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über ganz Skandinavien in viel größerem Ausmaße als früher. Jedermann, der es vermochte, beeilte sich, feste Häuser
zu bauen, wenn sie nicht vorher vorhanden waren. In Schweden war ein breites, quadratisches Haus — man könnte
es ein kubisches nennen — besonders beliebt. Liegt hier vielleicht ein Einfluß der orientalischen Welt über Rußland
und Finnland? Auch rektanguläre Häuser von turmartiger Höhe wurden gebaut. Als Material wurde Granit,
gewöhnlich in Verbindung mit Ziegel, verwendet, d. h. der letztere für die innere Verkleidung der Mauern, die
Tür- und Fensterumfassungen, für die oberen Stockwerke des Hauses usw. Oben an den Ecken wurden kleine Hänge-
türme, über den Eingang eine Pechnase, mitunter einen aus Holz oder Backstein konstruierten Wehrgang unter dem
Dachrande angesetzt. In den Mauern werden wie früher kleine Fenster, teils Schießscharten, auch solche für nach
unten gerichtete Schüsse, angebracht. Im Inneren treffen wir gewöhnlich einen in der Mitte des Hauses gelegten
Quergang, so immer in den niederen Stockwerken, gewöhnlich auch besondere Wehrvorrichtungen und in die Mauern
eingelegte Wendeltreppen usw. Wenn auch in
größeren, massiveren Formen, lebt also fortwährend
in diesen Gegenden in der Abenddämmerung des
Mittelalters das turmähnliche, feste Haus, aber jetzt
immer wohnbar eingerichtet, und wird auch von
der folgenden Zeit, der in der Geschichte so be-
kannten Wasazeit, da Schweden aus der Union
mit Dänemark sich gewaltsam losmachte, geerbt.
Schon aus den sechziger Jahren des 15. Jahr-
hunderts stammt Orb yhus in Upland, von kubischer
Form und mit Hängetürmchen an den Ecken, ein
Gebäude, das von König Gustav Wasa mit einem
unerhört breiten Festungsgürtel aus Feldstein um-
geben wurde. Diese altmodische Anlage ist doch
nunmehr seit dem 17. Jahrhundert durch ein Ba-
rockschloß wesentlich begrenzt und verändert worden.
Hier sind auch zu nennen die um die Jahrhundert-
wende entstandenen Burgen Penningby, auch
in Upland, mit Querkorridoren in seinen beiden
niederen Stockwerken — die beiden diagonal an-
gebrachten Kanonenrondelle wurden erst nach 1543
beigefügt —, Sundby in Södermanland, eine
Burg, die von Gustav Wasas Reichsmarschall Lars
Sparre 1546 umgebaut und mit (doch hier quadra-
tischen) Diagonaltürmen versehen wurde, Ängsö
am Mälarsee, Lindholmen inWästergötland u. a.
In stattlicher, turmartiger Höhe steigt immer noch
Wiks-Haus am Mälarsee, einem See, rings um
welchen so viele Herrenhöfe und Schlösser in älteren
oder neueren Zeiten gebaut worden sind. Das Haus,
das von König Gustav 1522 erobert wurde, hat
damals sicherlich keine größeren Umwandlungen
erfahren. Die Fenster, das Portal, das Dach und
besonders im Inneren die oberen Geschosse sind
aber später verändert worden. Jedenfalls können
wir noch das imponierende Äußere mit den Hängetürmchen an den Ecken bewundern oder die gewölbten Keller-
geschosse mit ihren Wehrvorrichtungen, Wendeltreppen usw. studieren. Etwas ähnlich, aber kleiner, war Bergqvara
im südlichen SmLland; also auch ein festes Turmhaus, oftmals ein Ziel für Angriffe feindlicher Scharen, in unseren
Tagen nur eine malerische Ruine, die im stillen See sich spiegelt. Andere wehrhafte Häuser, die gleichwohl immer
noch wohl bewahrt, wenn auch verlassen dastehen, waren Utö am Mälar und Torpa in Wästergötland. Freilich
haben sie keine Hängetürme, aber sie können trotzdem in vielem mit Wik verglichen werden. Ganz verschwunden
ist Ervalla-Haus in Wästmanland, von dem wir doch aus alten Plänen und Aufrissen von 1761 uns eine
Vorstellung machen können. Die Ähnlichkeit mit dem in allem so außerordentlich wohlbehaltenen, berühmten
Glimmingehus in Schonen ist auffallend. Diese vormals dänische Burg, die jetzt dem schwedischen Staate
gehört und von diesem neuerdings konserviert worden ist, könnte in Mehrbarkeit und Raumverteilung der Stock-
werke als der wahre Prototypus verschiedener oben genannter Häuser gelten.
Rein architektonisch im Zeichen der Renaissance vermochte die Wasazeit jedenfalls im Anfang nur wenig
Neues zu bringen, aber die Auslösung der Kalmarunion, die Gründung des nationalen Königtums, die Reformation,
über ganz Skandinavien in viel größerem Ausmaße als früher. Jedermann, der es vermochte, beeilte sich, feste Häuser
zu bauen, wenn sie nicht vorher vorhanden waren. In Schweden war ein breites, quadratisches Haus — man könnte
es ein kubisches nennen — besonders beliebt. Liegt hier vielleicht ein Einfluß der orientalischen Welt über Rußland
und Finnland? Auch rektanguläre Häuser von turmartiger Höhe wurden gebaut. Als Material wurde Granit,
gewöhnlich in Verbindung mit Ziegel, verwendet, d. h. der letztere für die innere Verkleidung der Mauern, die
Tür- und Fensterumfassungen, für die oberen Stockwerke des Hauses usw. Oben an den Ecken wurden kleine Hänge-
türme, über den Eingang eine Pechnase, mitunter einen aus Holz oder Backstein konstruierten Wehrgang unter dem
Dachrande angesetzt. In den Mauern werden wie früher kleine Fenster, teils Schießscharten, auch solche für nach
unten gerichtete Schüsse, angebracht. Im Inneren treffen wir gewöhnlich einen in der Mitte des Hauses gelegten
Quergang, so immer in den niederen Stockwerken, gewöhnlich auch besondere Wehrvorrichtungen und in die Mauern
eingelegte Wendeltreppen usw. Wenn auch in
größeren, massiveren Formen, lebt also fortwährend
in diesen Gegenden in der Abenddämmerung des
Mittelalters das turmähnliche, feste Haus, aber jetzt
immer wohnbar eingerichtet, und wird auch von
der folgenden Zeit, der in der Geschichte so be-
kannten Wasazeit, da Schweden aus der Union
mit Dänemark sich gewaltsam losmachte, geerbt.
Schon aus den sechziger Jahren des 15. Jahr-
hunderts stammt Orb yhus in Upland, von kubischer
Form und mit Hängetürmchen an den Ecken, ein
Gebäude, das von König Gustav Wasa mit einem
unerhört breiten Festungsgürtel aus Feldstein um-
geben wurde. Diese altmodische Anlage ist doch
nunmehr seit dem 17. Jahrhundert durch ein Ba-
rockschloß wesentlich begrenzt und verändert worden.
Hier sind auch zu nennen die um die Jahrhundert-
wende entstandenen Burgen Penningby, auch
in Upland, mit Querkorridoren in seinen beiden
niederen Stockwerken — die beiden diagonal an-
gebrachten Kanonenrondelle wurden erst nach 1543
beigefügt —, Sundby in Södermanland, eine
Burg, die von Gustav Wasas Reichsmarschall Lars
Sparre 1546 umgebaut und mit (doch hier quadra-
tischen) Diagonaltürmen versehen wurde, Ängsö
am Mälarsee, Lindholmen inWästergötland u. a.
In stattlicher, turmartiger Höhe steigt immer noch
Wiks-Haus am Mälarsee, einem See, rings um
welchen so viele Herrenhöfe und Schlösser in älteren
oder neueren Zeiten gebaut worden sind. Das Haus,
das von König Gustav 1522 erobert wurde, hat
damals sicherlich keine größeren Umwandlungen
erfahren. Die Fenster, das Portal, das Dach und
besonders im Inneren die oberen Geschosse sind
aber später verändert worden. Jedenfalls können
wir noch das imponierende Äußere mit den Hängetürmchen an den Ecken bewundern oder die gewölbten Keller-
geschosse mit ihren Wehrvorrichtungen, Wendeltreppen usw. studieren. Etwas ähnlich, aber kleiner, war Bergqvara
im südlichen SmLland; also auch ein festes Turmhaus, oftmals ein Ziel für Angriffe feindlicher Scharen, in unseren
Tagen nur eine malerische Ruine, die im stillen See sich spiegelt. Andere wehrhafte Häuser, die gleichwohl immer
noch wohl bewahrt, wenn auch verlassen dastehen, waren Utö am Mälar und Torpa in Wästergötland. Freilich
haben sie keine Hängetürme, aber sie können trotzdem in vielem mit Wik verglichen werden. Ganz verschwunden
ist Ervalla-Haus in Wästmanland, von dem wir doch aus alten Plänen und Aufrissen von 1761 uns eine
Vorstellung machen können. Die Ähnlichkeit mit dem in allem so außerordentlich wohlbehaltenen, berühmten
Glimmingehus in Schonen ist auffallend. Diese vormals dänische Burg, die jetzt dem schwedischen Staate
gehört und von diesem neuerdings konserviert worden ist, könnte in Mehrbarkeit und Raumverteilung der Stock-
werke als der wahre Prototypus verschiedener oben genannter Häuser gelten.
Rein architektonisch im Zeichen der Renaissance vermochte die Wasazeit jedenfalls im Anfang nur wenig
Neues zu bringen, aber die Auslösung der Kalmarunion, die Gründung des nationalen Königtums, die Reformation,