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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 36.1935

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Burgenfahrt 1935
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Ausbau des alten Herzogsschlosses in Wesel zum Museum: alte Stuckdecken und Reliefs
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https://doi.org/10.11588/diglit.35025#0075
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genen Wärme erreicht haben wird, so wird sich das Verdienst der jetzigen Wiederherstellung erst in richtigem Um-
sange fühlbar machen.
Ein echt Nürnberger Frühstück im Festsaal der Burg schloß sich an, bei dem der Vertreter des Herrn Oberbürger-
meisters, Herr Bürgermeister Vv. Eickemeyer, die Vereinigung herzlich begrüßte. Es bildete den Abschluß der Burgen-
fahrt 1935.
Auf die Worte des Stadl Vertreters erwiderte der Vorsitzende der Vereinigung. Den Abschluß der Reden bildeten
dann die hochbedeutsamen Worte unseres Schirmherrn Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Oskar von Preußen,
der den Beteiligten, namentlich den Herren Vertretern der Stadt Nürnberg und dem Leiter der Burgenfahrt, Pro-
fessor Bodo Ebhardt, seinen Dank aussprach. Die Worte gipfelten in einer freudigen Anerkennung der großen Er-
rungenschaften, und der Taten des Führers und Reichskanzlers, die durch die Wiedereinführung der Wehrpflicht,
die Wiederherstellung der Freiheit des Reiches und des Heeres durch unseren Führer seinen Höhepunkt fanden. Damit
trennten sich die Teilnehmer.
Die Vereinigung ihrerseits hat diesem Bericht noch den Dank anzufügen für die Bereitwilligung, mit der ihre
Bemühungen und Vorbereitungen der Fahrt durch die staatlichen und örtlichen Behörden in allen Orten, die wir
besuchten, gefunden hat. Die Schwierigkeiten einer solchen Fahrt sind heute nicht gering, und es ist besonders dankbar
anzuerkennen, daß in einer Zeit der ungeheuren Massenaufgebote, die vom freudigen Geist des heutigen Tages und
der zukunftsfrohen Sicherheit einer großen weltbewegenden Stimmung getragen werden, auch ein kleinerer Kreis
echt deutscher, kunstbegeisterter Männer und Frauen freundliche Aufnahme und Förderung gefunden hat, ein Kreis,
der freudig die Gegenwart und Zukunft bejaht, ganz besonders, da sie auf den Werken und auf den großartigen
Leistungen einer echten deutschen, starken Vergangenheit den heldischen Geist in Deutschland und eine neue Kunst
unserer Tage wieder aufrichten und aufbauen will.

Ausbau des alten Herzogsschlosses Ln Wesel zum Museum.
Alte Stuckdecken und Reliefs.
Der Gedanke, daß die Stadt Wesel ein Stadt- und Kreismuseum erhalten sollte, ist im Dritten Reich zur Tat geworden. Die Stadt-
verwaltung hat das alte historische Schloß der Herzoge in seiner Außen- und Innenarchitektur neu erstehen lassen. Die Jnnenräume be-
durften einer besonderen künstlerischen Ausgestaltung. Die Verwaltung entschloß sich, für diese Arbeiten den Kunstbildhauer Silvester
Scholz aus Düsseldorf mit folgenden künstlerischen Arbeiten zu betrauen.
Die kostbare historische Stuckdecke mit Darstellungen aus dem neuen Testament, die ehemals im Rigaudschen Hause gehangen hatte,
sollte nun im blauen Saale des Herzogsschlosses von dem genannten Künstler sachverständig eingebaut werden. Diese Decke ist nach den
alten Gegenständen, die Meister Handsche im Jahre 1668 zugrunde legte, künstlerisch wieder verwendet worden. Die drei Darstellungen
„Geburt, Beschneidung und Anbetung" werden mit einem steingrauen Ton überzogen und passen sich den blauen abgestumpften Tönen der
Wände sowie der Türen und der Täfelung vorzüglich an.
Vom blauen Saal gelangt man zum Brandenburger Raum. Auch war es Aufgabe des Künstlers, die arg beschädigte Barockdecke
so neu zu gestalten, daß sie der damaligen künstlerischen Form gerecht wurde. Die Barockdecke wurde ebenfalls steingran getönt und steht
vorzüglich zu den roten Wänden, umrahmt von steingrauen Täfelungen und Türen.
Um nun den Brandenburger Saal einigermaßen mit geschichtlichen Gebilden auszustatten, entschloß sich die Stadtverwaltung,
dein genannten Künstler Silvester Scholz ein Modell der alten Stadt Wesel von 1560 in Auftrag zu geben. Das griechische Institut in Athen
besitzt Arbeiten von ihm. Für die Museen von Königsberg, Köln und anderwärts hat Scholz, wie aus Wesel berichtet wird, ähnliche Arbeiten
ausgeführt.
In Düsseldorf besitzt das Stadtmuseum ebenfalls Werke seiner Hand, von denen als die bedeutendsten die Martinskirche in Bilk,
das alte Bergertor, die Wasserburg „Haus zum Haus" bei Hatingen und das prächtige Modell des Düsseldorfer alten Herzogsschlosses genannt
seien. Ferner schuf er in Düsseldorf eine Nachbildung des abgerissenen gotischen Kraus am alten Düsseldorfer Hafen.
Zum Vorstudium des Weseler Modells dienten Scholz die Gantesweiler Chronik und zeitgenössische Pläne und Stiche.
Das Stadtbild wird im Westen begrenzt durch den damals zweiarmigen Lippelauf. Nach Norden zu wird das Relief von dem Stein-
weg begrenzt, der östliche Teil, wo heute das Berliner Tor steht, der südliche Teil wird eingeschlossen von der Vorstadt Averdorp.
Die Stadt Wesel hatte ehedem vier Vorstädte, nämlich das Averdorp vor der Klosterpforte, die Matena vor der Biehpforte, den
Steinweg vor der Steinpforte und den Löw vor der Löwenpsorte und den eigentlichen Kern der Stadt Wesel.
Wesel hatte um die Mitte des 15. Jahrhunderts ungefähr 40000 Einwohner. Die ersten Mauern wurden im Jahre 1391 errichtet,
das Klostertor um 1392, das Löwentor um 1403, das Kreuztor um 1500, das Brüner Tor um 1525 und das Dämische Tor um 1527. Die
Vorstadt, Matena genannt, wurde Anfang des 16. Jahrhunderts mit einer eigenen Mauer umzogen und 1573 die alte Mauer zwischen
Löwen- und Kreuztor neu errichtet, 1578 der Wall am Kreuztor angefangen und erweitert, 1581 das Fundament zum Rondell am Löwen-
tor gelegt.
Die Stadt war bis auf das Jahr 1241 eine kaiserliche freie Reichsstadt und wurde von dem römischen Könige Heinrich als Reichs-
verweser <bei Abwesenheit seines Vaters Kaiser Friedrich I.) dem Grafen Diederich, als ältesten Sohn des Grafen Diederich VI. von
Cleve, geschenkt.
Die Nationalsozialisten Wesels setzen ihre Ehre daran, der alten Zeit mit ihrer großen Kultur die höchste Achtung entgegenzubringen,
dadurch sollen Geschichte und Kunst zu neuem Leben erweckt werden. Dafür ist es wichtig, sich mit den Kunstwerken der Stadt aus der alten
Geschichte ausgiebig vertraut zu machen, denn hier reden die großen Werke unserer Vorfahren ernst und lebendig zu unserer Zeit.
 
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