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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 29.1928

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Nr. 1
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Burgenschau
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23

Haupteingang stets an der unangreifbaren Rheinseite und niemals
— wie heute — an der gefährdeten Bergseite befand. Um so inter-
essanter und gesicherter war diese Weganlage, da sie von der ganzen
Nordseite der Burg flankiert wurde und in tunnelartiger Weise
durch die Kellerräume zum Hofe, ganz ähnlich wie bei der heute
noch vorhandenen Einrichtung in Bürresheim, auslief. Es ist zu
erhoffen, daß bei einem Besitzwechsel diese originelle Eingangs-
führung wieder zu ihrem Rechte gelangt und moderne Zutaten,
wie die unschöne Glasveranda, dem Stile der Burg besser angepaßt
werden. Die malerische Wirkung würde durch die Wiedererneuerung
des früher um die ganze Burg laufenden Wehrgangs sehr gewinnen
und die Wiederherstellung des Bergfrieds als Wohnturm nach
Dilichs Zeichnung den künstlerischen Wert der Burg ungemein
steigern. Die Höhe des Turmes und seine geschmackvolle Bedachung
würde von allen Ansichtsseiten aus einen überaus vornehmen und
imposanten Eindruck machen. Frhr. v. la Valette St. George.
Burg Ramstein.
Entgegen einer weitverbreiteten Meldung, daß die Burg Ram-
stein bei Trier völlig wiederhergestellt werden soll, teilte uns der
Provinzialkonservator mit, daß für eine Wiederherstellung keine
Mittel vorhanden seien. Es ist lediglich an eine Sicherung der
Mauerkronen gedacht.
Instandsetzung der Vorderburg in Rüdesheim.
Der Altertumsverein in Nüdesheim ließ die auf den: Markt
befindliche stark baufällige „Borderburg" ausbessern in der Absicht,
sie dem Verkehr zugänglich zu machen.
Die Burg stammt aus dem frühen Mittelälter und war lange
Zeit Besitztum der alten Grafengeschlechter von Rüdesheim.
Ursprünglich soll sie den 1276 unter dem Namen „äs Domo"
vorkommenden Rittern von Rüdesheim und später den Brömsern
von Rüdesheim gehört haben.
Der heute vorhandene Überrest ist ein 10 in hoher viereckiger turm-
artiger Mauerklotz. Das Mauerwerk ist dem der Niederburg ähnlich.
Coburg und seine Veste.
Die Stadt Coburg entwickelt sich mehr und mehr zu einer der
ersten Kongreßstädte Deutschlands. Dazu trägt die Lage mitten
in Deutschland, die Schönheit der altertümlichen Stadt und die
ausgezeichneten Gasthöfe außerordentlich viel bei.
Vor allem aber ist es die uralte durch Bodo Ebhardt in 26jähriger
Bauzeit wieder hergestellte Veste Coburg mit ihren großartigen
Saälbauten in den alten Burgmauern, die jeder großen Ver-
sammlung den schönsten Hintergrund bietet. Der Kongreßsaäl mit
seiner ausgezeichneten Akustik dürfte in Deutschland keinen seines-
gleichens haben. Auch für 1928 sind daher wieder ungezählte Treffen
angesagt.
Herstellungsarbeiten an böhmischen Burgen.
Dank besonderer Benachrichtigung sind wir heute in der Lage,
zu unserer Mitteilung über Herstellungsarbeiten an den Burgen
Zvolen, Trencin, Saris und Orava in Heft 3/4 des Jahrganges 1927
das Folgende zu ergänzen:
Das tschechische Schulministerium wird den Betrag von etwa
IV2 Million für die Erhaltung der bewohnten Burg Zvolen
flüssig machen. Die Burg ist ein Renaissancebau mit bedeutenden
gotischen Grundmauern.
Die Burgruine Trencin wird allmählich in ihren wichtigsten
Teilen gesichert. Ein Verkehrsverein hat die bisher von der Stadt
ausgeübte Verwaltung übernommen.
Die Burg Zysseu ist die größte Ruine Böhmens. Sie soll zu-
nächst für den Verkehr geschlossen und an den am meisten gefähr-
deten Stellen gesichert werden.
An der Ruine Saris sollen die Reste der Türme gesichert werden.
Burg Orava, die bewohnt ist, ist durch Erosion des Bergmassivs
gefährdet. Abhilfe soll durch Einführung von Dachrinnen und
Bedachung des verwitterten Felsens mit Schindeln geschaffen werden.
Nach durchgeführter Sicherung von Zvolen wird die Burgruine
von Preßburg dauernd erhalten werden.

Der Großzügigkeit, die bei diesen Plänen gezeigt wird, kann
man die Anerkennung nicht versagen. Es bleibt zu hoffen, daß die
Ausführung der geplanten Arbeiten in die Hände wirklicher Sach-
kenner gelegt wird.
Die Wiederherstellung des Stammschlosses des
Freiherrn von Stein in Vassau.
Nachdem das Stammschloß des Freiherrn vom Stein während
der Benutzung durch die Besatzungstruppen großen Schaden er-
litten hat, soll es jetzt nach der Räumung in würdiger Weise wieder
hergestellt werden. Trotzdem sich diesem Vorhaben sehr große
Schwierigkeiten, besonders finanzieller Art entgegen stellen, wird
die Stadt Nassau, wie sie verkündet, nicht ruhen, dem Stammschlosse
ihres größten Sohnes ein würdiges Aussehen zu sichern. Und in
der Tat ehrt sich die Stadt Nassau durch etwaige Opfer, die sie
selbst bringen will.
Ordensschlost Heilsberg als Waisenhaus.
Das Schloß von Heilsberg, das nächst der Marienburg das be-
deutendste Bauwerk der preußischen Ordenskunst ist und während
des Krieges zum Teil als Kaserne diente, ist jetzt zum großen Teil
als Waisenhaus eingerichtet. Dadurch stehen der notwendigen
Sicherung und Wiederherstellung dieses ehrwürdigen Baudenkmals
große Hindernisse im Wege.
Nur Vorarbeiten zur Wiederherstellung wurden bisher durch-
geführt. So wurden in der Umgebung des Gebäudes die Grund-
mauern der im Laufe der Zeit abgebrochenen Außenwerke aus-
gegraben und zeichnerisch sestgegelegt. Dabei ergab sich, daß die
alte Residenz im Norden und der „Dansker" an anderer Stelle
lagen, als man bisher angenommen hatte.
Vom Schloß selbst wurden genaue Aufnahmezeichnungen an-
gefertigt. Die schönen Wandmalereien wurden, soweit sie bisher
ausgedeckt sind, festgelegt und somit gerettet. Nach dem großen
Remter, dessen Wände bereits früher freigelegt wurden, ist der
kleine Remter mit seinem reichgemalten Gewölbe der bedeutendste
Raum. Die wertvollsten Malereien scheinen die des Südslügels
zu sein, soweit sich nach den bisher sichtbar gewordenen Bruch-
stücken urteilen läßt. Es handelt sich dabei um Bischofsbilder, die
ein großes Können des Künstlers verraten. Sie schmücken die
Wände eines Raumes, der ehemals die Größe der Schloßkapelle
aufwies, heute aber durch später eingezogene Wände geteilt ist.
Die Wiederherstellung dieser Räume und ihres bedeutenden Wand-
schmuckes wird erst nach Verlegung des Waisenhauses möglich sein.
Das Goslarer Kaiserhaus.
Das von Kaiser Heinrich III. erbaute Kaiserhaus in Goslar mit
seiner geschichtlichen Halle, die 23 Reichsversammlungen in ihre
Mauern ausgenommen hat, wird jetzt umfangreichen Erneuerungs-
uud Wiederherstellungsarbeiten unterzogen, nachdem es 1867 bis
1880 zum letzten Male erneuert worden war. Schon in wenigen
Wochen soll das Kaiserhaus das Aussehen, das ihm die Vorfahren
gaben, wieder haben. Hoffen wir, daß die Erneuerung vor der
Kritik der Sachverständigen standhält.
Wiederherstellung des Schlosses Kronborg.
Dank einer dreijährigen staatlichen Bewilligung (wir sind in
Dänemark, nicht etwa in Deutschland) von jährlich 79000 Kronen
und privaten Mitteln wird Dänemark in absehbarer Zeit in den
Besitz des ganz nach den historischen Überlieferungen wiederher-
gestellten Schlosses Kronborg gelangen.
Die Kronborg, die uralte Seefeste am Nordeingang zum
Öresund, das sagenhafte Schloß des Prinzen Hamlet, das an die
Zeiten prunkvollen Herrschertums und stolzer, kriegerischer Wehr-
haftigkeit erinnert, ist eines der schönsten dänischen Schlösser. In
verständnisloser Weise war während etwa 50 Jahre ein Regiment
Soldaten in seinen Räumen untergebracht, wodurch es fast voll-
ständig zerstört worden wäre.
Die jetzige Wiederherstellung ist umso höher einzuschätzen, als
mit ihr keine praktischen Absichten verbunden werden, sondern
lediglich aus dem Gefühl der Ehrfurcht und Verantwortung (das
gibt es also noch!) die große Arbeit in Angriff genommen wird.
 
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