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Davidsohn, Robert
Philipp II. August von Frankreich und Ingeborg — Stuttgart: Druck von Gebrüder Kröner, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.51977#0010
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warfen ihn nieder, und der Plan Ludwigs VII., noch bei
seinen Lebzeiten den spätgeborenen einzigen Sohn krönen
zu lassen, erlitt eine starke Verzögerung. Der siebzigjährige
König wallfahrtete zu dem Heiligen, dessen Wunder in
diesen Zeiten am meisten gerühmt wurden. Am Grabe
des Erzbischof-Märtyrers von Canterbury, dem der König-
einst persönlich nahe gestanden, erflehte er Genesung
für den Sohn, der statt am 15. August am 1. November
1179 in der That gekrönt werden konnte1).
Doch kaum fühlte dieser Knabe die Krone auf seinem
Haupte, als seine eigentliche Natur ein gewaltsames, von
keiner anderen Rücksicht als etwa der des Verstandes in
Schranken gehaltenes Wesen hervortrat. Er beraubte
seinen gelähmten Vater, der nur noch kurze Zeit zu
leben hatte, des Staatssiegels2), seiner Mutter, die dem
Plane seiner Verehelichung widerstrebte, nahm er die
Schlösser und Gebiete fort, die ihr als Witwengut zu-
gewiesen waren3). Derselbe unbändige, durch kein sitt-
liches Bedenken gezügelte Geist lebte in ihm, der den
Söhnen Heinrichs II. von England — in dieser Zeit
seinen Freunden — das Schwert der Empörung gegen
den Vater in die Hand drückte, derselbe zügellose Geist,
der Bertrand de Born flammende Lieder finden liess, die
Söhne wider den Vater aufzustacheln.
Man würde den Vorgängen, welche den Inhalt dieser
Darstellungen bilden sollen, nicht ganz gerecht werden,
1) Nach dem Tode Ludwigs VII. (18. Sept. 1180) liess sich
Philipp nochmals krönen.
2) Radulfus de Diceto, Ree, XVII, 617 e.
3) Rad. de Die., ibid.
 
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