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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 36.1935

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Weinelt, Herbert: Die schlesischen Burgen Adelsburg, Saubsdorf und Schellenburg
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Woebcken, Carl: Das Schloß in Jever
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https://doi.org/10.11588/diglit.35025#0040
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Zwinger umgeben. Auf der Angriffsseite war die Ringmauer 4 m stark und wohl einst als hoher Mantel ausgebildet.
Knapp hinter ihr erhob sich der mächtige Bergfried, dessen Mauern 5,20 m dick sind; die Turmöffnung mißt 3,10 m.
Der Bergfried hatte auch die Aufgabe, das Tor der Hauptburg zu schirmen. Bei den Grabungen wurde in der Nähe
des Bergfrieds ein zweiter, aus dem Felsen gehauener Brunnen entdeckt.
Die Ausgrabung brachte eine Menge Funde. Da sind vor allem einige Zentner Tonscherben, eine Unmenge
Tierknochen, etwa 100 Armbrustbolzeneisen, Pfeilspitzen, Messerklingen, Hufeisen, Sporen, Schlösser, Schlüssel zu
nennen. Besonders interessant sind die bis 400 KZ schweren Blidensteine, die der ungarische König Matthias Corvinus
bei der erfolgreichen Belagerung der Burg im Jahre 1474 verwendete.
Schrifttum: A. Drechsler, Altvaterland, Olmütz o. I. —- A. Peter, Burgen und Schlösser im Herzogthum Schlesien I, Tescheu 1879. —
C. Schuchhardt, Die Burg im Wandel der Weltgeschichte, Potsdam 1931. — I. Uwirn, Briefliche Mitteilungen an den Verfasser.

Das Schloß in Jever.
Von Carl Woebcken.
as Schloß in Jever ist nicht die älteste Burganlage der nächsten Umgebung. 1500 m nördlich von ihm befindet
sich ein doppelter Ringwall, der Woltersberg genannt, der in Umfang und Ausführung dem bei Borgsum
auf der Insel Föhr gleicht. Seine Anfänge dürften in die Zeit der Völkerwanderung zurückreichen, seine
letzte Gestalt bekam er jedenfalls im 9. Jahrhundert durch die Dänen oder Normannen. Hier war der bis
zu 4 m hohe Erdwall die Schutzwehr. Bei späteren Burgen ist es der Wassergraben. Der Dannhalm,
1500 m westlich vom Schlosse, ist ein Beispiel. Wohl ist der Graben eingeebnet, aber die Umrisse sind deutlich zu er-
kennen. Eine ähnliche Anlage zu Borgholt bei Ardorf, östlich von Aurich, setzt Schuchhardt in dieselbe Zeit wie die
sächsischen Grenzburgen des 10. Jahrhunderts in Holstein (limes Saxomae).
Woltersberg und Dannhalm liegen beide in der vom
Meere angeschwemmten Marsch, das Schloß in Jever
dagegen erhebt sich auf dem hohen Diluvialhügel, der
nie von der Flut überspült worden ist. Erst spät, erst
gegen Ende des 14. Jahrhunderts, ist es hier zum
Burgenbau gekommen. Die erste Feste, die der ältere
Edo Wiemken, Häuptling von Rüstringen, angelegt
hatte, wurde wieder zerstört. Die ältesten Teile des
heutigen Schlosses rühren aus dem Jahre 1428.
Hinter einem doppelten Wassergraben erhob sich seit
der Zeit ein dicker Turm, der nur mittels Leiter zu-
gänglich war. Er bildet den unteren Teil des heutigen
Schloßturmes. Der Fuß besteht aus Findlingen, die von
der 1420 zerstörten Pfarrkirche herstammen. Das übrige
Mauerwerk ist Backstein. Zum Wohnen eignete der
Turm sich schlecht. Er war nur die Zuflucht in der
äußersten Not.
Edo Wiemken d. I., Häuptling des Jeverlandes
(1468—1511), baute die Burg aus. Die Mittel wurden
Abb. 60. Die Burg zu Jever von Südosten. 1618. ihm dazu bewilligt in Gestalt des Kuhschatzes, der ersten
regelmäßigen Steuer, die man hierzulande eingeführt
hatte, ein Schaaf oder Doppelstüber, das sind in unserem
Gelde 11 Pfennige, von jedem Gras, von jedem Drittel eines Hektars. Außerdem waren die Bauern verpflichtet
zur Verproviantierung der Burg, zum Wachdienst und zum Aufeisen der Gräben. Der Häuptling, dem seine Tochter
in der Stadtkirche durch den Niederländer Cornelis Floris ein Grabdenkmal von derselben Art hat errichten lassen,
wie König Friedrich I. von Dänemark und Herzog Albrecht von Preußen bekommen haben, verlangte ein Wohn-
schloß, eine Fürstenresidenz. Seine zweite Heirat mit der Tochter des Grafen von Oldenburg mag ihn in diesem
Wunsche bestärkt haben. Der alte Turm wurde bei der Gelegenheit erhöht. Einige Meter unter dem obersten Rand
des Steinbaus befindet sich ein Wappenstein mit der Inschrift: Hoo opns eonsoiDiriaturo 1505. An den Stein ist
nur heranzukommen, wenn, wie vor kurzem, die Maler ein Gerüst gebaut haben. Von unten ist nichts zu erkennen.
 
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