zige Kind des staufischen Pfalzgrafen Konrad, des Onkels
Kaiser Heinrichs VI. Philipp August, stets auf die Ver-
längerung der Gefangenschaft Richards bedacht — das
Lösegeld für diesen hatte noch nicht gezahlt werden
können —, hoffte eine solche zu erreichen, wenn er zum
Kaiser in ein nahes Verwandtschaftsverhältnis trat. So
schickte er denn an diesen wenige Wochen, nachdem
in Compiegne jenes Ehescheidungsurteil gefällt war, eine
Werbungsgesandtschaft1); den Kaiser mochte die Hoff-
nung, über das erledigte Lehen nach des Pfalzgrafen
Tode um so freier verfügen zu können, wenn der Schwie-
gersohn Konrads ein ausländischer Fürst wäre, den Pfalz-
grafen selbst mochte die Aussicht auf eine Königskrone
für die Tochter locken.
Doch die Liebe eines Mädchens und die Klugheit
seiner Mutter durchkreuzten die Pläne der Politik und
des Ehrgeizes. Die Gattin des Pfalzgrafen wusste um
die Werbung, und sie fragte ihre Tochter, ob sie des
Königs von Frankreich Gemahlin werden wolle. Agnes
antwortete, das Beispiel der Dänin, die jener entehrt
und verstossen habe, schrecke sie. Den, dem sie von
Jugend an verlobt sei, Heinrich, den Sohn Heinrich des
Löwen, wolle sie zum Gatten. Durch geheime Botschaft
wurde der junge Welfe von Braunschweig herbeigerufen,
und glücklich gelangte er, der von Kaiser Heinrich als
Reichsfeind geächtet war, nach der Burg am Rhein.
1) Die Zeit der Werbung hat Otto Abel („König Phil, von
Schwaben“ p. 309) auf die Zeit vom 20. Dezbr. 1193 bis Mitte
Januar 1194 zutreffend bestimmt. — Die Erzählung der Werbung
und ihre Folgen bei Guillelm. Neubrig., Rec. XVIII, 36; vgl.
ferner Tolner, „Hist. Palatina“ p. 340.
Kaiser Heinrichs VI. Philipp August, stets auf die Ver-
längerung der Gefangenschaft Richards bedacht — das
Lösegeld für diesen hatte noch nicht gezahlt werden
können —, hoffte eine solche zu erreichen, wenn er zum
Kaiser in ein nahes Verwandtschaftsverhältnis trat. So
schickte er denn an diesen wenige Wochen, nachdem
in Compiegne jenes Ehescheidungsurteil gefällt war, eine
Werbungsgesandtschaft1); den Kaiser mochte die Hoff-
nung, über das erledigte Lehen nach des Pfalzgrafen
Tode um so freier verfügen zu können, wenn der Schwie-
gersohn Konrads ein ausländischer Fürst wäre, den Pfalz-
grafen selbst mochte die Aussicht auf eine Königskrone
für die Tochter locken.
Doch die Liebe eines Mädchens und die Klugheit
seiner Mutter durchkreuzten die Pläne der Politik und
des Ehrgeizes. Die Gattin des Pfalzgrafen wusste um
die Werbung, und sie fragte ihre Tochter, ob sie des
Königs von Frankreich Gemahlin werden wolle. Agnes
antwortete, das Beispiel der Dänin, die jener entehrt
und verstossen habe, schrecke sie. Den, dem sie von
Jugend an verlobt sei, Heinrich, den Sohn Heinrich des
Löwen, wolle sie zum Gatten. Durch geheime Botschaft
wurde der junge Welfe von Braunschweig herbeigerufen,
und glücklich gelangte er, der von Kaiser Heinrich als
Reichsfeind geächtet war, nach der Burg am Rhein.
1) Die Zeit der Werbung hat Otto Abel („König Phil, von
Schwaben“ p. 309) auf die Zeit vom 20. Dezbr. 1193 bis Mitte
Januar 1194 zutreffend bestimmt. — Die Erzählung der Werbung
und ihre Folgen bei Guillelm. Neubrig., Rec. XVIII, 36; vgl.
ferner Tolner, „Hist. Palatina“ p. 340.