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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 36.1935

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Burgenfahrt 1934
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Burgenfahrt 1935
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https://doi.org/10.11588/diglit.35025#0069
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Großartigkeit der gesamten Planung macht den Eindruck des Verfalls, in dem die übrigen gewaltigen Baureste sich
befinden, besonders schmerzlich.
Burg Greifenstein in dem heutigen Zustande ist ein warnendes Beispiel dafür, welche verheerende Folgen die
Freilegung und Ausgrabung eines alten Bauwerkes haben kann, wenn der Freilegung der alten Mauerreste sich nicht
sofort eine durchgreifende Sicherung anschließt, denn was der Schutt jahrhundertelang bewahrt hat, ist, freigelegt,
allen Zerstörungen der Witterung und des Unverstandes ausgesetzt, eine Warnung, die gerade heute in der Zeit be-
geisterter Burgenforschung und Ausgrabung nicht ernst genug genommen werden kann.
Die Westerburg ist völlig erneuert, in neuer Art verputzt, angestrichen und ausgebaut und neuen Zwecken zur
Verfügung gestellt. Die verdienstvolle Sicherung, die damit erreicht ist, kann nicht ganz darüber hinwegtrösten, daß
der Ernst und die malerische Wirkung des alten Baues verringert wurde. Den Abschluß der Fahrt bildete ein Ab-
schiedsmahl in der Burgschenke der Marksburg, in deren ehrwürdigen Mauern sich noch einmal alle Burgenfahrer
vereinigten, ihre Eindrücke austauschten und beim einfachen Mahle ausruhten von unvergeßlichen und unerschöpf-
lichen Eindrücken. Das hohe Verständnis deutscher Fürstenhäuser als pflichtgetreue opferbereite Erhalter echt deutscher
Kunstgüter auch in wirtschaftlich schwerer Zeit und des neuen Reiches öffnete vielen Teilnehmern die Augen für den
Wert des alten Könnens, auf dessen Schultern allein wir einen gesunden Grund für die Fortentwicklung einer neuen
deutschen Kunst finden werden.


Abb. 104. Blick von Flossenbürq nach Österreich.

Burgenfahrt 193H
Die Burgenfahrt des Jahres 1935 bot den denkbar größten Gegensatz zu den Ergebnissen der vorhergehenden
Fahrt. An Stelle des reich besiedelten und trotz des Ernstes seiner unendlichen Waldberge liebenswürdigen hessischen
Landschaft suchten die Burgenfahrer diesmal die deutsche Ostmark auf, die Oberpfalz mit ihrer eigenartig ernsten
— man kann fast sagen grimmigen — Landschafts- und Bau-Gestaltung.
Die Begrüßungsversammlung fand in Nürnbergs Rathaus-Keller statt, dessen Räume leider nicht ausreichten,
um eine zwanglose Bewegung der zahlreich Erschienenen zu ermöglichen. Alle Vorbereitungen der Fahrt hatte das
staatliche Verkehrsbüro in Nürnberg unter Leitung seines Direktor Jochem in ausgezeichneter Weise durchgeführt.
Die Fahrt führte am nächsten Tage über Hersbruck nach den: ersten großen burglichen Schloß der Oberpfalz
in Sulzbach. — Der Bau selbst in seiner gewaltigen Ausdehnung ist durch Mißbrauch als Fabrik, Zuchthaus usw.
nach einer glänzenden fürstlichen Vergangenheit stark entstellt. Doch wirkt auch heut noch seine Größe und seine beherr-
schende Lage, und mit Genugtuung sah man den Arbeitsdienst und Teile der neuen Wehrmacht die alten Räume wieder
bevölkern. Uber die Geschichte sprach Lehrer Loibl in anregender Weise, so daß die Großartigkeit des heutigen Baues
und seine allmähliche Entwicklung von der Burg zum festen Fürstenschloß der Renaissance verständlich wurde.
 
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