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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 36.1935

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Weinelt, Herbert: Die schlesischen Burgen Adelsburg, Saubsdorf und Schellenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.35025#0039
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frühesten Steinburgen im ostmitteldeutschen Raume, steht in
einem weit größeren vorgeschichtlichen Wall (vgl. die Abb.).
Es ist eine typische Eigenart der Slawen, an der gesichertsten
Stelle innerhalb einer großen Bolksburg eine Herrenfeste an-
zulegen. So haben Slawen sich auch hier, als sie von Osten her
in die inzwischen von den germanischen Stämmen verlassenen
Gegenden vorstießen, in der viel älteren Wallburg, die noch
heute die Schellenburg umzieht niedergelassen und einer von
ihren Edlen hat sich in der am meisten vom Gelände geschützten
Ecke seine Herrenburg erbaut. Die erste slawische Feste, die der
Vorläufer der heutigen Schellenburg ist, war nur in einfacher
Weise mittels Wall und Holzplanken befestigt und es wird lange
gedauert haben, bis die inzwischen verstärkte Holzburg in Stein
umgebaut worden ist. Die alte Holzburg ist den Berufstod aller
Holzburgen gestorben: sie ist verbrannt worden. Dies bezeugen
die Brandschichten und Holzkohlenreste unter den Grundmauern
der letzten Steinburg.
Die Schellenburg wird feit längerer Zeit ausgegraben und
diese Arbeit brachte überraschende Ergebnisse. So fand man,
daß Teile der Ringmauer auf älteren Mauern stehen, die den
hier so seltenen Fischgrätenverband, das opus spie Main, zeigen.
Wie sonst, ist auch hier der Mörtel sehr steif über die trocken-
gestellten Steine aufgetragen worden. Und innerhalb der Ring-
mauer stieß man schließlich in größerer Tiefe auf bedeutende

Abb. 58. Die Schellenburg innerhalb des großen, vor-
geschichtlichen Walles.

Reste einer Burganlage, die aus Bruchsteinen und Lehm—
nicht Mörtel — angefertigt war. Diese Anlage ist zweifels-
ohne sehr alt, und ihre Entstehungszeit wird auf Grund
der Funde in die Zeit um das Jahr 1000 gesetzt. In dieser
Zeit tobten um dieses Gebiet äußerst hartnäckige Kämpfe
zwischen Böhmen und Polen, in denen sich der Herzog
von Böhmen, Bretislav Achilles, besonders hervortat.
Damals muß auch die Schellenburg als Grenzfeste eine
bedeutende Rolle gespielt haben. Die Burg taucht zuerst
unter dem slawischen Namen Cvilin in der Geschichte auf,
bis sich dann allmählich der Name Lobenstein allein durch-
setzt. Schellenburg heißt sie erst seit dem Anfang des
16. Jahrhunderts, als die Herren von Schellenberg Eigen-
tümer des Herzogtums Jägerndorf und der Bergfeste
Lobenstein wurden. Schon Ende des 16. Jahrhunderts
begann der allmähliche Verfall der Burg.
Da die Schellenburg durch das Gelände nicht sonder-
lich geschützt war, suchte man diesen Mangel durch starke
Befestigungsbauten wettzumachen. Die neuesten Gra-
bungen zeigen dies deutlich. Sie konnten nicht in meinen
schon vor Jahren angefertigten Plan ausgenommen
werden, da sich der verdienstvolle Anreger und Leiter der
Schürfarbeiten, Baumeister Horny, ihre Veröffentlichung
naturgemäß vorbehält. Die Hauptburg war auf allen vier
Seiten von einem mächtigen, etwa 25 in breiten Graben
umgeben, auf dessen äußerer Wallkrone eine Mauer lief.
Auf der Angriffsseite war noch eine schmale Vorburg
vorgelegt, die heute unter Schutt liegt. Von der Borburg
ging zur Hauptburg eine Zugbrücke, deren Fundamente
noch zu sehen sind. Im Graben befand sich mich ein
Brunnen. Die HauPtbnrg war auf drei Seiten von einem


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Abb. 59. Die Schellenburg. Lageplan. 1 Bergfried — 2 Palas —
3 Mantelmauer — 4 Zwinger — 5 Zugbrücke — 6 Brunnen —
7 Vorburg.
 
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