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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 36.1935

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Hahr, August: Schwedische Burgen aus dem Mittelalter und der älteren Wasazeit: eine kurze Übersicht
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https://doi.org/10.11588/diglit.35025#0004
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Abb. 1. Schloß Orebro. Restauriertes Schloß aus dem Mittelalter und der Wasazeit.

Diese lange Zeit rätsel-
haften Türme treten ge-
wöhnlich längs der Küste
Gotlands auf. Es scheint
wahrscheinlich, daß sie nicht
in erster Linie zur Verteidi-
gung der Kirchen, in deren
Nähe sie jetzt stehen, son-
dern vor allem zum Schutze
des Handels errichtet wor-
den sind. Den Verheerun-
gen von wendischen oder
estnischen Räuberscharen
waren sowohl die Inseln
Gotland und Oland wie
die Küsten des Festlands
in diesen alten Zeiten im-
mer ausgesetzt. Ihre Er-
bauung fällt ins 12. Jahr-
hundert. Jedoch hat sich
gezeigt, daß diese Türme
oder Kastelle in ihrer Art
keineswegs allein d astehen.
Ähnliche alte Wehr-
türme von runder Form
finden sich an strategisch
wichtigen Stellen der Ost-
küste Schwedens. Zu diesen gehörte auch der vielberühmte Turm Tre Kronor (d. i. Drei Kronen), der das Ur-
sprungsgebäude des älteren Stockholmer Schlosses ausmachte. Er lag auf dem höchsten Punkte der Insel, auf der
sich heute die Stockholmer Altstadt befindet, und
dürfte seit 1250 in die vierseitige Ringmauerburg
Birger Jarls einbezogen worden sein, einer Burg
aber, die mit ihren Mauern, Türmen, Höfen und
Wohnflügeln in das bekannte Wasaschloß überging.
Ein ebenfalls später erhöhter und veränderter
Turm war der Rundturm von Stegeborg, der
sich wie ein alter Leuchtturm auf einer Insel im
Meerbusen Slätbaken noch erhebt und dereinst
den Seeweg nach der Stadt Söderköping schützte.
Im späteren Mittelalter wurde er in das nunmehr
niedergerissene Schloß von Stegeborg eingebaut,
das er eigentümlicherweise überlebt hat. Im Kal-
marer Schloß sowohl wie im Schloß Borg-
holm auf Oland sind vor kurzem zwei Kastelle
von Martin Olsson ausgegraben und untersucht
worden. Die Burg von Kalmar lag an der Ostseite
der Schloßinsel und wurde seinerzeit in die jüngere
Ringmauer einbezogen, deren sonstige, scheinbar
unmotivierte Ausbuchtungen, die gerade in der nord-
östlichen Ecke des Schlosses vorhanden sind, sich hier-
durch leicht erklären lassen. Die Burg, dessen unter-
ster Raum viereckig war, wurde erst gegen das Ende
des Mittelalters niedergerissen.
Die Grundmauern des Turmes im Burghofe
von Schloß Borgholm wurden schon im Jahre 1929
ausgegraben. Die Dicke der Mauer um den runden
Hohlraum, der einstmals König Johann III. im
16. Jahrhundert als Weinkeller diente, betrug an
ihrer untersten Stelle bis fünfeinhalb Meter. Der Abb. 2. Widtsköfle, Plan. Renaissanceschloß in Schonen.
 
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