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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Editor]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 29.1928

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Nr. 3/4
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Hacker, Hans: Aufforderung zum Beitritt zum Verein "Freunde der Plassenburg"
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https://doi.org/10.11588/diglit.35079#0091
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unversehrt. Der „Schöne Hof" ist wohl der größte Turnierhof aller deutschen Burgen. Er umschließt eine Fläche
von 2400 gm. Ost-, Nord- und Westseite bestehen aus zweistöckigen Bogengängen, deren Brüstungen geziert sind
mit Steinmedaillons von Frauen- und Männerköpfen, vermutlich eine Ahnengalerie der Hohenzollern. Auch die
Pfeiler und Bogen sind übersät mit Ornamenten, von denen keines dem anderen gleicht. Die Südseite des Hofes
wird von den Festsälen der Hochburg gebildet.
Viel Leid und Freud, viel Elend und Herrlichkeit hat die Plassenburg in ihren Mauern gesehen. Lange Zeit
war sie der Mittelpunkt fürstlichen Hoflebens und ritterlichen Prunkes als Residenz eines hochedlen Fürstengeschlechts.
Wichtige Belange deutscher Geschichte sind eng verbunden mit der Plassenburg. Sie ist auch die Ausgangsstätte
der Sage von der „weißen Frau".
Von 1817—1909 diente die Plassenburg als Zuchthaus, stand dann leer bis 1919, wo sie wieder zum Zucht-
haus erniedrigt wurde. Am 1. April 1928 wurde das Zuchthaus Plassenburg aus betriebstechnischen Gründen
aufgelassen. Eines der schönsten Denkmäler der Renaissance in Deutschland ist nunmehr der öffentlichen Besich-
tigung freigegeben.
Die Plassenburg ist bayerisches Staatsgut und bleibt es auch. Der bayerische Staat übernimmt weiterhin
die Unterhaltungskosten und die Verwaltung der Burg. Dadurch ist die Plassenburg in ihrem Bestand gesichert.
Die Burg soll nunmehr gemeinnützigen Kulturzwecken dienstbar gemacht werden.
Der „Verein für das Deutschtum im Ausland" will sich im Einvernehmen mit der bayerischen Regierung auf
der Plassenburg eine Heimstatt schaffen. In museumartiger Aufmachung, anschaulich und volkstümlich, soll für
jedermann leicht faßlich die geschichtliche Entwicklung, die Ausbreitung und die Leistung des deutschen Volkstums
gezeigt werden. Das Wesen und die Notwendigkeit der deutschen Schutzarbeit im Sinne des V.D.A. sollen über-
zeugend vor Augen geführt werden mit allen Mitteln neuzeitlicher Darstellungskunst. Die Plassenburg soll als
deutsche Grenzburg in Zukunft das sichtbare Wahrzeichen deutschen Grenzlandgeistes und des Gedankens der groß-
deutschen Kultur- und Schicksalsgemeinschaft sein.
Der Feierabendgesellschaft, Zweiganstalt des Industrie- und Kulturvereins in Nürnberg, einer Vereinigung
fränkischer Künstler, sollen in der Hochburg geeignete Räume überlassen werden. Unter Förderung der bayerischen
Staatsregierung soll für heimatlich gesinnte fränkische Künstler und Dichter ein Mittelpunkt fränkischer Kultur ge-
schaffen werden. Gedacht ist in den zur Verfügung gestellten Räumen eine Art „Kulturhof" zu errichten. Die Räume
sollen so ausgestattet werden, daß Künstler und Dichter nicht nur vorübergehend umsonst dort wohnen, sondern auch
schaffen können.
Eine Jugendherberge ist im Zeughausbau der Plassenburg bereits eingerichtet.
Es ist Notzeit in Deutschland und die Mittel des Staates sind knapp. Die bauliche Erhaltung der Plassen-
burg erfordert an sich schon erhebliche Aufwendungen. Die Mittel für die kulturelle Ausgestaltung müssen haupt-
sächlich aus freiwilligen Spenden aufgebracht werden.
Zum Sammeln und Werben für die Plassenburg wurde im Einverständnis mit der bayerischen Staatsregierung
unter dem Ehrenvorsitz des Herrn Ministerpräsidenten lw. Held durch den rechtskundigen 1. Bürgermeister der
Stadt Kulmbach ein Verein gegründet:
„Freunde der plassenburg e. V."
Neben den oben genannten Körperschaften hat auch die „Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen"
bei der von ihrem Vorsitzenden angeregten Gründung des Vereins „Freunde der Plassenburg" freudig mitgewirkt.
Sie wird nicht nur ihre reichen Erfahrungen zur Verfügung stellen, sondern auch sachliche Hilfe leisten.
Die „Freunde der Plassenburg" erstreben: Auswertung der Burg für kulturelle Zwecke, Verschönerung
der Burg und Werbung für die Burg. Diese Ziele fügen sich gut ein in den Rahmen der allgemeinen deutschen
Heimatbewegung.
Nur wer sein Vaterland kennt, kann guten Gewissens Hinausreisen in die Welt. Nur wer sein Deutschland
durchwandert hat mit offenen Augen für all die Schönheiten und Kulturleistuugen der deutschen Heimat, wird
die richtige Einstellung gewinnen zu dem, was andere Länder bieten.
Die ^Freunde der Plassenburg" wenden sich nun an alle deutschen Heimatfreunde mit dem Ersuchen um
Beitritt. Sie bitten, in ihre Reihen einzutreten und dem Verein die Erfüllung seiner idealen Bestrebungen er-
möglichen zu helfen. Es wird und muß sich auch hier zeigen, daß deutscher Idealismus noch opserfähig und
opferfreudig ist, und daß deutsche Heimatliebe Wunder schafft, gerade in einer Zeit tiefster nationaler und wirt-
schaftlicher Not.
Aus kleinen Beiträgen Vieler soll die Plassenburg gehegt und gepflegt werden. Tausende werden hinauf-
steigen auf die Burg, deren Tore nunmehr gastlich offenstehen, deren Räume vaterländischen Zwecken zugeführt
werden sollen. Wer vom Wartturm der Plassenburg die wundervolle Aussicht genießt über einen großen Teil
des Frankenlandes, dem soll das Herz leicht werden und frei. Stolz soll ihn erfüllen über die schöne deutsche
Heimat, von der ein mit besonderen landschaftlichen Reizen geziertes und mit kulturellen Gütern gesegnetes Stück
Land zu seinen Füßen liegt.
 
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