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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 36.1935

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Hofmann-Arzberg, Hans: Bayerische Ostmarkburgen
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Lux, Koloman: Die königliche Burg Stephans des Heiligen in Esztergom, Gran (Ungarn)
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https://doi.org/10.11588/diglit.35025#0031
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29

Als eine heilige Verpflichtung und Mahnung
gilt dieser Spruch den Wanderern, die von Burgen
und Ruinen, diesen deutschen Weihestätten, froh-
rnutigen Herzens zurückkehren zu ihren Arbeits-
plätzen.
Der Ostmarkburgen Licht und Glanz ist vor-
bei. Kahl und kühl stehen die Mauern, die Jahr-
hunderte überdauerten, trauern und mahnen. Trotz-
dem halten sie uns in starkem Bann, denn sie sind
Künder deutschen Seins und Stätten der Mahnung.
Wenn wir oben bei den Ruinen stehen, so können
wir trotz Alter und Zerfall auch nur einen Blick
in die deutsche Zukunft haben. Eine geheimnisvolle
Kraft kommt von den Ruinen, die kein „Rückwärts"
zuläßt.
Der Drang aber, der uns die Ruinen immer
und immer wieder finden läßt, wird und muß seine
Wurzeln haben in der ungestillten Sehnsucht nach
deutscher Freiheit!
So tut den Blick in die deutsche Heimat erst
so recht ein Verweilen droben bei den Ruinen auf,
deren Symbolik der Höhe die Schritte immer wieder
zu ihnen lenkt.

Abb. 44.
Burg Hohenberg an der Eger. Burgeingang.


Aufn. Hofmann-Arzberg, München.

Die königliche Burg Stephans des Heiligen
in Esztergom, Gran (Ungarn).
Kolomaa Lux, Budapest.

lASmM^er erste Ungarnkönig Stephan der Heilige wurde im Jahre 975 in Esztergom geboren. Esztergom soll
schon zur uralten Zeit ein befestigter Ort gewesen sein, und hatte den Namen Jstergun, nach Ortelius'
Angaben Jstrogranum. Jster, Jstros --Donau, Guns?) --Burg. Die Stadt wurde von den Römern
Salva, den Slawen Ostrihom, den Deutschen Gran genannt.
Geschichtliche Urkunden beweisen, daß König Stephan hier am Schloßberg eine großartige
Kathedrale erbauen ließ. Die Kathedrale wurde besonders zur Zeit des Königs Bela III. im Jahre 1186 durch den
Erzbischof Job bedeutend erweitert und verschönert. Von den Bauten dieses Erzbischofs ist besonders eine prächtige
Vorhalle, deren schönste Zierde der mit farbigen Marmorintarsien bekleidete und mit Figuren der Propheten und
Aposteln geschmückte und ,,?orta zpeoiosa" genannte Haupteingang der Kathedrale zu erwähnen.
Neben der Kathedrale standen die königlichen Paläste, welche später in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts,
da der Sitz der ungarischen Könige nach Buda verlegt wurde, den Erzbischöfen von Esztergom übertragen wurden.
Die königlichen Paläste müssen mit Befestigungswerken ihrer Zeit genügend versehen gewesen sein, weil sie im
Jahre 1241—42, bei dem Tatareneinbruch, welcher ganz Ungarn verwüstete, dem Angriffe des Feindes sicheren
Widerstand leisteten, so konnten sich die Tataren trotz wiederholter Anstürme der Burg nicht bemächtigen.
Doch erwies sich die Burg später gegen die Feuergeschütze nicht widerstandsfähig, so daß sie im Jahre 1543
von den herandrängenden Türken erobert wurde. Im Jahre 1595 gelang es den verbündeten christlichen Heeren
nach erbitterten Kämpfen die Burg den Türken wieder zu entreißen. Bei dieser Belagerung wurde die schöne Kathe-
drale in Trümmer geschossen und auch die königlichen Paläste hatten schwer zu leiden. Die eroberte Burg mußte
unbedingt gegen die Türkengefahr befestigt werden, und es mußte an Stelle der königlichen Paläste, welche den
 
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