 Jahren
der marmorne Thron, von dem
Karl der Große dem Gottesdienst
der Hofgeistlichkeit beiwohnte.
Zwischen den beiden Gebäuden
erstreckt sich der Katschhof, der
nach dem dort stehenden Schand-
pfahl sogenannte ehemalige Pfalz-
Hof, zu Karls Zeit auf seiner West-
seite begrenzt von einer hölzernen
Laubengallerie, auf der Karl
ebenen Fußes sich von seiner


Abb. 9. Aachens Türme.
 
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