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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 29.1928

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Nr. 5/6
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Kentenich, Gottfried: Burgen in der Umgebung Triers
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https://doi.org/10.11588/diglit.35079#0131
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Namen erinnern, der Trierer Domdechanei als dauerndes Lehen unter Vorbehalt des Öffnungsrechtes durch Ur-
kunde vom Jahre 1310 überwiesen worden: „Wir Balduin ... tun kund, daß wir den Turm oder unser Haus, welches
unser Bruder Diether gesegneten Andenkens mit großen Kosten auf einem Berge bei Cordel, der Ramstein genannt
wird, an einem waldigen und unfruchtbaren Orte, mit dem keine Einkünfte verbunden sind, zu bauen begonnen hat,
das aber in seinem Bau noch nicht vollendet zum Teil den Zusammensturz drohte, unserm lieben Kleriker und Ge-
fährten Johann von Bruch, Dekan unserer trierischen Kirche, auf Lebenszeit als Wohnung und Besitz, wie
in der hierüber ausgefertigten, mit unserm und des Domkapitels Siegel versehenen Urkunde des weiteren enthalten
ist, übertragen haben."Z Und bei der Trierer Domdechanei ist die Burg auch dauernd verblieben, wenn sie auch ge-
legentlich in andere Hände kam oder von den Erzbischöfen wieder an sich gezogen wurde. Das tat anscheinend auch
Erzbischof Richard von Greifenclau, der Bändiger der aufrührerischen Bauern und Bezwinger Franz von
Sickingens, da er nach einer heute noch aus der Burg erhaltenen Inschrift dort einen neuen Brunnen bauen ließ:
Richard Greifenclau von Vollratys
Ertzbischof zu Trier churfürst
hatt mich thone dringen
Uoz diesem Felsen springen
Anno ^IXVLXXVII (1527).
Wie für Pfalzel sind auch für Ramstein die Raubscharen Ludwigs XIV. verhängnisvoll geworden. In seinem
Tagebuch über die Belagerung Triers durch die Franzosen bemerkt der Trierer Abt Alexander Herrn zum Anfang
des Monats September 1674: „Ramstein wird durch List genommen". Ende des Jahres 1674 aber hatte die Burg
eine kaiserliche oder kurfürstliche Besatzung, offenbar im Zusammenhang mit der Rückeroberung Triers im Jahre
1675, an welche das Denkmal auf der Granahöhe bei Conz erinnert. Aber der Sieg der Alliierten über die Fran-
zosen konnte nicht verhindern, daß diese im Jahre 1689 abermals in Trier standen und hier und in der Umgebung
ähnlich wie in der Pfalz hausten, Trier und seine Mauern sowie die Moselbrücke zerstörten, Pfalzel niederbrannten
und auch an den Ramstein Feuer legten. Nach dem Bericht des um die Erforschung der Eifel verdienten Pfarrers
Heydinger befand sich früher auf Burg Ramstein eine Tafel mit der Aufschrift: „18. September 1689 durch Marschall
Boufleur oder Marschall Crequi verbrannt". In der Folge wurde dann die Burg wiederhergestellt, wie die Feste
beweisen, welche hier ihre Inhaber, die Trierer Domdechanten, veranstaltet haben. Besonders festlich wurde von dem
Domdechanten Boos von Waldeck der 26. Mai 1755, der Tag des Jahrgedings der zu Ramstein gehörigen Gemeinde
Cordel, begangen: „Beim Schloß stunden die Jungfern von Cordel, welche einen Strauß präsentiert und nebst ihren
anfgesagten Sprüchen Glück gewünschet. Sodann im Schloß erwartete die dasige Hoffrau (Inhaberin des bei der Burg
gelegenen Wirtschaftshofes) mit ihrer Tochter den gnädigen Herrn, reichten auch einen Strauß und statteten ihre
Gratulation ab, welchem allem nach der hochwürdig gnädiger Herr reichlich Trinkgelder ausgeteilet und gnädig erlaubt
daß selben Nachmittag die Junggesellen und Jungfern sich darmit lustig machen, auch Spielleute darzn nehmen und
tanzen dörfften. Gegen die Mittagszeit seind auf Invitation und Einladung des gnädigen Herrn zum Mittagsmahl
mit dem Läufer und Bedienten zu Pferde angelangt seine Hochwürden Gnaden Herr von Bürresheim, deren beiden
hoher Erzdomkirchen Trier und Mainz Capitular etc., zum Respekt hochdessen Person der gnädige Herr die Stück
abfeuern und von denen Junggesellen eine Salve geben lassen. Man hat sich sofort zu Tisch gesetzt, allwo kostbare
vom Koch des gnädigen Herrn appretierte Speisen aufgetragen worden, der Tisch ist für 7 Personen gedeckt gewesen,
und haben neben dem Hochwürdig gnädigen Herrn von Boos und Bürresheim mitgenossen und gegessen Herr Land-
dechant und Pastor zu Ehrung, Herr Pater Eugenius, Profeß aä ss. Nai-zr Nartznos (Benediktinerabtei St. Marien zu
Trier) und Seelsorger zu Butzweiler, Herr Molitor, Pastor von Cordel, Herr Frantzen und Herr Onckel, Vicarii im
Dom zu Trier, wie auch Domdechaneiischer Oberschultheiß. Bei jeder getrunkener hoher Gesundheit seiner churfürst-
lichen Gnaden (Franz Georg von Schönborn), seiner hochfürstlichen Gnaden des Herrn Coadjutoren (Johann Philipp
von Walderdorf), eines hochwürdig gnädigen trierischen Domcapitel, unserer gnädigen Herren usw. seind die
Stück abgefeuert worden. Das junge Volk, nemblich die Junggesellen und Jungfern von Cordel, haben auf das
Spiel einer Leier und einer Schalmei vor dem Speisezimmer getanzt." An Stelle dieses lieblichen Idylls schauen
die Reste der Burg, welche im Gefolge der Säkularisation verfallen ist, uns heute kühl und ernst an. Dennoch freuen
wir uns, daß von ihr noch so viel erhalten ist, daß wir in ihr deutlich den Typus des Wohnturmes erkennen können,
wie er in Trier im Frankenturm vor uns steht. Wie dieser war der Ramstein zweischiffig aufgebaut. Das Bild ver-
vollständigen zwei Baupläne, welche im Domarchiv zu Trier aufbewahrt werden. Der eine scheint die Burg in zer-
störtem Zustande darzustellen, der andere ist eine Skizze, nach welcher sie wiederhergestellt werden soll. Diese ver-
zeichnet drei Stockwerke nebst Speicher. Der erste Stock enthält einen großen Salon, Speisesaal, Küche usw. mit einer
Eingangshalle. Auf dem zweiten befinden sich Schlafzimmer mit Vorzimmer, ebenso auf dem dritten, nebst einer
Kapelle und der Sakristei. Gewiß verdiente auch diese Burganlage genaue Aufnahmen und den Versuch einer Rekon-
struktion, und auch dem Jünger der Kunst könnte sie, mehr als es der Fall ist, ein dankbarer Vorwurf sein, die Ruine
für sich Wiedas Bauwerk eingespannt in den Rahmen seiner herrlichen landschaftlichen Umgebung^).
0 Lager, Chr., Notizen zur Geschichte der Burg Ramstein. Kutzbach, F., Das „Turmhaus" Ramstein. (Beide Arbeiten in Trier.
Chronik III (1907). Hirschfeld, B., Haus Ramstein (Trier. Volksfreund, Sondernummer zur Rheinischen Jahrtausendfeier, 8. August 1925).
0 Die beiden Abbildungen 94 u. 95 sind freundlichst von der Buchdruckerei Koch in Trier zur Verfügung gestellt worden.
 
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