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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 36.1935

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Schuster, Felix: Bericht über die Grabungen auf Hohen-Nagold im Sommer 1932 und 1933
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https://doi.org/10.11588/diglit.35025#0042
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Bericht über die Grabungen auf Hohen-Nagold
im Sommer 1932 und 1933.
Felix Schuster, Professor u. Baurat, Stuttgart.
chon während der Arbeiten für die beiden Nagolder Heimatbücher hatte sich das Bedürfnis gezeigt, die
spärlichen Nachrichten aus früherer Zeit über die ehemalige Burg Hohen-Nagold durch Grabungen an
Ort und Stelle zu ergänzen, nur hatte sich dazu keine Gelegenheit gegeben, da keine Mittel dafür zur
Verfügung standen. Im Jahre 1932 stellte nun der Württ. Schwarzwaldverein einen Betrag dafür
zur Verfügung, und die Württ. Forstdirektion gab auf Befürwortung des Forstamts Nagold (Forst-
meister Majer) die Erlaubnis, in der in staatlichem Besitz befindlichen Burgruine Grabungen vorzunehmen. Die
Sache schien zunächst an Hand des Beschriebs der früheren Baulichkeiten von Obervogt Graf Candell von 1645 ein-
fach zu liegen. Es handelte sich hauptsächlich um die Feststellung des in der Beschreibung erwähnten großen „Heuhauses"
von 27/76 Schuh, das seiner Länge nach auf der Westseite des Burghofes zu vermuten war.
Im Sommer 1932 wurde nun zunächst ein Versuchsgraben etwas südlich der Ruine des „Schlosses" quer durch
die Hoffläche gezogen. Dabei stieß man auf die Reste einer Längsmauer, die in ihrem Verlauf (gleichlaufend mit
der östlichen Ringmauer) verfolgt wurde. Sie konnte bis an den vorspringenden Pfeiler des „Schlosses" verfolgt
werden, wo sie abbricht. In einer
Entfernung von etwa IlU/gin (gegen
Süden) von dieser Stelle ist sie recht-
winklig abgekröpft und verläuft in der
Flucht der dort noch teilweise sicht-
baren Mauerreste. Nach Aussage eines
älteren, bei den Grabungen beteilig-
ten Arbeiters und auch nach sonstigen
Überlieferungen sollen früher an dieser
Abb. 63. Blick von Süden. Stelle noch die Reste von Gewölben
(Keller) vorhanden gewesen sein. Ein
Nachgraben an dieser Stelle führte aber zu keinem weiteren Ergebnis. Dagegen wurden in der Mitte des „Schlosses"
unter dem heutigen Boden Ansätze eines Gewölbes noch festgestellt. Auf der gegenüberliegenden Seite stieß man
in etwa 11 in Entfernung von der früheren Außenmauer gleichfalls auf eine Mauerspur aus Kalkbruchsteinen, in
der sich ein länglicher Buntsandsteinquader (Türschwelle?) befand.
In dieser Gegend mußte man zunächst das in der Beschreibung des Grafen von Candell erwähnte langgestreckte
Heuhaus vermuten. Beim Verfolgen der Mauerspuren zeigte sich aber, daß diese nach 7,6 in Verlauf seitlich im rechten
Winkel abbogen. Versuche in südlicher Richtung bis an die heute noch sichtbaren Mauerreste haben hier keine weiteren
Ergebnisse im Boden gebracht.
Da der nordwestliche Eckturm deutlich als späterer Anbau zu erkennen und daher anzunehmen ist, daß die
Schildmauer ursprünglich noch ein Stück weiter gegen Westen sich fortsetzte, wurde am Fuß der Schildmauer senk-
recht zu ihr ein Schlitz gemacht. Dabei stieß man in etwa 1 in Tiefe auf ein Mauerstück aus ziemlich regelmäßigen
Kalksteinquadern. Bei weiterer Unter-
suchung ergab sich, daß diese Mauer
in ihrer ganzen Breite vor der Schild-
mauer in der Erde ungefähr rechtwink-
lig abbiegt, daß die (spätere) Ring-
mauer auf dem westlichen Teil dieser
alten Mauer aufsitzt und daß diese nach
etwa 8 in Verlauf wieder rechtwinklig
nach Osten abbiegt. Leider konnte da-
mals die Untersuchung nicht weiter ge-
führt werden, da einige große Bäume Abb. 64. Querschnitt durch die Ruine der Burg Hohen-Nagold.
im Weg standen. In der Ecke zwischen
Turm und Ringmauer wurde eine eigentümliche, etwa viertelkreisförmige Vormauerung aus Kalksteinen, die auf der
alten Mauer saß, und davor noch eine kleinere, gleichfalls viertelrunde Vormauerung, aber aus Backsteinen, festgestellt.
(Bedeutung?)
Schon vor Beginn der eigentlichen Grabungen hatte sich ein Rutengänger (Herr von Kreusch) erboten, Mauer-
spuren und unterirdische Räume (Gewölbe) mit seiner Wünschelrute festzustellen und hatte auch verschiedene Punkte
nach seinen Versuchen mit der Wünschelrute gezeichnet, die aber für Mauerreste von Gebäuden nicht in Frage kommen
 
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