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Vereinigung zur Erhaltung Deutscher Burgen [Hrsg.]
Der Burgwart: Mitteilungsbl. d. Deutschen Burgenvereinigung e.V. zum Schutze Historischer Wehrbauten, Schlösser und Wohnbauten — 8.1906-1907

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Nr. 2
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Reimérdes, Ernst Edgar: Burg Bentheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.31824#0042

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Wer die tzeinint nicht kennt,

Von Ernst Edgar Reinisrdes-Beulin. 3st Tor und seiner heimat

tt eittem eiitlegcttctt wittkel Uttseres Varerlattdes, abseits vc>tt jeiieii Gtättcii, die
alljährlich eiiicr reisclustrgeii Meiigc Ziel siiid, im südivestlichen Teil des Re
gierungsbezirks Msnabrüch uiiiiiittelbar an der holländischcn Grenze, liegt ein
kleines Gtädtchcn, das auf eine Iahrhunderte alte, an ävetter- und Rriegs-
gewalten reiche k?ergangenheit zurückblickt, es ist Bentheini, die ^aupcstadc der eheinaligen
Grafschafr glcichen Nainens und einstige Xesideinsradc der Fürsten zu Bentheiin, deren
Vlaine anläßlich der ain 7. Mai dieses Iahres stattgehabten Gilberhocbzeir des Lürsten
Alezis und der Lürstin paulinc ivieder cininal gcnannt ivurde.

bver kennt Äentheiin? und dennoch hört nian in allen Gegendcn Deutschlands hin
und rvieder dcn Ausruf: „<ierrgoct von Benthenn", ohnc dast dcrjenige, ivelchcr diesen
Gaiz als Ausdruck der Überraschung, oder auch als derben Lluch gebraucht, cinc Ahnung
von der Entstehung dieser Redcnsarc hat.

Einst waren die Grafen von Bentheiin ein kriegs-
lustiges, capferes Geschlechc, rcicki an irdischcn Gütern
und stolz auf ihre Macht. Nncer dcnen, die sich besonders
auszeichneten, seicn hier Gtto IV. genannt, der inic Raiscr
Lriedrich Barbarostä ins gelobte -Cand zog und IIHO
wohlbehalcen zurückkehrte; ferner Balduin der Tapfere,
der Lriedrichs II. Rreuzzug nach Ägypcen niirinachre;

Arnold I., unter dcssen Herrschafc lZ-kik die lucherische
Eehre eingcführt wurde und dcssen Enkel Arnold II., der
bedeurendste Mann auf deni Grafenchrone Bcntheiins.

Er vollcndete das bvcrk dcr Reforination und war wegen
seiner großen Lröininigkeit berühnit. In dcn Glanzzeircii
des Geschlechts so» die T^cdensart voni „Herrgott von
Bentheini" entstanden sein. Anderer Deucung nacki rührt
dieselbe von cineni aus dcin achtcn oder ncuntcn Iahr
hnnderr stainnienden, stcinernen Rruzifip her, das iin
Schloßhof zu Bcnthciin steht und eincs der ältcstcn
Gteindenkniäler Deucschlands ist,

Auf hoheni ^elsrücken, eniein der leyten Ausläufer des Teucoburger bvaldes, in-
inirten grünender bviesen und fruchtbarer Äcker liegt die Gcadt Bentheiin. Auö dein
dunklen Laub dcr Ääuinc lugcn ihre rocen und blaugrauen Dächer freundlich hervor
und hoch über ihnen ragen drohend die alcersgrauen Türine und Ziniien des fürstlichen
Gchlostes in die Eufr, wie ein inacbtvolles bvahrzeichen vergangener Größe und »^errlichkeit.

Das von dein Gohne bvilhclins des Eroberers etwa llZ5 crbaure Schloß

Ivmdsor in England soll nach dein Niuster von Burg Bentheiin aufgeführt worden sein.

Fast genau so, wie es der große holländische Nieister Iakob van A,uisdale (1ö5Z)
geinalt har, siehc Gchloß Bentheini heuce noch aus, troyig und wetterfest, aus inächtigen
Eluadersandsteinblöcken errichret, eine der ältesten, größcen und besterhalrenen siZurgen
Deutsckilands. Die Vesuchcr des Aeichsinuseunis in Anistcrdani werden sich gewiß des
Bildes erinnern.
 
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