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Davidsohn, Robert
Philipp II. August von Frankreich und Ingeborg — Stuttgart: Druck von Gebrüder Kröner, 1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.51977#0247
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239

XIV.
Die letzten Scheidungsversuche und Ingeborgs
Wiederaufnahme.
In einem Briefe vom 23. April 1209, in welchem
Innocenz König Philipp zur Unterstützung Johanns von
Brienne, der zum König von Jerusalem geworden, auf-
fordert, hat Innocenz wieder ein Wort von der Ehesache
einfliessen lassen. Er erhebt in dem Schreiben Philipp
mit den lebhaftesten Lobsprüchen: die Eheangelegenheit
allein bilde einen Flecken in seinem Ruhme1).
Doch ruhte Ingeborgs Sache zunächst so gut wie
vollständig. Der Papst richtete im Mai 1210 an die
Königin einen Trostbrief, in durchaus allgemeinen Aus-

1) Es sei gestattet, an den Schluss dieses Briefes anknüpfend,
die Untersuchung einer nicht uninteressanten Frage anzuregen.
Dieser Schluss lautet: „Ad haec, cum, sicut pro certo comperi-
mus, literae nostrae tibi saepe minus fideliter exponantur, in
hoc esse te volumus de caetero cautiorem, cum vitiosus inter-
pres aliquando minus, interdum plus, nonnumquam vero aliud
et aliter, quam in ipsis contineatur, exponat, culpabiliter te de-
cipiens, cuins intelligentiam fascinat, et damnabiliter nos offendens,
quorum intentionem depravat. Caeterum . . etc. — In ep. X, 42
hatte der Papst in ähnlichem Sinne an Philipp geschrieben: „Scri-
bimus autem dilecto filio abbati de Sarnai, viro sicut credimus,
provido et honesto, ut tuae regali prudentiae literas nostras ex-
hibeat et exponat, ne forte nunc etiam, sicut olim tibi per alium
minus fideliter exponantur.“ Diese Stellen legen die Vermutung
nahe, dass Philipp für die päpstlichen Schreiben eines Dolmetsch
bedurfte, also des Lateinischen nicht mächtig war. Eine ein-
gehendere Untersuchung dieser Frage etwa durch französische
Gelehrte möchte wohl einen dankenswerten Beitrag zur Kultur-
geschichte jener Zeit gewähren.
 
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