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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 36.1935

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Hofmann-Arzberg, Hans: Bayerische Ostmarkburgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.35025#0028
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Leider ist aber dieses Kulturdenkmal den
Witterungsverhältnissen zu sehr preisgegeben,
und obwohl bereits eine hochherzige Spende
für Ausbesserungsarbeiten besteht, ist es doch
angebracht, wegen der Bedeutung dieses Kul-
turdenkmals für Nordeck um weitere Aus-
besserungsarbeiten zu werben.
Im Osten des Fichtelgebirges haben wir
eine der größten und dominierendsten Burgen
in der weithin sichtbaren Ruine Thierstein,
die durch die vorgeschichtlichen Forschungen des
in München lebenden Kunstmalers Pg. Lud-
wig Schmidt-Selb, große Bedeutung erhält.
Auf einer aus dunklem Basaltgestein ge-
bildeten Kuppe (681 in hoch) erheben sich die
Trümmer der noch gut erhaltenen Ruine mit
ihrem 34 in hohen Turm. Vom weltabgeschie-
denen Ort Thierstein aus, der sich malerisch
zu Füßen der Ruine gruppiert, kommen wir
in kurzer Zeit zum Wartturm, wo uns der
Burgwart, der letzte und älteste Nagelschmied
von Thierstein und vom ganzen Sechsämter-
land namens Bauer, ein Mann vom alten
guten Schlag, den Schlüssel zur Ruine gibt.
Die Mauern des Bergfriedes sind unten 3 m,
oben 1,5 in dick. Seit dem Jahre 1863 ist der
Turm mit einer Plattform versehen, so daß
man eine großartige Fernsicht in aller Ruhe
genießen kann. Seit dieser Zeit ist auch eine
Überdachung vorhanden, die vor Witterungs-
einflüssen schützt. Thierstein, das ebenfalls als
Wehranlage gegen die Slawen entstanden sein
dürfte, war, wie urkundlich bekannt ist, früher
ein Reichslehen. Über die Entstehung der Burg
ist urkundlich nichts bekannt. Seit alters her
Aufn. Hosmann-Arzberg, München, war das Geschlecht der Notthaste im Besitz der
Abb. 41. Burgruine Thierstein nach Osten. Mittelpunkt der vorgeschichtlichen Burg. 1172 werden die Notthafte bereits ge-
Forschungen von Pg. Kunstmaler Schmidt-Selb. nannt und 1291 verkauft ein Engelhardt Nott-
haft zu Thierstein Thierstein an die Burggrafen
von Nürnberg. Ist über den Rückkauf urkundlich auch nichts bekannt, so muß dieser doch erfolgt sein, denn 1386
verkauft ein Peter Notthast das Amt um 6000 Schock Meißner Groschen dem jüngsten Sohn Friedrich des Ernst-
haften, dem Landgrafen Wilhelm von Thüringen. 1415 ist Thierstein ganz im Besitz der Nürnberger Burggrafen.
Im albertinischen Kriege (Markgraflerkrieg 1553/54) wurde die Feste durch den Feldhauptmann Heinrich von
Reußen zerstört. Obwohl sie unter Markgraf Christian Ernst, der sie zu Beginn des 17. Jahrhunderts als Zu-
fluchtsstätte benutzte, notdürftig zusammengeflickt wurde, blieb Thierstein doch Ruine. 1725 brach im Pfarrhaus zu
Thierstein Feuer aus, das auch das Schindeldach des Turmes mit in Brand setzte. Im Jahre 1703 war aus dem Turm
eine Wachtstube errichtet worden, anschließend daran dann ein Gang um die Mauern der Burg herum und eine Treppe
von der Mitte des Turmes bis zum obersten Raum angelegt worden. Man stellte seinerzeit Wächter auf. Die Bewohner des
Sechsämterlandes hatten hier nach alten Nachrichten auch ihren Sammelplatz — die Wunsiedler Bürger ausge-
nommen —, wenn es galt, sich dem Feinde entgegenzusetzen. Ein Lärmfeuer auf dem Schneeberggipsel soll jeweils
das Signal zur Versammlung gewesen sein.
Mehr denn 200 Jahre stehen die Trümmer der Umfassungsmauern, und wenn kurz vor der Jahrhundertwende,
als man die Mauern etwas ausbessern wollte, an der Ostseite ein großes Stück der Mauer einstürzte, so hat das wenig-
stens durch das damit für die Bewohner des Marktes Thierstein aufgezeigte Gefahrenmoment bezweckt, daß alljährlich
ein bestimmter Betrag zur Erhaltung der Burg sichergestellt wurde. Selbst ein sehr um die Erhaltung der Ruine
besorgter geschätzter Heimatfreund schrieb mir erst dieser Tage, daß „irgendwelche schädigende Einwirkungen des
Wetters, die besorgniserregend sein könnten, gegenwärtig (Anfang September 1934) nicht festzustellen sind" und daß
lediglich an eine Verbesserung des Aufganges im Innern zu denken sei. Der Verfasser könnte sich aber keine bessere
Auferstehung der trutzig-wuchtigen Burg Thierstein denken, als daß Thierstein unter Zuhilfenahme der Umfassungs-
 
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