Einleitung.
i.
Philipp II. August.
Noch war, seit sich das Erbe Karls des Grossen
gespalten, dem West-Frankenreiche keine mächtigere
Herrschergestalt erstanden, den grossen Kaisern ver-
gleichbar, die unserem Vaterlande beschieden waren, als
die Krone jenes Landes einem fünfzehnjährigen Knaben
zufiel.
Den auf die Behauptung ihrer Macht bedachten
Vasallen mochte dieser jugendliche König Philipp geringe
Besorgnis einflössen, der kurz zuvor von einer lebens-
gefährlichen Krankheit genesen war, in die ihn kindliche
Furcht stürzte. Auf der Jagd hatte er sich im Walde
verirrt, die Nacht brach herein, in seiner Angst flehte
er um Hilfe zur Jungfrau und zu Saint-Denis; endlich
fand ihn ein Kohlenbrenner und führte ihn zurück* 1).
Die Schrecken, mit welchen die im einsamen Walde
verbrachte Nacht die Phantasie des Knaben erfüllt hatten,
1) Benedict. Petroburgensis, „Recueil des hist.“ etc. XIII, 180.
— Robert de Monte, ibid. 322. — Rigord (ed. Delaborde), c. 3.
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i.
Philipp II. August.
Noch war, seit sich das Erbe Karls des Grossen
gespalten, dem West-Frankenreiche keine mächtigere
Herrschergestalt erstanden, den grossen Kaisern ver-
gleichbar, die unserem Vaterlande beschieden waren, als
die Krone jenes Landes einem fünfzehnjährigen Knaben
zufiel.
Den auf die Behauptung ihrer Macht bedachten
Vasallen mochte dieser jugendliche König Philipp geringe
Besorgnis einflössen, der kurz zuvor von einer lebens-
gefährlichen Krankheit genesen war, in die ihn kindliche
Furcht stürzte. Auf der Jagd hatte er sich im Walde
verirrt, die Nacht brach herein, in seiner Angst flehte
er um Hilfe zur Jungfrau und zu Saint-Denis; endlich
fand ihn ein Kohlenbrenner und führte ihn zurück* 1).
Die Schrecken, mit welchen die im einsamen Walde
verbrachte Nacht die Phantasie des Knaben erfüllt hatten,
1) Benedict. Petroburgensis, „Recueil des hist.“ etc. XIII, 180.
— Robert de Monte, ibid. 322. — Rigord (ed. Delaborde), c. 3.
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