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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 36.1935

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Hahr, August: Schwedische Burgen aus dem Mittelalter und der älteren Wasazeit: eine kurze Übersicht
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Lincke, Julius: Die Wiederinstandsetzung der Nürnberger Kaiserburg im Jahre 1934: (vorläufiger Auszug aus einer eingehenden Abhandlung über die Wiederinstandsetzungsarbeiten)
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https://doi.org/10.11588/diglit.35025#0014
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und Widtsköfle, beide aus Ziegel gebaut, mit einer regelmäßigen Anlage um einen geschlossenen Hof und mit diago-
nalen runden Wehrtürmen an zwei Ecken (vgl. die Abb. 2 u. 6), hat, wenn auch selten, einen Nachfolger gefunden.
Jedenfalls lag in Upland ein der Familie Oxenstierna gehöriges Schloß Mörbh, das, obgleich sein Material Granit
und Ziegel mit Putz gewesen ist, den genannten Mustern gefolgt zu sein scheint. Der Anfang war aber hier ein
älteres, rektanguläres Haus. Das Stammgut des großen Axel Oxenstierna fiel jedoch um die Mitte des 18. Jahr-
hunderts in Ruinen, die von den Bewohnern der umliegenden Gegend als Steinbruch ausgenutzt wurden. Immer
noch sind einige Reste stehengeblieben, darunter Mauern, Keller, ein mächtiger Rundturm usw., das alles neulich
freigelegt und untersucht worden ist.
Türme, runde oder viereckige, scheinen jedenfalls zu dieser Zeit auch die adeligen Bauherren geliebt zu haben.
Sie kamen in Mode und erlebten, nicht zuletzt an den Herrensitzen Südskandinaviens, eine Blüte, auch nachdem
der frühere Zweck ihres Daseins sinnlos geworden war. Die Entwicklung der Feuerwaffen und die in vieler Hin-
sicht milderen Zeiten mit ihren Bestrebungen nach Wohnlichkeit und architektonische Schönheit führten allmählich
zur Umprägung des ganzen Gebäudes. Und in Schweden entsteht im 17. Jahrhundert eine Schloßbaukunst von
anderer, mehr palastähnlicher Art nach französischen und anderen Mustern, von großen, in Italien, Frankreich,
Holland ausgebildeten Architekten, wie De la Vallse und den beiden Tessin geleitet und vom Königshaus und den
reicheren adeligen Geschlechtern getragen.

Die Wiederinstandsetzung der Nürnberger Kaiserburg
im Jahre 1934-
(Vorläufiger Auszug aus einer eingehenden Abhandlung über die Wiederiustandsetzungsarbeiten.)
Von Dkpl.-2ng. Julius Lincke.
Die Aufnahmen stammen aus dem Denkmalsarchiv von Herrn vr. Nagel, Nürnberg.


Has Wiedererwachen deutschen Geistes hat auch allerorts den Sinn für Deutschlands Geschichte wieder-
erweckt. Die bleibenden Denkmäler des Werdens und Wirkens des deutschen Volkes, die oft zu bloßen
Sehenswürdigkeiten für einige Sommerreisende herabgesunken waren, sind wieder zu Heiligtümern
des deutschen Volkes geworden, zu deren Erhaltung alles getan werden muß.
So ist es nicht zu verwundern, daß auch die Nürnberger Burg, eine der hervorragendsten Zeugen
deutschen Kaisertums, einer gründlichen Wiederinstandsetzung unterzogen wurde. Die oberste Leitung bei diesen
Arbeiten lag bei dem Baureferat der staatlichen Verwaltung der Schlösser, Gärten und Seen in München. Die ört-
liche Bauleitung hatte das Landbauamt Nürnberg inne. Notwendig war die Instandsetzung einmal aus Gründen
der Erhaltung, zum zweiten, um die Burg lebendigen Zwecken zurückzugeben und sie wieder in das Schicksal unse-
res Volkes einzubeziehen. Dabei ergab es sich von selbst, daß sie von allen Zutaten, die ihren wahren Charakter ver-
fälschten, befreit werden mußte.
Vorläufig haben sich die Arbeiten in der Hauptsache auf die Jnnenräume und den Burghof beschränkt. Von
außen ist nur eine Änderung am sog. Söller auf der Westseite der Burg und eine gründliche Säuberung des Heiden-
turms und der Doppelkapelle von dem häßlichen Zementmörtelputz zu erkennen. Ein großer Teil der Jnnenräume
war bisher für die Besichtigung unzugänglich und hatte lange Zeit zur Unterbringung von Landespolizei gedient.
Es läßt sich wohl denken, daß der Erhaltungszustand viel zu wünschen übrig ließ. Die wenigen Räume, durch die
man noch geführt wurde, zeigten kaum etwas mehr von ihrem ursprünglichen Gesicht. Neugotik und Romantik waren
hier am Werke gewesen, hatten alles mit ölfarbgestrichenen Täfelungen verdeckt, mit kleinlichen Schnitzereien verziert,
hatten auf Deckenfeldern und Glasbildern eine üppig-wuchernde Ornamentik und allen Regeln widersprechende
Heraldik entwickelt und vor allem die weiträumigen Hallen großenteils durch Einziehen von Zwischenwänden zu
kleinen, bürgerlich anmutenden Wohnzimmern herabgemindert. Das Recht, dies alles zu entfernen, braucht, glaube
ich, fast nicht bewiesen zu werden. Stehe man sonst dem Bauschaffen des vorigen Jahrhunderts nicht so ablehnend
gegenüber, wie es zur Zeit Mode ist, mag es ebenso berechtigt sein, aus dem Formengut der Gotik sich neue An-
regung zu holen, wie es bei dem des klassischen Stiles oft und immer wieder geschehen ist, mag ein Neuschwanstein
als Abbild seines Zeitgeistes manchen Wertes nicht entbehren — auf jeden Fall ist es ein Frevel, Altes, geschichtlich
Bedeutsames zu zerstören, nur um die eigene Eitelkeit an dessen Stelle zu setzen. Nie wäre es einem Baukünstler der
Renaissance eingefallen z. B. „Verbesserungen" an alten Tempelbauten vorzunehmen um Klassisches noch klassischer
zu gestalten. Es war ihm unübertreffliches Vorbild. Nur bei geringem Einfühlen und Verständnis konnte man glauben
 
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