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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 29.1928

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Nr. 1
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Wentzcke, Paul: Marksteine in Düsseldorfs Aufstieg
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https://doi.org/10.11588/diglit.35079#0039
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15

schwere Kämpfe folgten, die den
großen dreißigjährigen Weltkrieg des
17. Jahrhunderts einleiteten. Wittels-
bacher und Hohenzollern stritten um
die Erbschaft; Kleve und Mark fiel
schließlich an die Brandenburger, in
Düsseldorf aber zog der kleine Pfalz-
graf von Neuburg (an der Donau) ein.
Wider Erwarten jedoch ward
das neue Herrscherhaus schnell auch
am Niederrhein heimisch. Inmitten
der Kriegsstürme, die das Rheintal
und Deutschland heimsuchten, fanden
hier Kunst und Bildung eine Heim-
statt. Die hohe Schule der Huma-
nisten übernahmen die Jesuiten, die
in der doppeltürmigen Andreaskirche
ein eindrucksvolles Denkmal ihres
rheinischen Baustils hinterließen. Am
Hofe selbst fanden Musik und Malerei
dankbar aufgenommene Förderung.
Van Dyck und P. P. Rubens waren
gern gesehene Gäste. Ihre Gemälde
wurden Prunkstücke der bald darauf
begründeten Galerie, die freilich in
den schweren Zeiten der Fremdherr-
schaft Anfang des 19. Jahrhunderts
Grundstock der Münchener Pinakothek
werden sollte. Selbst diese bedeutende
Zeit aber erscheint vor den Augen der
Nachwelt, und insbesondere für die
volkstümliche Auffassung der Stadt-
geschichte nur als das notwendige
Vorspiel glänzender Tage, die sich
unter der Regierung Johann Wil-
helm II., 1679—1716, Hell vom
düsteren Himmel der Schlachten und
Kriege abhoben. In ihrem „Jan
Weitem", wie ihn der Volksmund
nannte, erhielt die Düsseldorfer
Bürgerschaft einen Fürsten, dessen
ragendes Reiterdenkmal inmitten des
Marktplatzes sein Bild nun schon über
zwei Jahrhunderte hinweg dauernd
festhält. In feiner Regierung steigert sich diese ältere Entwicklung der Stadt zur stolzesten Höhe, die Düsseldorf
vor dem Sturz des alten römischen Reiches deutscher Nation erlebte. Im alten Schloß zu Düsseldorf stand seine
Wiege, und immer wieder kehrte der Erbprinz, der Pfalzgraf und Kurfürst aus der Fremde und aus den wichtigen
Besitzungen seines Hauses an der Donau und am Mittelrhein zurück in die niederrheinische Heimat. Eine
Bildungsreise an die Höfe ganz Mitteleuropas vermittelte ihm die seltensten Beziehungen zu Wissenschaft und Kunst
der Zeit. Als sich Kaiser Leopold I. mit der Schwester Johann Wilhelms, dieser selbst mit der Stiefschwester des
Kaisers vermählten, ward der Wittelsbacher von ersten Fürstenhäusern als ebenbürtiger und gleichberechtigter
Freund begrüßt.
Der Anfall des alten pfälzischen Hausguts um Mannheim und Heidelberg, auf dem die älteste weltliche Kurwürde
des Reiches beruhte, berief schon den Vater 1685 in die Reihe der einflußreichsten Reichsfürsten. Johann Wilhelm
selbst führte in zweiter Ehe eine Mediceerin, Anna Maria Aloysia von Toscana, heim und festigte so die vielfältigen
Bande aufs neue, die seine eigenen Neigungen zur italienischen Kunst hinzogen. Düsseldorf aber war und blieb der
Mittelpunkt dieser ehrgeizigen Pläne. Die alten pfälzischen Residenzen am Neckar warf der Feuerbrand französischer
Heerführer in Asche. Am Niederrhein erhob sich die neue Hauptstadt des vornehmsten weltlichen Fürstentums im
deutschen Reich. Zahlreiche Bauten erzählten auch den einströmenden Fremden von dem aufblühenden Wohlstand,


Abb. 19. Düsseldorf, Blick vom alten Schloßturm auf Lambertuskirche und Rheiubrücke.
Aus dem Prachtwerk: Rheinland. Herausgegeben von P. Wentzcke und H. A. Lux. Düsseldorf 1925.
Deutsche Kunst- und Verlagsanstalt.
 
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