Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 8.1906-1907

DOI Heft:
Nr. 1
DOI Artikel:
Austellung der Bauhütte Hohkönigsburg vom 15. Oktober bis 12. November bei Ed. Schulte in Berlin
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.31824#0030

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
20

Ausstellung der Bauhütte ^ohkönigsburc;

vom 15. Gkrober bis 12. November bei Ed. Gchulce in Berlitt.

Die Ausstellung des künstlerischen werkzeugs der Baubütte der Hohkönigsburg sollre dazu dienen,
einem größeren Rreise ein Bild der 2lrbeitsweise zu geben, wie sie bei der wiederherstellung der Burg
angewender worden ist. Infolgedessen erstreckre sich dieselbe nichr nur auf Modelle und zeichnerische
Darstellungen des wiederherstellungsbaues, wie er geplant ist, sondern der größere Deil wurde ein-
genommen von den Ergebnissen der Unrersuchungen, wclche für die wiederherstellung die norwendigen
Grundlagen geliefert haben. Die Unrersuchungen stnd dreierlei Art.

Zuerst Nachforschnirgen in den 2lrchiven. Sie habcn urkundliche Usachrichren über dcn früheren
Zustand der Burg gelieferr. Von dcn wichtigeren Akrenstücken stnd worrgerreue Abschrifren angeferrigr,
von den übrigen ausführlichc 2luszüge Diese Abschrifren eignen sich nichr zu Ausstellungszwecken, doch
stnd cinzelne der daraus gewonncnen Usachrichre» i» eincm Grundriß der Burg eingctragen und zwar bei
dcmjenigen Bauteile, auf den ste sich beziehen. Unrer Glas findcn stch in der Ausftellung ferner einige
bcsondere inrcressante Stücke, so aus der Rorrespondenz des leyren Lurgvogrcs währcnd der Lelagcrung.
2. Ausgrabnngen. Die Ergcbnisse der Ausgrabungen stnd dagegen zahlrcich verrrcrcn. Als solchc stnd
die Fundstücke zu berrachten, wclchc ein Bild des ganzcn wirtschafrlichen und kriegerischen Lebens auf der
Burg zu geben geeigner stnd und dic auch eine lNenge von archirekronischen Einzelheircn in Bruchstücken zu-
tage geförderr haben, die als Dorbilder bei der wiedcrherstellung der Burg benuyr werden.

wichriger aber stnd die Ergebnisse der Ausgrabnngen für die Festlegung der vorhanden gewesenen
Mauerzüge, die nach Vollendung der Arbciten dieser 2lrk in den plänen nicdergelegt sind, welche den
Bestand der Ruine vor Beginn der wiederherstellung auf das genaueste darstellen. Die Zeichnungen
stnd durch besondere Aufschrifren kenntlich gemachr; es sei besonders auf den großen Grundriß 1:1M
hingewiesen, in welchem der Zustand der Burg vor den Ausgrabungen dargestellt ist.

Z. wiederherstellungsarbeiten. Uber die Reihenfolge der wiederherftellungsarbeiren sei das Folgende
gesagr: Dor Beginn der Arbeiren wurde die ganzc Burg im Ssmmer und Herbst 1§SS gemessen und auf-
gezeichner, zu gleicher Zeir wurde in den Archiven zu Innsbruck, Straßburg, Lolmar, 2lugsburg,Basel, wien
und vielen andere» das zusammengerragen, was an urkundlichen Vlachrichrcn aufzurreiben war. Ferner
wurde die vorhandene Likeratur durchgesehen und gesammelr. Die Ergebnisse der Aufnahmen wurden dann
am 21. März 1S>X> von Seincr Majestär dem Raiser und Rönig bestchrigt und der Beginn der wiedee-
herstellung befohlen. Die wiedcrhersteilungsarbeiren selbst begannen am 17. Mai 1SM damit, daß rings
um die Burg Srichgeäben durch die stark verwachsenen Abhänge gelegt wurden, und daß auf dem Zuge
der äußeren Mauern das Gestrüpp enrfernr wurde, welches dicse vollständig überwucherr harre, sodann
wurden in gleichmäßigem Forrschreiten die gesamten im Schurr vergrabenen Mauerreste freigelegr.
Funde. Vom ersten Tage an fanden stch bei den Erdarbeiren cine große Menge von kleinen Funden..
Pfeilspiyen, ciscrne Vlägel, Ranoncnkugeln, Reste von venetianischen Gläsern, Münzen, Reste der
Fenstervcrglasung und der Bleikcilung derselben, waffcn allcr 2lrr, Sreigbügel, pferdegeschirre und
eine Mcnge von Rnochen und dergleichen; selbst Rinderspiclzeug, Schercn, Tischmesser, Leuchrer usw.
wurden in großer Zahl gefunden, die Schlüssel und Schlösser z. B. bieren ein vollständiges Bild der
Enrwicklung von der romanischcn Zeir bis zue Mirre des 17. Iahehunderrs.

Die Funde wurden vom ersten Dage an mit tFummern versehen und mir Buchstaben gekenn-
zeichner, welche den Fundort angeben; außerdem wurdc das Datum dcs Fundrages aufgeschrieben.
Rings um die Burg wurden an allen Mauern enrsprechende Buchstaben oder Zahlcn angebrachr und
diese 2lrt der Rennzeichnung wurde auch im Innern überall durchgeführt In den Berichren, welche
täglich über den Forrgang der Arbcircn schrifrlich niedergclegt wurden, wird auf diese Einreilung in
Buchstaben und dergleichen forrwährend Bczug genommen. Ein Berichtbuch liegt in der Ausstellung auf.

Die Ausgrabungen nahmen das ganze Iahr 1SM in Anspruch. 2ln wiederherstellungsarbeiren
wurde in diesem ^fahre nur ein Skützpfeiler an dein sehr bedrohren Felsen, auf dem der Bergfried steht,
ausgeführt. Alle anderen Arbeircn begannen erst im nächsten Iahre, nachdem die Ergebnisse der Aus-
grabungen, Vermessungen und Akrenforschungen den winter über in den neuen plänen niedergelcgr
worden waren. Die Vorenrwürfe waren inzwischen enrsprechend den bekannr gewordenen Tarsachen
umgearbeirer.

Sicherung-arbeiten. Im Frühjahr 1SS1 begann dann die wiederherstellung zunächst mir der Sicherung der
Fundamenre rings um die ganze Burg herum, Unrerfangung der Felsen und Ausbesserung des aufgehenden
 
Annotationen