Der Landkreis Miesbach als Kulturlandschaft
Als im Jahre 1972 in Bayern die Gebietsreform durchgeführt
wurde, ging der Landkreis Miesbach fast unverändert daraus
hervor. Lediglich im Nordwesten wurde die Gemeinde Otter-
fing dem Kreisgebiet angeschlossen. Diese Abrundung aus
statistischen Gründen brachte zugleich eine Zusammenfüh-
rung von historischen Bezügen, denn das einst vom Kloster
Tegernsee geförderte Otterfing ist die Weghälfte zwischen Te-
gernsee und München; der nahe, geographisch herausra-
gende Jasberg war deshalb vom Kloster mit einer Kirche des
Tegernseer Patrones St. Quirinus markiert worden.
Der Landkreis Miesbach hat das Glück, nicht aus hetero-
genen Einheiten zusammengeworfen, sondern aus geschicht-
lich gewachsenen Kulturlandschaften gebildet worden zu
sein. Diese Kulturlandschaften sind klar mit der Geographie
der drei abgeschlossenen Nord-Süd-Täler und der Öffnung
des Gebietes nach Norden verknüpft. Hier entwickelten sich
vier Herrschaftsgebiete, welche eine gut durchwachsene Mi-
schung von geistlicher und weltlicher Ordnungseinheit re-
präsentieren: Im westlichen Tal mit dem Becken des Tegern-
sees und den zugehörenden Flußsystemen von Weißach,
Rottach und Mangfall haben die zwei dem bayerischen
Hochadel angehörenden Brüder Adalbert und Ottkar das
Kloster Tegernsee gegründet. Im mittleren Tal mit dem
Schliersee und der aus ihm fließenden Schlierach haben fünf
Brüder aus ihrem Erbgut das Kloster Slyrse errichtet und
nach Annahme der Benediktinerregel dem Bischof von Frei-
sing anheimgestellt. Im östlichen Durchflußtal der Leitzach
hatte Gräfin Haziga von Istrien auf dem Grundbesitz ihres
Gemahls, des Pfalzgrafen Otto I. von Scheyern-Wittelsbach,
die Gründung einer klösterlichen Zelle vorbereitet. Dazu
hatte sie aus dem Schwarzwäldischen Reformkloster Hirsau
zwölf Mönche erbeten und bald darauf im Tausch mit dem
Freisinger Bischof den Grund für eine Klosterverlegung
nach Fischbachau vermittelt; der Ursprungsort im heutigen
Bayrischzell war als zu rauh und unwirtlich empfunden
worden.
Im Westen entstand somit die Verwaltungseinheit des
Tegernseer Klostergerichts, welches von der Tiroler Grenze
über Tegernsee, Waakirchen, Warngau, Holzkirchen bis
nach Otterfing reichte. Im mittleren Tal der Schlierach hatte
sich die Familie der Waldecker durch Arbeit und Einsatz für
den Freisinger Bischof hochgedient und konnte sonach ihr
Stammland zwischen der Tiroler Grenze und dem Tauben-
berg gegenüber den Ansprüchen der bayerischen Herzöge zu
einer Grafschaft ausbauen. Im Osten hat sich - nach aber-
maligem Wegzug der Benediktiner von Fischbachau in den
endgültigen Klosterort Scheyern - die sogenannte Scheyri-
sche Hofmark herausgebildet, welche sich ebenfalls von der
Tiroler Landesgrenze entlang der Leitzach bis nach Berbling
am Ostabhang des Irschenbergs erstreckte.
Bäuerliche Haglandschaft mit Einödhöfen und Weilern nordöstlich von Hundham, Gde. Fischbachau
XII
Als im Jahre 1972 in Bayern die Gebietsreform durchgeführt
wurde, ging der Landkreis Miesbach fast unverändert daraus
hervor. Lediglich im Nordwesten wurde die Gemeinde Otter-
fing dem Kreisgebiet angeschlossen. Diese Abrundung aus
statistischen Gründen brachte zugleich eine Zusammenfüh-
rung von historischen Bezügen, denn das einst vom Kloster
Tegernsee geförderte Otterfing ist die Weghälfte zwischen Te-
gernsee und München; der nahe, geographisch herausra-
gende Jasberg war deshalb vom Kloster mit einer Kirche des
Tegernseer Patrones St. Quirinus markiert worden.
Der Landkreis Miesbach hat das Glück, nicht aus hetero-
genen Einheiten zusammengeworfen, sondern aus geschicht-
lich gewachsenen Kulturlandschaften gebildet worden zu
sein. Diese Kulturlandschaften sind klar mit der Geographie
der drei abgeschlossenen Nord-Süd-Täler und der Öffnung
des Gebietes nach Norden verknüpft. Hier entwickelten sich
vier Herrschaftsgebiete, welche eine gut durchwachsene Mi-
schung von geistlicher und weltlicher Ordnungseinheit re-
präsentieren: Im westlichen Tal mit dem Becken des Tegern-
sees und den zugehörenden Flußsystemen von Weißach,
Rottach und Mangfall haben die zwei dem bayerischen
Hochadel angehörenden Brüder Adalbert und Ottkar das
Kloster Tegernsee gegründet. Im mittleren Tal mit dem
Schliersee und der aus ihm fließenden Schlierach haben fünf
Brüder aus ihrem Erbgut das Kloster Slyrse errichtet und
nach Annahme der Benediktinerregel dem Bischof von Frei-
sing anheimgestellt. Im östlichen Durchflußtal der Leitzach
hatte Gräfin Haziga von Istrien auf dem Grundbesitz ihres
Gemahls, des Pfalzgrafen Otto I. von Scheyern-Wittelsbach,
die Gründung einer klösterlichen Zelle vorbereitet. Dazu
hatte sie aus dem Schwarzwäldischen Reformkloster Hirsau
zwölf Mönche erbeten und bald darauf im Tausch mit dem
Freisinger Bischof den Grund für eine Klosterverlegung
nach Fischbachau vermittelt; der Ursprungsort im heutigen
Bayrischzell war als zu rauh und unwirtlich empfunden
worden.
Im Westen entstand somit die Verwaltungseinheit des
Tegernseer Klostergerichts, welches von der Tiroler Grenze
über Tegernsee, Waakirchen, Warngau, Holzkirchen bis
nach Otterfing reichte. Im mittleren Tal der Schlierach hatte
sich die Familie der Waldecker durch Arbeit und Einsatz für
den Freisinger Bischof hochgedient und konnte sonach ihr
Stammland zwischen der Tiroler Grenze und dem Tauben-
berg gegenüber den Ansprüchen der bayerischen Herzöge zu
einer Grafschaft ausbauen. Im Osten hat sich - nach aber-
maligem Wegzug der Benediktiner von Fischbachau in den
endgültigen Klosterort Scheyern - die sogenannte Scheyri-
sche Hofmark herausgebildet, welche sich ebenfalls von der
Tiroler Landesgrenze entlang der Leitzach bis nach Berbling
am Ostabhang des Irschenbergs erstreckte.
Bäuerliche Haglandschaft mit Einödhöfen und Weilern nordöstlich von Hundham, Gde. Fischbachau
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